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FORSCHUNG/1218: Kaltblütige Tiere wollen warme Mahlzeiten (Uni Potsdam)


Universität Potsdam - 1. Dezember 2015

Kaltblütige Tiere wollen warme Mahlzeiten - neueste Ergebnisse in "Ecology Letters"


Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf kaltblütige Organismen haben sich die Biologen Dr. Apostolos Koussoroplis und Dr. Alexander Wacker von der Universität Potsdam beschäftigt. Sie untersuchten, wie die Organismen auf Temperaturänderungen bei gleichzeitig schwankender Futterverfügbarkeit reagieren. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die beiden Wissenschaftler, die Mitglieder der Heisenberggruppe Theoretische Aquatische Ökologie und Ökophysiologie sind, im renommierten Wissenschaftsmagazin Ecology Letters.


Foto: © Silvia Heim

Wasserfloh Daphnia magna
Foto: © Silvia Heim

Es gibt vielfältige Hinweise darauf, dass die durchschnittlichen Oberflächentemperaturen schneller steigen als sich Organismen daran anpassen können. Dies hat enorme Auswirkungen auf Ökosysteme. Der Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen ist begleitet von häufigeren und extremeren Temperaturschwankungen. Insbesondere kaltblütige Organismen, die den größten Teil des Tierreiches ausmachen, reagieren sehr empfindlich auf Temperaturänderungen. "Daher könnten die zunehmenden Schwankungen sogar größere Auswirkungen auf das Wachstum und die Fortpflanzung der Tiere besitzen als der generelle Anstieg der Temperatur", meinen die Forscher.

Die beiden Wissenschaftler kombinieren Computersimulationen mit Experimenten. Sie untersuchten, welche Auswirkungen Temperaturschwankungen bei gleichzeitigen (natürlichen) Schwankungen der Futterverfügbarkeit auf den Wasserfloh Daphnia magna haben. Die Ergebnisse zeigen, dass der Grad der Synchronisierung zwischen den Temperatur- und Futterschwankungen eine entscheidende Rolle spielt. Es kommt darauf an, ob die Temperatur gleichzeitig, verzögert oder entgegengesetzt zu der Futtermenge ansteigt oder abfällt. Wie gleichzeitig die Temperatur während der Schwankungen mit der Futtermenge ansteigt oder sinkt, kann die allgemein beobachteten negativen Auswirkungen von Temperatur- und Futterschwankungen dämpfen. In manchen Fällen könnte der Effekt der Synchronisation stark genug sein und im Vergleich zu nicht-wechselnden Bedingungen sogar zu einer Wachstumssteigerung führen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass sich die Bedeutung der Synchronisation mit dem Breitengrad ändert. Kaltblütige Tiere aus den gemäßigten und kalt-gemäßigten Breiten sind empfindlicher als jene aus tropischen Regionen, so vermuten die Biologen. Allerdings könnte der klimawandelbedingte erwartete durchschnittliche Temperaturanstieg die Effekte der Temperatur-Futter-Synchronisation verschieben. Die Tiere aus den gemäßigten Breiten wären weniger betroffen, Tiere aus den tropischen Zonen zeigten dann jedoch negative Effekte.


Internet:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ele.12546/abstract

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Quelle:
Medieninformation 01-12-2015 / Nr. 170
Herausgeber: Universität Potsdam
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2015

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