Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

GARTEN/255: Frühzeitiger Heckenschnitt stört Singvögel-Brut (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 20. Juni 2013

Warten mit dem Heckenschnitt

NABU bittet um Rücksichtnahme auf Vögel



Der NABU Hamburg bittet jetzt alle Gartenbesitzer, sich noch mindestens bis Ende Juli mit dem Hecken- und Strauchschnitt zu gedulden. Derzeit brüten viele Singvögel im Schutz des dichten Blattwerks. Sie könnten durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben.

"Die Jungvögel von Amseln, Grünfinken, Grasmücken und Zaunkönigen werden gerade flügge. Wer jetzt seine Sträucher schneidet, riskiert den Nachwuchs der fröhlichen Sängerschar", erläutert der Ornithologe Marco Sommerfeld vom NABU Hamburg. "Auch finden Beutegreifer die Nester mit den Jungvögeln viel einfacher, wenn schützende Zweige weggeschnitten werden." Im Juni gebe es bei vielen Singvögeln eine zweite Brut, die ebenfalls durch das Heckenschneiden gefährdet werde. Die Pflanzen befänden sich bis Ende Juni im zweiten Wachstumsschub. Wer zu früh die Heckenschere auspackt, müsse sie deshalb noch ein zusätzliches Mal einsetzen. "Auf jeden Fall gehört für naturfreundliche Gärtner vor dem Schnitt eine intensive Suche nach belegten Nestern in den Sträuchern dazu", erklärt der Vogelexperte. Auch gesetzlich müsse jeder, der Hecken schneidet, darauf achten, Vögel nicht unnötig zu stören.

Wenn die Jungvögel flügge werden, sind auch häufig einsam und hilflos wirkende Vogelkinder am Boden zu finden. Der NABU appelliert, diese Tiere nicht gleich aufzunehmen, sondern sie an Ort und Stelle zu belassen. Nur ganz selten handele es sich bei gefundenen Jungvögeln am Boden um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigen. Der Schein trüge häufig, denn die Jungen mancher Vogelarten wie Enten, Kiebitze oder Amseln verließen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet sei. Die unerfahrenen und im Fliegen noch etwas ungeübten "Nestflüchter" sitzen dann im halbhohen Geäst oder auf dem Boden. Dort würden sie aber weiterhin von ihren Eltern versorgt, versichert Sommerfeld. Damit sie nicht verloren gehen, lassen die Jungvögel jedoch fast unablässig so genannte "Standortlaute" hören. In diesem Stadium fallen sie nicht selten natürlichen Feinden zum Opfer, aber auch viele Menschen werden dann auf sie aufmerksam. Lediglich wenn Gefahr im Verzug sei, wenn Jungtiere beispielsweise auf der Straße säßen, sollte man jedoch eingreifen und die Jungtiere an einem geschützten Ort nicht zu weit vom Fundort entfernt wieder absetzen, so Sommerfeld . Dabei könne man junge Vögel ohne Probleme berühren, da der Geruchssinn bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren nur sehr gering ausgeprägt sei. Vogeleltern nehmen ihre Brut problemlos wieder an. Deswegen kann man auch noch jüngere, nackte Vogelkinder einfach wieder in ihr Nest zurücklegen. Auf keinen Fall sollten aber aus dem Nest gefallene Jungvögel mit nach Hause genommen werden. "Wer als Mensch versucht, Vogel-Eltern zu ersetzen, wird meistens scheitern. Schließlich fliegt ein Meisenpaar täglich über 600 Mal zum Füttern ein", so Sommerfeld.

Weitere Informationen über unsere heimischen Vögel und Vogelschutzprojekte des NABU gibt es zu den Öffnungszeiten (Di, Mi 14 bis 17 Uhr, Do 14 bis 19 Uhr) in der NABU-Infozentrale, Klaus-Groth-Straße 21 in Hamburg-Borgfelde und im Internet unter www.NABU-Hamburg.de.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 81/13, 20.06.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2013