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VÖGEL/1122: Störche in Thüringen haben Hitze gut überstanden (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 20. September 2018
Störche überstanden die Hitze gut

NABU Thüringen: Trotz hoher Temperatur und Trockenheit war 2018 ein erfolgreiches Storchenjahr


Laut des NABU Thüringen war das Jahr 2018 ein gutes Storchenjahr. Die Zahl der brütenden Weißstorchenpaare erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 50 auf 61. Allerdings hat der Weißstorch im Freistaat im Gegensatz zu allen anderen deutschen Bundesländern eine geringere Siedlungsdichte.

Jena - Viele der heimischen Tiere hatten 2018 unter den ungewöhnlich hohen Temperaturen und der langanhaltenden Trockenheit zu leiden. Die Weißstörche in Thüringen schienen mit diesen Bedingungen jedoch gut zurechtzukommen, denn sie sind bei ihrer Nahrungssuche nicht sehr wählerisch und können auf verschiedene Nahrungstiere ausweichen. "Uns liegen fast alle Brutergebnisse aus diesem Jahr vor und wir können sagen, es war ein erfolgreiches Storchenjahr", freut sich Klaus Schmidt, Storchenexperte beim NABU in Thüringen. "Die Zahl der Brutpaare erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 50 auf 61, den höchsten Wert seit es Aufzeichnungen über Störche gibt."

Nahrungsuntersuchungen von unverdauten Nahrungsresten, sogenannten Gewöllen, zeigten nach ersten Analysen in 2018, dass die Störche sich in der Werraniederung überwiegend von Laufkäfern und Heuschrecken ernährt hatten. Grasfrösche, die einst die Hauptnahrung darstellten, gibt es auf den weiträumigen Wirtschaftswiesen leider kaum noch.

Laut NABU Thüringen hat sich der Weißstorchbestand in Thüringen in den letzten 9 Jahren verdoppelt. Während sich in der Werraaue in Südwestthüringen der Bestand von 26 auf 31 erhöhte, gab es in Ostthüringen kaum eine Zunahme. Erfreut zeigt sich Klaus Schmidt über das gute Brutergebnis aus dem Kyffhäuserkeis. Dort haben 7 Paare insgesamt 21 Junge aufzogen. "Dies entspricht einem Durchschnitt von 3 Jungen je Nest. Im Vergleich zur Werraaue mit nur 2 Jungen ist dies sehr gut."

Trotz dieses guten Ergebnisses geben die Naturschützer aber keine Entwarnung. "Der Weißstorch hat in unserem Freistaat die geringste Siedlungsdichte aller deutschen Bundesländer. Die höchste Dichte besitzt das Land Brandenburg mit rund 1.400 Storchenpaaren. Thüringen besitzt von seiner Naturausstattung nur in wenigen Flussauen für Störche ideale Lebensräume", erklärt Klaus Schmidt.

Mit der Zunahme der Störche mehrten sich aber auch deren Unfälle und Verluste. Mehrere Bruten sind gescheitert, weil ein Partner ausfiel. Horstkämpfe führten oft zu schweren Verletzungen oder Todesfällen. "In Mechterstädt wurde bei Kämpfen mit fremden Störchen beispielswiese ein Jungstorch so stark verletzt, dass er in menschliche Pflege genommen werden musste", berichtet der Storchenexperte. "Dank ehrenamtlichen Helfern und der Feuerwehr konnte der flügge Jungstorch nach seinem Heilungsprozess in ein geeignetes anderes Nest mit Pflegeeltern eingesetzt werden."

Hintergrund

Für den Fortbestand einer Population spielen die Anzahl der erbrüteten Jungvögel sowie ihre Überlebensrate während der Nestlingszeit und nach dem Ausfliegen eine große Rolle. Dabei kann der Bruterfolg von Jahr zu Jahr deutlich schwanken oder auch naturräumlich sehr unterschiedlich ausfallen. Ganz entscheidend sind dabei die Witterung zur Nestlingszeit sowie die erreichbare tierische Nahrungsmenge in den Wiesen, Weiden und Feuchtgebieten. Ackerflächen spielen heute leider eine untergeordnete Rolle, da großflächige Raps-, Mais- und Getreidefelder im Sommerhalbjahr kaum für die Nahrungssuche geeignet sind. Ein Schwerpunkt des Weißstorchschutzes ist deshalb der Erhalt und die ökologische Aufwertung des Grünlandes. Der Naturschutzbund NABU und mehrere Storchenfreunde haben in den letzten Jahren durch die Neuschaffung von zahlreichen Nisthilfen die Ansiedlung der Adebare gefördert.

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Quelle:
Pressemitteilung, 20.09.2018
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2018

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