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VÖGEL/1138: Turteltaube - NABU gibt Vogel des Jahres 2020 bekannt (NABU/LBV)


Turteltaube ist der Vogel des Jahres 2020

LBV und NABU wählen den gefiederten Liebesboten zum Jahresvogel - Turteltaube steht auf globaler Roten Liste


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz - 11. Oktober 2019

Hilpoltstein, 10.10.19 - Sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU zum "Vogel des Jahres 2020" gewählt. Damit wollen die Verbände darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist. Auf die Feldlerche, Vogel des Jahres 2019, folgt damit ein weiterer Vogel der Agrarlandschaft. Als Zugvogel steht die Turteltaube auch für alle Arten, die durch illegale und legale Vogeljagd bedroht sind. Sie ist außerdem der erste Vogel des Jahres, der auch als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht - auf einer Stufe mit dem stolzen Kaiseradler oder dem prächtigen großen Hyazinth-Ara.

"Seit 1980 haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren, ganze Landstriche sind turteltaubenfrei", so Heinz Kowalski, NABU-Präsidumsmitglied. "Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht."

"Früher hat man das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört", sagt Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender. "Wildkräutersamen an Feldwegen und Feldfrüchte aus Zwischensaaten boten ausreichend Nahrung. Heute brüten Turteltauben häufig auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch geeignete Lebensbedingungen vorfinden."

Die Turteltaube ist der erste von LBV und NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten in Deutschland nur noch 12.500 bis 22.000 Paare. Der bayerische Bestand wird auf nur noch 1.000 Brutpaare geschätzt. Im Freistaat kann die Turteltaube vor allem noch in Unterfranken und im Norden Niederbayerns beobachtet werden. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Turteltauben-Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern.

Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm - ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von "Unkraut" befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt sich die Turteltaube. Außerdem vergiftet chemisch behandeltes Saatgut die Tauben.

Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch, und Leimkraut. Diese als "Unkraut geltenden Pflanzen wollen Landwirte jedoch nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von landwirtschaftlichen Sämereien macht nun in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte ihrer Nahrung aus, statt wie früher nur 20 Prozent.

Eine zusätzliche Bedrohung ist die Vogeljagd im Mittelmeerraum. "Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Bestand der Turteltaube es nicht mehr verkraftet, wenn jährlich mehr als 1,4 Millionen Vögel in der EU legal geschossenen werden. Besonders skandalös: In manchen Ländern gilt das Schießen der stark gefährdeten Turteltauben als 'Sport' zum eigenen Vergnügen", so Christiane Geidel, LBV-Artenschutzreferentin. Gegen Spanien und Frankreich wurden im Juli bereits Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission wegen des schlechten Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Gegen vier weitere EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor. Dies ist notwendig, obwohl auf einem Treffen aller Mitgliedsstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet wurde.

Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordern LBV und NABU Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition (www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich neben einer verbesserten Landwirtschaftspolitik auch für das dauerhafte Aussetzen der Abschussgenehmigungen in den EU-Mitgliedsstaaten einzusetzen.

Weitere Infos unter www.lbv.de/vogel-des-jahres.

Ende Pressemitteilung, 11.10.2019
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Internet: www.lbv.de

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Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020
Der gefiederte Liebesbote steht auf der globalen Roten Liste - Situation in Thüringen

Jena - Sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) zum "Vogel des Jahres 2020" gewählt. Damit wollen die Verbände darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist.


Turteltaube auf einem Baum - Foto: © NABU/Manfred Delpho

Foto: © NABU/Manfred Delpho

"Der Bestand der Turteltauben in Thüringen ist eher rückläufig. Im Freistaat brüten noch 1500 bis 2000 Paare", berichtet Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen. "Vorzugsweise kommen sie bei uns in den unteren Mittelgebirgslagen vor. Fehlen aber in großen Teilen des Thüringer Waldes und stellenweise in den baumarmen Ackerbaugebieten des Thüringer Beckens sowie in Nordostthüringen."

Seit 1980 ist der Bestand der kleinen Taube in Deutschland um 90 Prozent zurückgegangen. Ganze Landstriche sind mittlerweile turteltaubenfrei. Laut NABU fehlt es an geeigneten Lebensräumen wie strukturreichen Wäldern- und Feldrändern. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht. Jährlich werden in der EU mehr als 1,4 Millionen Turteltauben legal geschossenen

Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus landwirtschaftlichen Kulturen macht nun in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für kurze Zeit bis zur Ernte zur Verfügung und fehlen während der kritischen Phase der Jungenaufzucht.

Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm - ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von "Unkraut" befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt sich die Turteltaube. Außerdem ist chemisch behandeltes Saatgut vergiftete Nahrung für die Tauben. Der NABU kämpft seit Jahren für eine EU-Förderung der Landwirtschaft, die Natur erhält statt sie zu schädigen.

"Was wir in unserer Landschaft wieder brauchen ist Strukturvielfalt. Vor allem müssen sich Hecken wieder in unserem Landschaftsbild finden und Bäche müssen sich frei durch die Landschaft schlängeln dürfen. Genauso wichtig ist aber auch eine schnelle und drastische Reduzierung des Pestizideinsatzes. Unsere Landnutzungsformen müssen ökologischer werden," fordert der Vogelexperte des NABU Thüringen.

Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten bundesweit nur noch 12.500 bis 22.000 Paare. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern.

Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordert der NABU Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition (www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich neben einer verbesserten Landwirtschaftspolitik auch für das dauerhafte Aussetzen der Abschussgenehmigungen in den EU-Mitgliedsstaaten einzusetzen.

Ende Pressemitteilung, 11.10.2019
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Internet: www.NABU-Thueringen.de

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NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 11. Oktober 2019

NABU und LBV: Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020

Gefiederter Liebesbote steht auf der globalen Roten Liste | Nur noch wenige Brutpaare in Nordrhein-Westfalen

Berlin/Düsseldorf - Sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) zum "Vogel des Jahres 2020" gewählt. Damit wollen die Verbände darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist. "Seit 1980 haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren, ganze Landstriche sind turteltaubenfrei", so Heinz Kowalski, NABU-Präsidumsmitglied. "Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht."

Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. In Deutschland brüten heute nur noch 12.500 bis 22.000 Paare.

In Nordrhein-Westfalen leben vermutlich nicht einmal mehr als 1000 Brutpaare. "Die Turteltaube muss man heute in NRW suchen. War die Art früher flächendeckend im nordrhein-westfälischen Tiefland und teilweise auch im Bergischen vertreten, ist sie daraus heute nahezu komplett verschwunden", erklärt Christian Härting, Sprecher des Fachausschuss Ornithologie im NABU NRW. Lediglich an Sonderstandorten wie den Sandlandschaften der Wahner Heide oder der Senne trifft man sie noch häufiger an. In NRW ist der Bestand seit den 1990er Jahren bis 2009 um 60% eingebrochen. Dieser Trend hat sich auch im letzten Jahrzehnt ungebremst fortgesetzt. In der Roten Liste der Brutvögel in NRW wird sie daher schon seit längerem als stark gefährdet eingestuft.

Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus landwirtschaftlichen Kulturen macht nun in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für kurze Zeit bis zur Ernte zur Verfügung und fehlen während der kritischen Phase der Jungenaufzucht.

Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm - ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von "Unkraut" befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt sich die Turteltaube. Außerdem ist chemisch behandeltes Saatgut vergiftete Nahrung für die Tauben. Der NABU kämpft seit Jahren für eine EU-Förderung der Landwirtschaft, die Natur erhält statt sie zu schädigen.

Eine zusätzliche Bedrohung ist die Vogeljagd im Mittelmeerraum. "Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die jährlich mehr als 1,4 Millionen in der EU legal geschossenen Turteltauben von der Art nicht mehr verkraftet werden können. Besonders skandalös: In manchen Ländern gilt das Schießen der stark gefährdeten Turteltauben als 'Sport' zum eigenen Vergnügen", so Eric Neuling, NABU-Vogeschutzexperte. Gegen Spanien und Frankreich wurden im Juli bereits Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission wegen des schlechten Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Gegen vier weitere EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor. Dies ist notwendig, obwohl auf einem Treffen aller Mitgliedsstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet wurde.

Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordert der NABU Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition (www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich neben einer verbesserten Landwirtschaftspolitik auch für das dauerhafte Aussetzen der Abschussgenehmigungen in den EU-Mitgliedstaaten einzusetzen.

Ende Pressemitteilung, 11.10.2019
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Internet: www.nabu-nrw.de


Weitere Infos unter
www.Vogel-des-Jahres.de oder www.LBV.de

Die Farbbroschüre "Vogel des Jahres 2020 - Die Turteltaube", DIN A5, 50 Seiten gibt es im NABU-Shop unter www.NABU-shop.de

Petition gegen Abschuss von Turteltauben in der EU:
www.vogeldesjahres.de/petition

Weitere Infos zur Agrarpolitik: www.neueagrarpolitik.eu

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Quelle:
NABU Pressedienst, 11.10.2019
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de, Internet: www.NABU.de
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
E-Mail: info@lbv.de , Internet: www.lbv.de
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de, Internet: www.NABU-Thueringen.de
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de, Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2019

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