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KOHLEALARM/351: Der Protest steht in Pedalen - mitgefangen, mitgehangen ... (SB)


Lausitzcamptour - Tag 2, 23. Mai 2017



By SPBer (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Abraumförderbrücke 33F60 im Tagebau Nochten, erstellt am 30. Juli 2008
By SPBer (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die Tour des 2. Tages führte von Proschim zum etwa 50 km entfernten Schleife, Ortsteil Rohne. Der 2014 vom Freistaat Sachsen genehmigte Braunkohleplan sah die Umsiedlung von ca. 1.700 Menschen aus Schleife, Rohne, Mulkwitz, Trebendorf und Mühlrose vor (Abbaufeld 2). Im März dieses Jahres fiel von Seiten der LEAG die Entscheidung, den Tagebau Nochten "lediglich" um ein Sonderfeld zu erweitern. Unmittelbar betroffen ist das Dorf Mühlrose, 200 Menschen sollen mit dessen Zerstörung ihre Heimat verlieren. Mittelbar betroffen sind auch jene, die seit Jahren mit der Zerstörung ihres Heimatortes und einem Umzug rechneten und jetzt direkte Anrainer der Tagebaukante unter Schmutz und Lärm sein werden. Von Seiten der Gemeinde, zu der die nun "verschonten" Orte gehören, hatte man zudem angesichts der bevorstehenden Umsiedlung von wichtigen Infrastrukturmaßnahmen abgesehen. Die Auswirkungen auf die unmittelbare Umwelt sind gravierend und beeinträchtigen jeden, der bleibt.

Der Tagebau Nochten hat bereits die Naturschutzgebiete Eichberg, Hermannsdorfer Moor, sowie das Altteicher Moor und Große Jeseritzen zerstört, der Urwald Weißwasser wird in den kommenden Jahren unwiederbringlich vernichtet. Die FFH-Gebiete "Altes Schleifer und "Trebendorfer Tiergarten" sind bereits von der Grundwasserabsenkung betroffen und befinden sich am Tropf einer als Auflage vorgeschriebenen Wasserversorgung, die das Schlimmste verhindern soll. Das geplante Abbaugebiet befindet sich in unmittelbarer Nähe. [1] 


von René Mettke (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0), via Wikimedia Commons

Blick über eine ausgekohlte Tagebaufläche zum Kraftwerk Boxberg, erstellt am 11. Mai 2008
Mühlrose in Sachsen: Blick vom Schutzdamm über einen ausgekohlten Bereich des Tagebaus Nochten zum Kraftwerk Boxberg mit dem Neubaublock R (links), dem Werk 4 (900 MW), dem Werk 3 in der Mitte (2.500 MW) und dem still gelegten alten Kraftwerksteilen (rechts).
von René Mettke (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0), via Wikimedia Commons


von René Mettke (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0), via Wikimedia Commons

Blick über eine renaturierte Tagebaufläche zum Kraftwerk Boxberg, erstellt am 11. Mai 2008
Mühlrose in Sachsen: Blick vom Schutzdamm über eine renaturierte Tagebaufläche zum Kraftwerk Boxberg mit dem Neubaublock R (links, halb verdeckt), dem Werk 4 (900 MW), dem Werk 3 in der Mitte (2.500 MW) und dem still gelegten alten Kraftwerksteilen (rechts).
von René Mettke (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0), via Wikimedia Commons

Unterwegs gab es am Blunoer See, einem Tagebaurestsee, die Gelegenheit zu Vortrag und Gespräch mit NABU-Experte Winfried Böhmer über Verockerung und "Rekultivierung" ehemaliger Tagebaukippen. Winfried Böhmer ist Initiator des Aktionsbündnisses Klare Spree, das im Herbst 2012 gegründet wurde, um sich für Maßnahmen gegen die weitere, bergbaubedingte Beeinträchtigung der Lausitzer Gewässer - vor allem die Verockerung der Spree, ihrer Zuflüsse und des Spreewaldes - starkzumachen und, wo vonnöten, eine Sanierung durchzusetzen. Seit 2007 hatte man tatenlos die zunehmende Verockerung der Spree bei Spremberg festgestellt und seit 2010 auch massiv an ihren südlichen Zuflüssen zum Spreewald. Eisenocker ist für den Menschen nicht direkt gesundheitsschädlich, doch der Lebensraum wird letztlich unbewohnbar. (http://klare-spree.de)


By Julian Nitzsche (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Die "braune Spree" in Spremberg
By Julian Nitzsche (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Weiter führte der Weg zu einem Besuch im Dorf Mühlrose. Mühlrose lebt und leidet wie viele Orte in der Lausitz schon seit langem mit, durch und unter dem Kohletagebau. Letzte Station an diesem Tag: Schleife, Ortsteil Rohne.


Mühlrose in Sachsen: Informationstafel über die Kohleverladung im Ort - von René Mettke (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons

Kohleverladung in Mühlrose, erstellt am 11. Mai 2008 von René Mettke (Eigenes Werk) [Public Domain], via Wikimedia Commons

Am Abend fand in der Mehrzweckhalle Rohne der vom Lausitzcamp organisierte Vortrag "100% Erneuerbare Energien" statt. Volker Quaschning, Professor für Erneuerbare Energien an der HTW Berlin, referierte über Energiekonzepte für eine nachhaltige Energieversorgung. Für Volker Quaschning zählen die "Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung und Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zum Klimaschutz ... zu den bedeutendsten Aufgaben der Menschheit in diesem Jahrhundert". (www.volker-quaschning.de)


Anmerkung:
[1] http://www.kein-tagebau.de/index.php/de/drohende-tagebaue/nochten-2


24. Mai 2017


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