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MELDUNG/433: Jungigel haben noch gute Chancen (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 27. September 2017

Jungigel haben noch gute Chancen

Dreiviertel der Igel werden im August und September geboren


(Bremen, den 27.09.17) Es mag am nasskalten Wetter liegen, dass der NABU mit besorgten Igelanfragen überhäuft wird. Dabei haben gesunde Igel noch alle Chancen, sich genügend Winterspeck anzufressen. Selbst die Baby-Igel aus den Nachzügler-Geburten sind derzeit ungefährdet, da kein dauerhafter Frost anliegt. Die Naturschützer bitten deshalb, nur verletzte oder offensichtlich kranke Tiere aufzunehmen.


Igel hinter Totholz im Gras - Foto: © NABU / Andreas Bobanac

Foto: © NABU / Andreas Bobanac

Selbstständig nach sechs Wochen

"Gut die Hälfte der Igel wird im August geboren, ein Viertel im September. Nach nur sechs Wochen müssen die Lütten dann alleine klarkommen", erklärt Sönke Hofmann vom NABU Bremen, "das Sozialverhalten der Einzelgänger Igel ist ähnlich ungemütlich wie ihr Stachelkleid." Deshalb sehe man jetzt leider auch viele überfahrene Jungigel, die sich auf die Suche nach einem eigenen Lebensraum machen mussten. Mit etwas Glück lernen sie allerdings rechtzeitig vor Autos wegzulaufen, statt sich arttypisch einzurollen.


Igel in Herbstlaub - Foto: © NABU / Bernd Kunz

Foto: © NABU / Bernd Kunz

Beeindruckend ist die Gewichtszunahme der Igel: Mit knapp 20 Gramm kommen sie zur Welt und verzehnfachen es locker in der nur sechs Wochen währenden Familienzeit. Danach geht es mit erstaunlichen 50 Gramm pro Woche weiter, wenn denn der Lebensraum genügend Insekten bietet. "Dafür brauchen Igel naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen. Das sind die Nahrungsräume als auch Winterquartiere der Igel", erläutert Hofmann.

Igel überleben den Winter auch ohne menschliche Hilfe. Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben, als allgemein angenommen wird. "Im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden", gibt der Igelfreund Hofmann zu bedenken. Für den Zeitpunkt des Winterschlafs sei nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur.

Zufütterung möglich

Die erste Frostperiode ist häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus passen sich die Igel an. "Es ist ganz normal, dass wir Igel auch noch im November oder schon im Februar im Garten antreffen", erklärt der NABU. Deshalb sollten bei Winterbeginn auch mittelgroße Igel in der Natur und in den Gärten verbleiben. Dort kann man kleinere Igel durch Zufüttern von Hundesoftfutter oder Feuchtfutter, ungewürztem Rührei mit Igeltrockenfutter gemischt, auf die Winterruhe vorbereiten helfen. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten.

Igel sind Wildtiere

"Wer Igel zu Hause aufnimmt, muß wissen, daß es sich um Wildtiere handelt", so Sönke Hofmann. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt: Nur verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie möglichst in einer anerkannten Pflegestation gesund zu pflegen.

NABU-Infopaket

Die beste Igelhilfe ist jedoch nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens. Informationen rund um den Igel, seine Lebensweise und viele Gartentipps bietet ein Igel-Infopaket gegen Einsendung von fünf Euro an den NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 27.09.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2017

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