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MELDUNG/370: "Mutter ist die beste" - Fledermaus-Findelkinder (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 15. Juli 2016

Fledermaus-Findelkinder

Fledermaus-Hotline unter 030-284984-5000 eingerichtet


(Bremen, den 15.07.16) "Wir haben eine Fledermaus gefunden, was sollen wir tun?", wird der NABU derzeit öfters gefragt. Neben erschöpften oder kranken Alttieren haben die Anrufer oft auch Fledermaus-Findelkinder gefunden, die kurzfristig besonderer Hilfe bedürfen. Mit einfachen Tricks kann man die Überlebenschance der Winzlinge erhöhen und sie ihrer Mutter zurückgeben, erklärt der NABU.


Junge, bereits behaarte, fit wirkende Zwergfledermaus sitzt mit aufgerissenem Maul auf einer Fingerkuppe - Foto: © NABU Bremen

Zwergfledermaus-Jungtier
Foto: © NABU Bremen

Erste Sicherung wichtig

"Fledermäuse sind keine Haustiere. Sie kümmern sich extrem sorgsam und unnachahmlich um ihren Nachwuchs", betont NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, "deshalb muß man in folgender Reihenfolge aus dem Quartier gefallene Jungtiere an ungefährlichen Orten einfach liegen lassen, sie wieder zurückzusetzen oder der Mutter anbieten." Noch bis Mitte August ziehen die Weibchen ihren Nachwuchs in sogenannten Wochenstuben auf. Gerade hausbewohnende Arten wie die recht häufige Zwergfledermaus fallen den Menschen am ehesten auf.

Fledermäuse werden nackt und blind geboren. Sie sind vollkommen hilflos ohne Mutter und werden in den ersten sechs Wochen ausschließlich mit Milch gefüttert. "Die beiden Milchzitzen dienen auch zum Transport. Die Jungen saugen sich an der Mutter fest, die mehr als die Hälfte ihres eigenen Gewichtes transportieren kann", berichtet Hofmann. Fledermausbabys sind wahre Winzlinge, in einen Fingerhut passen bequem zwei frischgeborene Zwergfledermäuse.

Die kleinen Wesen, die auf den ersten Blick wie "vierbeinige Käfer" oder "komische Hummeln" aussehen, werden oft gar nicht als Fledermäuse erkannt. Wer eine hilflose Fledermaus entdeckt, sollte sie, wenn notwendig, zunächst mit einem Karton oder Küchensieb gegen Feinde wie Katzen schützen, empfiehlt der NABU. Sind die Jungen noch unbehaart, kühlen sie rasch aus und verfallen in Starre, eine nicht zu heiße Wärmflasche hilft. Sind sie noch bei Kräften, rufen sie lauthals nach der Mutter. Für unsere Ohren klingen die hohen Ultraschall-Rufe allerdings bestenfalls nur wie ein feines Ticken oder Zirpen.


Drei erwachsene Zwergfledermäuse in einem Spalt zwischen Holzbohlen, auf dem Bild sind lediglich die Köpfe im Freien - Foto: © NABU Bremen

Zwergfledermäuse
Foto: © NABU Bremen

"Mutter ist die beste"

"Landläufig heißt es ja 'Mutter ist die Beste'. Verlorengegangene Fledermauskinder muss man ihnen zurückgeben", fordert der Naturschützer. Nur sie bieten den Jungen die besten Überlebenschancen. Wer den Eingang zum Quartier entdeckt, sollte das Junge dort wieder hinein setzen. "Am besten fasst man Fledermäuse mit einem Tuch oder Handschuhen an. Allerdings nehmen Fledermausmütter im Gegensatz zu Hasen ihre Jungen auch an, wenn sie nach Mensch riechen", so Sönke Hofmann.

Ist kein Quartier z. B. anhand von Kotspuren an der Wand auszumachen, sollte das Findelkind bis zur Dämmerung warm und zugfrei verwahrt werden. "Eine Stunde vor Sonnenuntergang muß man dann das Junge am Fundort der Mutter anbieten"; erklärt der Fledermausfreund. Das Tier wird dazu auf einen Holzklotz in einer großen, leeren Plastikschüssel gesetzt. So könne es sich nicht panisch in einer unerreichbaren Ritze verkriechen, betont der NABU.

NABU warnt vor Handaufzuchten

Mit etwas Glück hört die Mutter die Rufe und holt das Junge ab. "Wenn es nach zwei Stunden nicht klappt oder schlechtes Wetter ist, muss man die Prozedur im Morgengrauen und am nächsten Abend wiederholen." Vor dem Versuch, ein Fledermausbaby in Handaufzucht groß zu machen, rät der NABU dringend ab. "Das ist was für absolute Spezialisten und oft verlängert man damit das Leiden des kleinen Tieres." Der NABU hat eine bundesweite Fledermaus-Hotline zur Beratung unter 030-284984-5000 eingerichtet, die tagsüber erreichbar ist.

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Quelle:
Pressemitteilung, 15.07.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2016

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