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POLITIK/1092: Bundesumweltministerin will Naturschutz in vielen Politikbereichen mitdenken (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 9. September 2014

32. Deutscher Naturschutztag tagt bis Donnerstag in Mainz
"Verantwortung für die Zukunft - Naturschutz im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen"

Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks will den Naturschutz in vielen Politikbereichen mitdenken



Mainz/Berlin/Bonn, 9.9.2014: Der 32. Deutsche Naturschutztag (DNT) öffnet heute im Kurfürstlichen Schloss Mainz seine Tore. Bis Donnerstag erwarten die Veranstalter mehr als 820 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der diesjährige DNT steht unter dem Motto "Verantwortung für die Zukunft - Naturschutz im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen". Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks sagte dazu in ihrem Vortrag: "Die Vielfalt der Arten und Lebensräume in Deutschland ist ein Reichtum, dessen Erhalt jede Anstrengung wert ist. Wir dürfen Naturschutz nicht isoliert betrachten, sondern müssen ihn in vielen Politikbereichen mitdenken. Das gilt für eine naturverträglichere Landwirtschaft genauso wie für den Hochwasserschutz oder die Energiewende. Wir wollen den Naturschutz auch mit der Stadtentwicklung verknüpfen. Die Naturerfahrung für Menschen in der Stadt soll ein größeres Gewicht bekommen, besonders in vernachlässigten Quartieren. Die Menschen brauchen Zugang zur Natur, um Erholung im Alltag zu finden. Und das weckt wiederum auch die Begeisterung für den Naturschutz."

In ihrer Begrüßungsrede erklärte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken: "Zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen müssen die Interessen des Naturschutzes in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnehmen. Neben dem lokalen Einsatz für unsere Naturschätze sollte der Naturschutz aber auch Verantwortung übernehmen für die Herausforderungen unserer Zeit und die globalen Zusammenhänge", so Höfken. Dazu gehöre insbesondere der Klimaschutz und damit der naturverträgliche Ausbau der Windkraft und der Bioenergien: "Auch zum Schutz unserer Tier- und Pflanzenarten müssen wir die Klimakatastrophe stoppen und auf Erneuerbare Energien setzen." Wie Naturschutz gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gelingen kann, habe der umfassende Beteiligungsprozess zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald gezeigt: "Der erste Nationalpark in Rheinland-Pfalz entsteht gemeinsam mit der Region, die ihre Entwicklungschancen durch dieses Projekt erkannt hat und nutzt."

Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, ergänzte: "Die naturverträgliche Gestaltung der Energiewende, Hochwasserschutz, Land- und Forstwirtschaft, Ernährung, Gesundheit, Konsum, Bürgerbeteiligung, ökologische und soziale Gerechtigkeit - all das sind Themen, die der diesjährige DNT aufgreift. Sie verdeutlichen, dass der Naturschutz mitten in der Gesellschaft, aber eben auch mitten im Spannungsfeld gesellschaftlicher Ansprüche und Anforderungen steht. Untersuchungen zeigen, dass in der Bevölkerung eine ähnlich hohe Zahlungsbereitschaft für den Schutz der Natur besteht wie für den Schutz von Kulturgütern; die tatsächlichen Ausgaben betragen jedoch nur ein Zehntel davon.

Nicht nur der Bund, sondern auch die Länder und Kommunen sind daher gefordert, sich für die Ausweisung weiterer Nationalparke und Wildnisgebiete zu engagieren, aber auch für die qualitative Verbesserung und hinreichende Personalausstattung bestehender Schutzgebiete oder für eine finanzielle Ausstattung von Vertragsnaturschutzprogrammen, die mit den Erträgen aus einer intensiven Landwirtschaft Schritt halten kann. Wir hoffen, dass der DNT auch hierzu wichtige Impulse setzen wird."

Nach Auffassung von Heinz-Werner Persiel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz e.V. (BBN), muss die Energiewende dauerhaft natur- und umweltverträglich ausgestaltet werden. Nach der Verabschiedung des Bundesbedarfsplangesetzes beginnt nun die Bundesfachplanung; ein erster Antrag liegt vor. Es wird darauf ankommen, mittels der erforderlichen strategischen Umweltprüfungen Trassen zu finden, die den o.g. Anspruch auf regionaler Ebene erfüllen. Lösungsvorschläge müssen naturverträglich sein, aber auch von den Menschen akzeptiert werden. Die Einrichtung des "Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende" wird hierbei helfen. Aus Sicht des BBN ist es wichtig, dass das "Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende" einen Beirat erhält, in dem sowohl private Natur- und Umweltschutzverbände als auch der berufliche Naturschutz ausgewogen vertreten sind; wichtig ist auch eine angemessene personelle und finanzielle Ausstattung des Kompetenzzentrums.

Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen (DNR) e.V.: "Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, sieht überall die gravierenden negativen Folgen der industriellen Landwirtschaft: Verlust der biologischen Vielfalt, Verunreinigung der Gewässer oder Zerstörung fruchtbarer Böden und kaum noch Tiere auf der Weide, weil sie in intensiver Massentierhaltung eingepfercht sind", stellt Vogtmann fest und fordert eine grundlegende Veränderung der europäischen und in der Folge auch der deutschen Agrarpolitik. "Ein ?Weiter so? darf es daher nicht geben und der Umstieg auf eine ökologische und bäuerlich geprägte Landwirtschaft ist das Gebot der Stunde. Dazu gehören der Ausstieg aus der Massentierhaltung und das Verbot der Agro-Gentechnik auf der einen und die Erhaltung eines artenreichen Grünlands auf der anderen Seite. Diesen Umstieg können Konsumentinnen und Konsumenten aktiv unterstützen, indem sie Lebensmittel saisonabhängig aus regionaler und ökologischer Produktion sowie artgerechter Tierhaltung kaufen", so Vogtmann weiter.

In sieben parallelen Fachveranstaltungen werden darüber hinaus die aktuellen Entwicklungen im Umsetzungsprozess der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, im Naturschutz- und Umweltrecht sowie zu Kommunikations- und Bildungsfragen und ökonomischen Aspekten des Naturschutzes vorgestellt. Flankiert wird das Vortragsprogramm durch interessante und vielfältige Exkursionen, Ausstellungen und Infostände sowie ein attraktives Begleitprogramm.

Die Veranstalter erhoffen sich wie in den vergangenen Jahren fachkundige und interessante Vorträge, intensive, inspirierende Diskussionen und konkrete Lösungsvorschläge für die aktuellen Herausforderungen des Naturschutzes.

Eine Besonderheit dieser Veranstaltung ist die umfassende Kooperation von Behörden und Verbänden: Der Deutsche Naturschutztag ist eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz (BBN) e.V., des Bundesamts für Naturschutz (BfN), des Deutschen Naturschutzrings (DNR) e.V. sowie 2014 des gastgebenden Bundeslandes Rheinland-Pfalz, vertreten durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten.

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Quelle:
Pressemitteilung, 09.09.2014
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel.: 0228/8491-1034, Fax: 0228/8491-1039
Internet: www.bfn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2014