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MASSNAHMEN/260: Ein Dorf wird gehoben - Hochwasserschutz für Brockwitz (idw)


Technische Hochschule Nürnberg - 29.11.2018

Ein Dorf wird gehoben: Hochwasserschutz für Brockwitz

Haushebungen sind eine innovative und alternative Hochwasservorsorgemaßnahme


Gemeinsam mit Kooperations- und Verbundpartnern forschen Prof. Dr. Dirk Carstensen und sein Team an der TH Nürnberg seit rund einem Jahr an Möglichkeiten, um das sächsische Dorf Brockwitz mit seinem bis zu 1000-jährigen Ortskern vor Hochwasser zu schützen. Die Anhebung von Gebäuden und Häusern im Flutgebiet sollen diesen Teil der Stadt Coswig zukünftig vor Schäden aus Hochwassern der Elbe bewahren. HUeBro, kurz für "Haushebungen in Überschwemmungsgebieten am Beispiel des Elbe Dorfes Brockwitz", ist ein vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördertes Verbundprojekt.


Fotocredit: © Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TH Nürnberg

Digitales Geländemodell im Vergleich zwischen Ist-Zustand (links) und einem Hebeszenario (rechts)
Fotocredit: © Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TH Nürnberg

Nürnberg, 29. November 2018. Im Mai 2017 startete das zweijährige Verbundprojekt HUeBro (Haushebungen in Ueberschwemmungsgebieten am Beispiel des Elbe Dorfes Brockwitz), das durch interdisziplinäre Untersuchungen die Machbarkeit, Nachhaltigkeit und Auswirkungen von Haushebungen am praktischen Beispiel erforscht. Der Stadtteil Brockwitz (Ortsteil von Coswig im Landkreis Meißen, Sachsen) hat einen bis zu 1000-jährigen Ortskern mit denkmalgeschützten Gebäuden und damit einen hohen Erhaltungswert für das gesamte Ortsbild. In Brockwitz befinden sich rund 24 Haushalte auf 40 Grundstücken in der Gefahrenzone für Hochwasser der Elbe. Bereits bei den Jahrhunderthochwassern in den Jahren 2002 und 2013 wurden diese auf der Niederseite der Elbe liegenden Bauten erheblich beschädigt. Für den Erhalt und Schutz dieser Gebäude kooperieren im Projekt HUeBro Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungseinrichtungen.

Eine Haushebung erhöht das Niveau der Gebäude um etwa ein bis zwei Meter, der dadurch entstehende Hohlraum wird mit verschiedenen Nutzungen oder Materialien aufgefüllt. In den Kellerräumen der Häuser bohren die Baufirmen Pfähle durch die Bodenplatten in die Erde und befestigen daran Zugstangen, die sie mit den Bodenplatten verschrauben. Die Zugstangen heben das Haus hydraulisch Millimeter für Millimeter an. Nach drei bis vier Tagen liegt das Gebäude bis zu zwei Meter höher, die Bewohnerinnen und Bewohner können sich während der Arbeiten in ihren Häusern aufhalten.

Prof. Dr.-Ing. habil. Dirk Carstensen, Leiter des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TH Nürnberg, koordiniert das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderte Verbundprojekt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Hydrologie und Meteorologie der TU Dresden haben im Projektkontext die Abflüsse der Elbe und ihre zeitliche Verteilung bei Hochwasser berechnet. Im Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege der TU Dresden beschäftigen sich Denkmalpflegerinnen und -pfleger mit der Aufgabe, trotz der Anhebung der Gebäude das Gesamtbild des Ortskerns zu erhalten - eine Voraussetzung, um das Projekt mit Genehmigung umzusetzen. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden analysiert die betroffenen Gebäude und kartiert die Tier- und Pflanzenwelt in der unmittelbaren Umgebung. Daraus leiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Vorschläge zum Schutz und Erhalt der Biotop- und Artenvielfalt ab. Die Architektinnen und Architekten der Hochschule Ostwestfalen-Lippe untersuchen die Bauarten der Häuser und definieren für jedes einzelne Gebäude die optimalen technischen Möglichkeiten zur Hebung.

Im Frühjahr 2019 wird entschieden, ob und in welchem Umfang die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie umgesetzt werden. Die Forschungsergebnisse leisten darüber hinaus bereits jetzt einen wertvollen Beitrag zum Maßnahmenkatalog für die Folgen des Klimawandels.


Weitere Infos zum Verbundprojekt HUeBro finden Sie unter:
http://www.huebro.de
https://www.th-nuernberg.de/einrichtungen-gesamt/in-institute/institut-fuer-wasserbau-und-wasserwirtschaft/forschungs-und-arbeitsthemen/projekte
und www.th-nuernberg.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news707025
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution132

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Hochschule Nürnberg - 29.11.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2018

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