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TIPS/203: Belange von Igel & Co. beachten - NABU Niedersachsen gibt Tipps zum Osterfeuer (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 28. März 2012 - Osterfeuer / Naturschutz

Sprung ins Glück!

NABU Niedersachsen gibt Tipps zum Osterfeuer



Hannover - Bald lodert und knistert es wieder überall im Land: vielerorts werden zu Ostern die beliebten Osterfeuer entzündet. Der NABU Niedersachsen appellierte, beim Abbrennen der Osterfeuer auf die Belange der Natur zu achten.

In vielen Orten werden in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag Osterfeuer abgebrannt. Der alte Brauch, der als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte galt, wird auch heute noch in zahlreichen niedersächsischen Städten und Gemeinden zelebriert. Mit dem 'Brauchtumsfeuer' feiert man heute die Auferstehung Jesu, die Befreiung von allem Bösen und das ewige Leben. Dort, wo die Osterfeuer noch nicht kommerzialisiert sind, sondern symbolhaft für das Lichtwerden durch die Auferstehung Christi stehen, ist es Brauch, dass sie am Abend des Ostersonntags mit dem Licht der Osterkerze aus der Pfarrkirche entzündet werden. Von alters her steht das Osterfeuer aber auch als Symbol für die Sonne als Siegerin über den Winter und das Erwachen nach einer langen kalten Zeit. In Niedersachsen verbindet man das Feuer, das aus dem Frühlingsfest der Germanen entstanden war, mit dem Glauben, dass ein zum Fest der Auferstehung verbranntes Stück Holz den Haushalt, aus dem es stammt, vor Blitzschlag schützt.

Damit die Feststimmung bei den Osterfeuern nicht getrübt wird, bittet der NABU Niedersachsen darum, keine hölzernen Abfälle, wie alte Schränke oder ausgediente Sessel, auf den Osterfeuerplatz zu entsorgen.

"Neben dem Brennholz finden sich immer wieder Kartons und Plastikhüllen, Spanplatten oder Paletten. Sorgen machen uns vor allem die mit Holzschutzmitteln behandelte Stücke", erklärte der NABU. Bei deren Verbrennung können giftige Verbrennungsgase entstehen und mit dem Rauch eingeatmet werden. Um dem Missbrauch von Osterfeuern zur illegalen Beseitigung von Sperrmüll vorzubeugen, empfiehlt der NABU, die Osterfeuerstapel möglichst spät, nach Möglichkeit erst am letzten Tag, aufzuschichten.

Das späte Aufschichten kommt nicht nur den Veranstaltern, sondern auch zahlreichen Tieren zugute, für die das vermeintlich sichere Holz- oder Reisigversteck alljährlich zum Scheiterhaufen wird: Käfer und Wildbienen, Hasen und Kaninchen, Igel und Spitzmäuse sind nur einige Arten, die häufig Unterschlupf im Osterfeuerstapel suchen. Auch viele Vögel beginnen bereits mit dem Nestbau oder haben in dieser Zeit schon vollständige Gelege. Einige Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle brüten sehr gern in solchen Reisighaufen. Viele dieser Tiere seien gerade im Garten wichtige Helfer bei der Vertilgung unerwünschter oder lästiger Insekten. Reisig- und Holzhaufen, die auf diese Weise von Tieren als Brut- und Wohnstätte angenommen worden sind, dürfen nicht mehr durch Abbrennen zerstört werden. Um zu vermeiden, dass ein geplantes Osterfeuer aus diesem Grund gegebenenfalls ganz ausfallen muss, empfiehlt der NABU Niedersachsen, Holz- und Reisighaufen entweder sehr spät anzulegen, sie vorsichtig umzuschichten oder anderweitig Vorsorge zu treffen, damit sich Tiere nicht schon vor dem Abbrennen darin niederlassen können.

In vielen niedersächsischen Gemeinden trägt man diesen Problemen bereits Rechnung: so verzichtet man vor allem wegen der befürchteten Sperrmüllablagerungen auf das traditionelle Osterfeuer. Stattdessen kommen alle zu einem "Ersatz-Klöntreff`" bei Stockbrot und Bratwurst am Ostersonnabend zusammen.

Eine Entwicklung, die der NABU Niedersachsen begrüßte: "Eigentlich sind Buschwerk und Reisig viel zu schade, um verbrannt zu werden. Schnittholz und Gestrüpp lassen sich im Garten viel sinnvoller verwenden, um Lebensraum und Unterschlupf für Vögel und Kleintiere zu schaffen. Ein von Brombeeren oder Wildrosen überwucherter Reisighaufen, ein Holzstoß in einem dichten Gebüsch - mit geringem Aufwand, etwas Phantasie und gutem Willen - lässt sich so ein Stück Natur zurück in den Garten holen." Wo sehr viel Schnittholz anfalle, könne zudem der Grundstock für eine "Benjes-Hecke" gelegt werden. Auch für den Kern eines Hügelbeets sei Reisig sehr gut zu verwenden.

Der NABU bittet all jene, die nicht auf das traditionelle Fest verzichten möchten, die Belange von Igel & Co. zu beachten. So kann das Osterfeuer eine schöne Gelegenheit sein, sich sorglos zu gerösteten Kartoffeln mit Freunden zusammenzusetzen, sich am lodernden Feuer zu erfreuen und vielleicht sogar einen Sprung übers Feuer zu wagen, der - sofern geglückt - dem mutigen Springer reiche Ernte und eine große Portion Glück bescheren soll.

Weitere Informationen rund um das Thema naturnaher Garten und Totholzhaufen hält der NABU in seiner Broschüre 'Gartenlust' bereit, die gegen sechs Briefmarken zu 55 Cent beim NABU Niedersachsen, Stichwort 'Gartenlust', Alleestr. 36, 30167 Hannover, erhältlich ist.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 24/07, 5. März 2007
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Niedersachen
Calenberger Str. 24, 30169 Hannover
Telefon: 0511/9 11 05-27, Fax: -40
Redaktion: Ulrich Thüre (VisdP), NABU Pressesprecher
E-Mail: ulrich.thuere@NABU-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2012