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VÖGEL/767: Stunde der Wintervögel. Amsel - Tänzer, Schmied, Meistersänger & Macho (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 2. Januar 2012

Stunde der Wintervögel
Amsel: Tänzer, Schmied, Meistersänger & Macho

Allerweltsvogel war früher selten / Weichfresser benötigen Spezialfutter / Tanzschritte locken Würmer hervor / Schnecken auf der Schmiede / Amselfrauen alleine auf dem Bau


(Bremen, den 02/01/12) Auf den ersten Blick ist sie der vielleicht langweiligste Gartenvogel. Mit schlichtem Gefieder und selbst in den ausgeräumtesten Gärten noch präsent, kennt sie jeder: Die Amsel. Auffällig sind jetzt vor allem die Männchen, die aufgrund des milden Wetters schon zarte Stimmübungen wagen und erste Revierkämpfe ausfechten. Am kommenden Wochenende sind alle Vogelfreunde aufgerufen, Amsel, Spatz und Co zur "Stunde der Wintervögel" zu zählen. "Vor 150 Jahren war unsere Allerwelts-Amsel ein scheuer Waldvogel, dessen hübsche Gesänge nur die Förster kannten", weiß NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Zu dieser Zeit zogen die Vögel auch noch größtenteils im Winter gen Mittelmeer, mittlerweile macht das nur noch ein kleiner Teil der Population. Amseln aus Städten weichen bestenfalls sehr niedrigen Temperaturen aus, ansonsten bleiben sie rund ums Jahr in ihrem Brutraum.

Obwohl sie die meisten Winterfuttermischungen nicht verdauen können und beim Turnen am Meisenknödel schnell an ihre körperlichen Grenzen kommen, sind sie mit die häufigsten Gartenvögel Europas. "In der Stadt gibt es weniger Feinde und anscheinend genug Würmer, Insekten und Früchte für die Allesfresser", so Hofmann.

Wer den Amseln und den ebenfalls weiche Nahrung bevorzugenden Rotkehlchen etwas Gutes tun möchte, sollte alte, angestoßene Äpfel in Büsche hängen oder auf den Zaun spießen. "In der insektenarmen Zeit stellen die Amseln auf Früchte um, je süßer, umso besser. Man kann aber auch spezielle Futterblöcke mit Insekten darin aufhängen. Wenn die Amseln eine Ansitzmöglichkeit finden, picken sie den Block schnell leer", rät der NABU.

Meist sieht man die Amseln derzeit auf dem Boden. Sie scharren und drehen mit hektischen Bewegungen Blätter um, immer auf der Suche nach eiweißreicher Insektenkost oder vorwitzigen Regenwürmern. Diese locken sie mitunter sogar mit einigen Tanzschritten oder Schnabelhieben hervor. "Mittlerweile hat man herausgefunden, dass die Regenwürmer nicht vorm Regengetrommel sondern dem Klang der Tippelschritte ihres Erzfeindes Maulwurf fliehen", erklärt Sönke Hofmann.

Eine weitere Besonderheit sind die "Drosselschmieden". Da die Schnäbel der Amsel und ihrer Verwandten zu schwach sind um Schneckengehäuse aufzupicken, suchen sie sich einen Stein, an dem sie sie zerschlagen. Oft wird der Stein über Jahre genutzt, erkennbar an dem Haufen Gehäusetrümmer rundherum.

"Amseln gelten als die besten Komponisten unter unseren Vögeln. Ihre Melodien lassen sich sogar in Noten fassen, was zeigt, wie nahe sie unserem Hörvermögen und Tonverständnis sind", staunt Vogelfreund Hofmann. Die Vögel könnten aber auch als größte Machos gelten: Während die pechschwarzen Männchen mit schönsten Gesängen hoch in den Baumwipfeln für sich werben, müssen die unscheinbar bräunlichen Weibchen sich mit dem Nestbau alleine abplagen.

Für das Wochenende vom 6. bis 8. Januar ruft der NABU wieder bundesweit zur Zählung "Stunde der Wintervögel" auf. Jeder Vogelfreund soll in diesen Tagen eine Stunde lang den Garten oder die Futterstelle am Balkon beobachten und die Anzahl der gezählten Vögel dem NABU melden. Ähnlich wie bei der Sommerzählung gibt es Preise zu gewinnen und helfen die gesammelten Daten dem Naturschutz. Weitere Infos unter www.NABU.de.


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Quelle:
Pressemitteilung, 02.01.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2012