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VÖGEL/974: Traurige Schreiadler-Brut, erfolgreicher Trauerseeschwalben-Schutz, Birkhuhn in Gefahr (DeWiSt)


Deutsche Wildtier Stiftung - Newsletter aktuell

Dienstag, 27. Juni 2014



Eierraub verhindert erfolgreiche Brut

Es schien ein Tag zu werden, wie jeder andere auch, seitdem das Schreiadler-Weibchen auf dem Ei saß und brütete. Bereits seit mehr als einem Monat wartete die Fan-Gemeinde auf den Nachwuchs. Am 12.06.2014 verließ der Schreiadler nachmittags plötzlich seinen Horst und ließ das Ei zurück. Er blieb aber hörbar in direkter Nähe des Horstes. Dann geschah es: Ein Kolkrabe nutzte einen offensichtlich unbeobachteten Moment und stahl das Ei. Jetzt ist der Horst leer.

Es ist das traurige Ende einer Brutsaison, die schon von Anfang an unter keinem guten Stern stand. So hatte es anfangs erst einen anderen Schreiadler-Horst gegeben, auf den die Netzgemeinde auf schreiadler.org blickte. Doch verließ das Brutpaar schon nach wenigen Tagen wieder den Horst - womöglich aufgrund von Nahrungsmangel nach einem sehr warmen, trockenen Frühling in Lettland. Kurzfristig wurde ein alternativer Schreiadler-Horst gefunden, der nun auch ohne Nachwuchs bleibt.

Bereits 2011 spielte sich ein ähnliches Schicksal in Lettland ab. Damals wurde das junge Küken von einem Baummarder gefressen. Der Verlust eines Kükens ist immer furchtbar, denn in Deutschland ist der Schreiadler mit seinen 110 Brutpaaren vom Aussterben bedroht. Mittlerweile lebt der Schreiadler nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Um 1900 war der Schreiadler noch flächendeckend in den nordöstlichen Bundesländern und sogar in Bayern anzutreffen.


Mehr als 30 Trauerseeschwalben-Küken in Klepelshagen

Die Bemühungen der Deutschen Wildtier Stiftung zum Schutz der extrem seltenen Trauerseeschwalben ist in diesem Jahr weiterhin von Erfolg geprägt. Die größte künstliche Brutkolonie dieser seltenen Vögel in Mecklenburg-Vorpommern freut sich über mehr als 30 Küken - und einige sind aus ihren Eiern noch gar nicht geschlüpft.

Anfang 2014 wurden schwimmende Brut-Boote aus gewobenen Repotex-Matten auf dem Gewässer ausgebracht, um die Tiere bei der Brut zu unterstützen. Denn Trauerseeschwalben sind in Deutschland vom Aussterben bedroht, der Verlust jeder einzelnen Brut ist dramatisch. Um Räuber wie Iltis, Marderhund und Mink zu vergrämen und fernhalten, wurden die Brut-Boote in diesem Jahr leicht modifiziert. Eine Duft-Barriere soll die "Piraten" zusätzlich fernhalten.


Ob das Birkhuhn noch zu retten ist, bleibt ungewiss

Für Birkhühner ist die Partnersuche ein Problem. Auf dem Hühner-Heiratsmarkt herrscht zwar Polygamie, aber es gibt einfach zu wenig Auswahl auf dem Balzplatz! Die Folgen sind dramatisch: "Die genetische Vielfalt der heutigen Birkhühner hat sich mit der Abnahme der Bestände deutlich reduziert", sagt Dr. Gernot Segelbacher.

Der Privatdozent, der vor sechs Jahren mit dem Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung ausgezeichnet wurde, hat jetzt seine Forschungsarbeiten über die genetische Vielfalt der letzten Birkhuhn-Populationen in Mitteleuropa im Vergleich zu den Vorkommen Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts vorgelegt. Birkhühner waren damals eine weit verbreitete Art - ihre Zahl ging in die Zehntausende. Das Ergebnis der Forschungsarbeit von Dr. Segelbacher zeigt die dramatische Entwicklung der heute seltenen Birkhühner auf: "Die deutlich geringere genetische Vielfalt lässt sich durch DNA-Analysen der Präparate wissenschaftlich belegen."

Ob das Birkhuhn noch zu retten ist, bleibt ungewiss. Durch das fortschreitende Trockenlegen von Flachmooren und Feuchtwiesen, durch den Rückgang der Heidegebiete und intensive Landnutzung in unseren Agrarlandschaften, verliert das Birkhuhn seine Lebensräume. Die letzten rund 200 Birkhühner Norddeutschlands stehen vor dem Aus. Daher fordert Dr. Gernot Segelbacher: "Damit der eindrucksvolle Balz-Tanz der Birkhühner nicht eines Tages zum Toten-Tanz wird, müssen in Zukunft die Lebensräume der seltenen Hühnervögel erhalten werden"

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Quelle:
Newsletter, 27.06.2014
Herausgeber:
Deutsche Wildtier Stiftung,
Billbrookdeich 210, 22113 Hamburg,
Telefon: 0 40 /73 33 93 31, Telefax: 0 40 /73 30 278
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Internet: www.DeutscheWildtierStiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2014