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KOHLEALARM/353: Der Protest steht in Pedalen - das ganze Ausmaß ... (SB)


Lausitzcamp Tag 4 und 5, 25. und 26. Mai 2017


25. Mai - Donnerstag

Am Donnerstag besuchten die Lausitzcamper den Braunkohlewiderstand in Polen, hielten Mittagspause im Zentrum für Wald- und Naturbildung in Jeziory Wycokie, und informierten sich über die grenznahen polnischen Tagebaupläne. Hier beabsichtigt der staatliche Energiekonzern Polska Grupa Energetyczna (PGE) die Errichtung eines Braunkohlentagebaus auf dem Gebiet der Gemeinden Gubin und Brody. Betroffen wäre eine Fläche von mehr als 100 Quadratkilometern mit einer Tiefe von 140 Meter über eine Zeit von 53 Jahren (inklusive Vorbereitungszeit). Im August des letzten Jahres hatte es kurzzeitig den Anschein, das Projekt würde fallengelassen. "Der einhellige Widerstand der Bürger und Kommunen auf polnischer und deutscher Seite der Neiße gegen den Tagebauplan habe sich gelohnt", meldete damals die GRÜNE LIGA Cottbus. Im Januar allerdings wurde die Wiederaufnahme des Projekts bekannt, bis Juli hat PGE noch Zeit, die für die Genehmigung notwendigen Unterlagen einzureichen.

Gegen dieses Vorhaben kämpft die Bürgerinitiative Stowarzyszenie NIE odkrywce (Nein für den Tagebau). Die Errichtung des Tagebaus Gubin-Brody würde die Vertreibung von etwa 3.000 Menschen, die Zerstörung von 15 Ortschaften, von Wäldern und Ackerland bedeuten und hätte zudem massive Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt der Region. Anfang Januar übergab die GRÜNE LIGA Cottbus, seit langem gegen den Lausitzer Braunkohleabbau aktiv, der polnischen Regionaldirektion im Rahmen der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung über 1.000 Einwendungen deutscher Bürger gegen das Vorhaben. Für Anna Dziadek, die in Brody ansässige Vorsitzende der Bürgerinitiative, ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit "wichtig", weil die Braunkohlelobby im Nachbarland ein übermächtiger Gegner sei.[1]


Der aktive Tagebau Jänschwalde - Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Über die Neiße ging's zurück nach Deutschland, Ankunft kurz nach sieben Uhr abends im vom Braunkohletagebau Jänschwalde bedrohten Ökoenergiedorf Groß Gastrose. Im Westen des Ortes befindet sich ein größeres Waldgebiet, das ebenso dem Tagebau weichen soll.



26. Mai - Freitag

Die Tour begann mit einem Blick in den aktiven Tagebau Jänschwalde. Dann ging es weiter zum Pastlingsee, verbunden mit einem Vortrag zu den schädlichen Folgen des Tagebaus für die Natur. Das Gebiet steht seit 2003 unter Naturschutz und der See verliert seit Jahren Wasser, aufgrund der Grundwasserabsenkung in der Region ist er von Verlandung bedroht. Dafür macht der Braunkohlewiderstand den nahegelegenen Tagebau verantwortlich, denn um Kohle zu fördern, muß in der Grube Grundwasser abgepumpt werden. Im Sommer 2015 gab es ein massives Fischsterben. Im Herbst 2015 startete dann ein umfassendes Projekt, das dem See Grundwasser zuführt. Vattenfall hatte ursprünglich die Kosten getragen, obwohl man einen Zusammenhang zur Kohleförderung verneinte, die LEAG plant nun, diese Praxis fortzusetzen.


'Lausitzcamp on Tour' macht Station, Kraftwerk Jänschwalde im Hintergrund - Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Kraftwerk Jänschwalde
Foto: © by Lausitzcamp Klima- und Energiecamp

Nach einer kurzen Erfrischung im Großsee ging es dem Zielort Jänschwalde entgegen. Das gleichnamige Kraftwerk ist das zweitgrößte Deutschlands und gehört zu den klimaschädlichsten in Europa.


[1] http://www.lr-online.de/regionen/spree-neisse/guben/Spekulationen-um-Braunkohle-Plaene;art1051,5809586

27. Mai 2017


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