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VÖGEL/605: Stunde der Gartenvögel - Dramatische Entwicklung beim Star in NRW (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 27. Mai 2010 - Umwelt/Vögel

NABU: Dramatische Entwicklung beim Star in NRW

Ergebnisse der bundesweiten Gartenvogelzählung bestätigen Rote Liste


Düsseldorf/Berlin - Bundesweit rund 40.000 Vogelfreunde nutzten das zweite Maiwochenende zur Teilnahme an der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel", einer Mitmachaktion des NABU und seines bayerischen Partners, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). In Nordrhein-Westfalen erfassten rund 4.000 Beobachter in 2.500 Gärten insgesamt 80.000 Vögel und meldeten diese dem NABU.

Während deutschlandweit der Spatz seine Spitzenposition trotz anhaltender Verluste vor Amsel und Kohlmeise behaupten konnte, gewinnt in Nordrhein-Westfalen zum sechsten Mal in Folge die Amsel. Deutlich abgeschlagen folgt dann in NRW der Spatz vor der Kohlmeise. Im Gegensatz zu bundesweiten Beobachtungen, bleibt die Zahl der gemeldeten Spatzen in NRW allerdings konstant. "Kein Grund zur Entwarnung für den Spatzen in NRW", findet Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie des NABU NRW. Sei er doch kürzlich erst in der neuen Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens in die so genannte Vorwarnliste aufgenommen worden.

Ebenso wie der Star. "Der Rückgang der Starbeobachtungen um 28% im Vergleich zum Vorjahr im Rahmen unserer Vogelzählung ist dramatisch und bestätigt die Einstufung in die Gefährdungskategorie der Roten Liste leider eindrucksvoll", so Jellinghaus weiter. Ehemaligen Allerweltsarten wie Haussperling oder Star gehe es immer schlechter. "Hauptverantwortlich für diese zum Teil gravierenden Bestandseinbrüche ist die immer schneller fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, die zum Verlust von geeigneten Lebensräumen wie Grünland, Brachflächen, Hecken oder Gebüschen führt", klagt der NABU-Vogelexperte an. Aber auch der anhaltend hohe Flächenverbrauch, die Gebäudesanierung und Aufräumwut im Siedlungsbereich trüge zu solchen Ergebnissen bei.

Auch bei den Grünfinken, die im vergangenen Jahr mit regionalem Massensterben für Schlagzeilen gesorgt haben, gebe es in NRW keine Entwarnung. Die Zahl der gemeldeten Tiere sei hier gegenüber dem Vorjahr um 12% gesunken. Bundesweit sehe dies etwas anders aus, da sei die Population der Grünfinken stabil geblieben. Hier müsse man nun die Entwicklung in den nächsten Jahren abwarten. Die Ergebnisse der Vogelzählung dokumentierten zudem, dass winterempfindliche Arten wie der Zaunkönig die strengen Wintermonate gut überstanden haben. "Zaunkönige müssen demnach im letzten Jahr sehr erfolgreich gebrütet haben, nachdem bereits der vorvorige Winter zu einer stärkeren Auslese geführt hatte", erklärt Jellinghaus.

Die "Stunde der Gartenvögel" wurde 2005 bundesweit ins Leben gerufen. Die beiden Naturschutzverbände greifen damit eine Idee aus England auf, wo Vogelfreunde schon seit 1979 einen "Big Garden Birdwatch" veranstalten. Zur Interpretation der Daten weist der NABU darauf hin, dass Veränderungen der Zählergebnisse nicht zwangsläufig mit Veränderungen der Vogelbestände gleichzusetzen seien. So wurden diesmal weniger Mauersegler und Mehlschwalben registriert, doch nach Beobachtungen der Vogelkundler waren die Insektenjäger vielerorts infolge des nasskalten Wetters einfach weniger "unterwegs". "Deswegen ist es so wichtig, Langzeitdaten zu sammeln, mit denen sich punktuelle Beeinträchtigungen wie das Wetter von nachhaltigen Einflüssen trennen und Bestandstrends erkennen lassen", begründet Jellinghaus den alljährlichen Aufruf.

Alle Ergebnisse der " Stunde der Gartenvögel" sind unter www.stunde-der-gartenvoegel.de zu finden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 30/10, 27. Mai 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
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Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2010