Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ARTENSCHUTZ


MELDUNG/458: Gänsegeier über Bayern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz
Presseinformation vom 18. Juli 2018

Gänsegeier über Bayern

Über zwanzig Vögel in den Allgäuer Hochalpen - nicht zu verwechseln mit Bartgeiern


Hilpoltstein, 18.07.2018 - Nach dem erfolgreichen Aufstieg das Gipfelpanorama bei einer guten Brotzeit genießen, was gibt es schöneres? Ganz klar, ein Gipfelpanorama mit einer Gruppe Gänsegeier die über einen hinwegfliegen. So geschehen am Samstag in den Allgäuer Hochalpen rund um das Nebelhorn. Bereits die Beobachtung von einem Einzelnen der majestätischen Vögel mit einer Spannweite von bis zu 2,70 Metern ist beeindruckend. Kann man eine Gruppe von über zwanzig Tieren beobachten, ist das ein unvergessliches Erlebnis. "Die Gruppe der Gänsegeier kann auf ihrem Weg schon weitergezogen sein, aber es lohnt sich nach wie vor im Alpenraum die Augen offen zu halten", erklärt Henning Werth, LBV-Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen. Am Montag wurden die Geier etwas weiter westlich in der Nähe von Balderschwang und der Rappenseehütte gesichtet.


Ein Gänsegeier im Flug - Foto: © Dr. Chr. Moning / LBV

Foto: © Dr. Chr. Moning / LBV

Immer wieder werden die Gänsegeier mit jungen Bartgeiern verwechselt. Der Grund dafür liegt wohl daran, dass viele keine wildlebenden Gänsegeier in Deutschland und dem Alpenraum erwarten. Unterschieden lassen sich die beiden Geierarten an ihrer Schwanzform, die beim Gänsegeier kurz und rund ist, während selbst junge Bartgeier einen längeren und keilförmigen Schwanz besitzen. Außerdem sind Gänsegeier an ihren zeitlupenartig langsamen Flügelschlägen zu erkennen. Aber das wohl einfachste Unterscheidungsmerkmal: "Der Bartgeier ist im Alpenraum ein äußerst seltener Gast und dazu ein Einzelgänger. Im Gegensatz dazu ist der Gänsegeier ein Kolonievogel und häufiger in großen Trupps unterwegs. Meist handelt es sich dabei um junge Vögel, die auf ihren Streifzügen auch einmal weiter entfernt von Brutkolonien vorkommen", erklärt Werth. Das nächste Brutvorkommen zu Bayern liegt in Kroatien, von wo aus seit vielen Jahren Jungvögel in den österreichischen Alpen "übersommern".


Eine Gruppe Gänsegeier am Boden - Foto: © Wolfgang Lorenz / LBV

Foto: © Wolfgang Lorenz / LBV

"Da Geier Aasfresser sind, dürften sie sich aber nicht allzu lange an einem Ort aufhalten und auf der Suche nach Nahrung bald weiterziehen", sagt der LBV-Gebietsbetreuer. Dennoch ruft der LBV alle Naturfreunde dazu auf, Beobachtungen der seltenen Gänsegeier dem bayerischen Naturschutzverband zu melden. Entweder telefonisch unter 09174-4775-7435 oder per E-Mail unter infoservice@lbv.de.

Das europäische Hauptvorkommen des Gänsegeiers liegt in Spanien, wo mit rund 20.000 Brutpaaren über 90 Prozent seines Bestands leben. Während der Sommermonate halten sich die Jungvögel, die frühestens mit vier Jahren geschlechtsreif werden, aber auch fernab ihrer Brutgebiete auf. Mit einem Gewicht von sechs bis elf Kilogramm und einer prachtvollen Spannweite bis zu 2,70 Meter ist der Gänsegeier um ein Vielfaches größer als unser häufigster heimischer Greifvogel, der Mäusebussard. Dieser wiegt zum Vergleich gerade mal ein Kilo und verfügt nur über die Hälfte der Flügelspannweite.

*

Quelle:
Presseinformation, 18.07.2018
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang