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AKTION/181: Offener Brief - 100.000 gegen längere AKW-Laufzeiten (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Gemeinsame Pressemitteilung vom 16. Oktober 2009

"Am Atomausstieg nicht rütteln!"

Umweltschützer präsentieren Offenen Brief vor Koalitionsverhandlungen. Über 100.000 Unterstützer kündigen Proteste bei längeren AKW- Laufzeiten an.


Berlin. Aus Protest gegen die Festlegung auf längere AKW-Laufzeiten im Koalitionsvertrag haben heute Atomkraftgegner vor Beginn der Koalitionsverhandlungen einen Offenen Brief an die Verhandler präsentiert, der mittlerweile von über 100.000 Menschen unterstützt wird.

Die Aktivisten spannten eine Wäscheleine vor den Verhandlungsort, die NRW-Landesvertretung in Berlin, auf der sie 100 große Briefumschläge mit je tausend Unterschriften anbrachten. Auf einem Transparent war zu lesen "Am Atomausstieg nicht rütteln, schon 100.00 kündigen Protest an".

Der Offene Brief mit der Überschrift "Am Atomausstieg nicht rütteln" wird getragen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der IPPNW, der Initiative .ausgestrahlt, dem Kampagnen-Netzwerk Campact und der Naturfreunde Jugend und richtet sich an Angela Merkel, Guido Westerwelle und Horst Seehofer. Die Unterzeichner fordern darin, die sieben ältesten und besonders unsicheren Atomkraftwerke und den Pannenreaktor Krümmel sofort vom Netz zu nehmen und die Laufzeiten der anderen Atomkraftwerke im Koalitionsvertrag zu begrenzen. Jedes Aufweichen des Atomausstiegs schwäche die Investitionssicherheit der Zukunftsbranche der Erneuerbaren Energien. Außerdem kündigten die Unterzeichner an, sich an massiven Protesten zu beteiligen, falls die neue Regierung den Atomausstieg kippe.

"Die Atomkraftgegner lassen nicht locker. Dass in kurzer Zeit über 100.000 Menschen unseren Offenen Brief unterstützen, ist ein großer Erfolg. Frau Merkel und Herr Westerwelle müssen wissen, dass sie breite Proteste hervorrufen werden, wenn sie tatsächlich die Laufzeiten der gefährlichen und überflüssigen Atomkraftwerke verlängern", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Es sei eine Lüge, wenn Union und FDP behaupten, mit Laufzeitverlängerungen eine Brücke zu den Erneuerbaren bauen zu wollen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien brauche keine Brücke, er sei im Gegenteil darauf angewiesen, dass die Atomkraftwerke endlich im Stromnetz Platz frei machten.

"Jetzt wird so getan, als seien Atomkraftwerke saubere Gelddruckmaschinen und als könne man mit Laufzeitverlängerungen frisches Geld für Erneuerbare Energien ausgeben. Ich möchte daran erinnern, dass Atomkraftwerke schmutzigen Strom produzieren, aber kein Geld - sie kosten Geld", so die Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Angelika Claußen. "Die Milliardengewinne der Atomindustrie resultieren einzig und allein aus der politischen Zubilligung weit überhöhter Strompreise. Es würde mich nicht wundern, wenn nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen nicht nur die Laufzeiten verlängert, sondern auch die Strompreise erneut drastisch angehoben werden würden", sagte Claußen.

"Die Entscheidung der designierten schwarz-gelben Regierung, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern, ist ein Schlag vor allem ins Gesicht junger Menschen. Der Atommüll verstrahlt unsere Zukunft, ohne dass ein sicheres Endlager in Sicht ist. Doch nicht nur der Müll ist ein Problem: Die Atomenergie zementiert unser klima- und menschenfeindliches fossil-atomares Energiesystem und behindert den Ausbau der Erneuerbaren. Das wird uns alle noch sehr, sehr viel kosten", sagte Kai Niebert, Bundesleiter der Naturfreundejugend Deutschlands.


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 16.10.2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2009