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TIPS/320: Was tun bei Vogelattacken? (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 26. Mai 2015

NABU: Was tun bei Vogelattacken?


(Bremen, den 26.05.15) Wenn Mütter ihren Nachwuchs "wie eine Löwin" verteidigen, schwingt Bewunderung mit. Wenn ausgerechnet "Rabeneltern" das Gleiche tun, werden sie schnell zu störenden Killerkrähen erklärt. Für den NABU sind Vogelattacken eine logische Konsequenz der geänderten Haltung des Menschen gegenüber der Tierwelt, aber gleichzeitig ein Warnsignal für die Verarmung der Landschaft.


Junge Rabenkrähe kauert auf steinigem Boden, im Hintergrund Pflanzen - Foto: © NABU Bremen

Junge Rabenkrähe
Foto: © NABU Bremen

"Vogelattacken können wirklich unangenehm werden, aber sie sind kein Grund zur Panik", stellt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann klar, "die Tiere verteidigen nur ihr Nest oder ihre Brut gegen vermeintliche Angriffe." Dabei fliegen die Tiere zunächst Scheinangriffe und schlagen mit den Flügeln. Nützt das nichts, setzen sie auch den Schnabel ein und verleihen der Warnung pickend mehr Nachdruck.

Von Rabenkrähen und Bussarden kennt man seit rund 20 Jahren das Verhalten, dass sie mitten in der Stadt scheinbar aus heiterem Himmel Passanten attackieren. Wobei nicht alle Menschen gleichmäßig angegriffen werden. Ob die Farbe der Kleidung ausschlaggebend ist oder die Geschwindigkeit, mit der sich der Mensch bewegt, ist ungeklärt. "Da es ein recht neues Phänomen ist, weiß man noch nicht, welche Schlüsselreize besonders wirkungsvoll sind", erklärt der NABU.


Eine Rabenkraehe auf einer Wiese mit Gänseblümchen - Foto: © NABU Bremen

Rabenkrähe
Foto: © NABU Bremen

Jogger und Radfahrer scheinen besonders gefährdet, Mützen und Kappen bieten nicht nur Schutz, sie sollen auch als Tarnkappe wirken. "Hilfreich ist ein ruhig nach oben gehaltener Stock oder Regenschirm, denn die Vögel attackieren meist den höchsten Punkt", gibt Hofmann einen Tipp. Und während die Ornithologen-Szene noch diskutiert, ob man mit den Armen fuchteln oder nicht fuchteln sollte, rät Vogelfreund Hofmann schlicht zum Rückzug: "Der Klügere gibt schließlich nach."

Vogelattacken an sich sind nicht neu, mancher Eiersammler verlor schon ein Auge durch messerscharfe Eulenklauen, die auf lautlosen Schwingen heranflogen. Auch verteidigen Krähen und Greife ihre Nester besonders gegen andere Vögel, Marder und Katzen. Immer wieder kann man beobachten, wie todesmutige Krähenpaare viel größere Greife so lange lautstark umflattern und nach ihnen hacken, bis diese entnervt abziehen.

Für die recht neuen Angriffe mitten in der belebten Stadt hat Sönke Hofmann dagegen andere Erklärungen: "Zum einen kommen immer mehr Vögel in die Städte, da sie in der ausgeräumten Landschaft keine Chance mehr haben. Das ist ein wirkliches Armutszeugnis für den Menschen." Gleichzeitig habe sich die Einstellung der Menschen gegenüber Tieren radikal geändert: "Tiere sind keine Sachen mehr, ihr Schutz ist im Grundgesetz verankert. Heute schießt kaum einer aus Langeweile mit Zwille oder Luftgewehr auf sie, das macht sie zutraulicher." Und das sei schließlich ein kultureller Fortschritt des Menschen weg von der Barbarei.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.05.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2015

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