Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

SCHADSTOFFE/249: Chemiebelastung - Europaweite Studie untersucht Mütter und Kinder (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 26. Oktober 2012 / Chemie & Nanotechnologie

Chemiebelastung: Europaweite Studie untersucht Mütter und Kinder



Humanes Biomonitoring im Großformat: 4.000 Mütter und ihre Kinder in 17 verschiedenen europäischen Ländern haben die ForscherInnen des DEMOCOPHES-Projektes nach der gleichen Methode untersucht. Neben Interviews wurden chemische Haar- und Urinanalysen durchgeführt, um sie auf Quecksilber, Cadmium, Cotinin, fünf Phthalate, Bisphenol A, Parabene und Triclosan zu untersuchen.

Die ersten Ergebnisse wurden auf einer Konferenz der zyprischen Prsidentschaft vom 23. bis 24. Oktober in Lanarca vorgestellt. Zwar seien die Werte wohl nicht sehr groß, dennoch wurden die beteiligten WissenschafterInnen bei den meisten Proben fündig. Zumindest in geringen Mengen - je nach Umgebung und Lebensstil der untersuchten Personen - konnten die Stoffe nachgewiesen werden.

Umstritten ist, wie diese Daten bewertet werden sollen. "Nicht besonders besorgniserregend" benannte ein Sprecher der zyprischen Präsidentschaft das Ergebnis. "die Wahrheit ist, dass keiner dieser Stoffe in den menschlichen Körper gehört", sagte dagegen Lisette van Vliet von der Umwelt- und Gesundheitsorganisation HEAL. Besonders die Weichmacher (Phthalate), die eine ähnliche Wirkung wie Hormone haben, seien mit gesundheitlichen Störungen wie frühzeitige Pubertät bei Mädchen und Geburtsdefekten an den Genitalien von neugeborenen Jungen in Verbindung zu bringen. Auch Brust- und Prostatakrebs stünden mit den auch als endokrinen Disruptoren bezeichneten Umwelthormonen in Zusammenhang. Zudem sei entscheidend, zu welchem Zeitpunkt in der Entwicklung Menschen mit diesen Stoffen in Berührung kämen, als Erwachsene oder im Mutterleib. Die gemessenen Werte seien also nur ein Teil des Gesamtbildes. Die EU müsse mehr tun, um gefährliche Chemikalien im menschlichen Umfeld zu eliminieren.

Die vollständigen Studienergebnisse dieses ersten europäischen humanen Biomonitorings sind noch nicht öffentlich zugänglich. In einem Artikel des Chemikalieninformationsdienstes Chemical Watch wird berichtet, dass die untersuchten Personen in Portugal und Spanien die höchsten Quecksilberwerte aufwiesen. Das liegt vermutlich am höheren Fischkonsum. Besonders Raubfische reichern das Schwermetall über die Nahrungskette in ihren Körpern an und werden dann wiederum von Menschen verzehrt. [jg]

Pressemitteilung zyprische Präsidentschaft
http://www.cy2012.eu/index.php/de/news-categories/press-release-european-projects-measure-chemicals-in-people-across-europe-for-the-first-time
Reaktion HEAL
http://www.env-health.org/resources/press-releases/article/eu-biomonitoring-shows-mothers-and
Artikel von EurActiv
http://www.euractiv.com/health/eu-biomonitoring-shows-mothers-c-news-515678
Artikel von Chemical Watch (registrierungspflichtig)
http://chemicalwatch.com/12737
Offizielle Projektseite DEMOCOPHES
http://www.eu-hbm.info/democophes

*

Quelle:
EU-News, 26.10.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2012