Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

INITIATIVE/324: 231 Plaketten "Fledermausfreundliches Haus" verliehen (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 23. Juni 2009

Fledermausschutz am Gebäude: Niedersachsen im Fledermausfieber

NABU präsentierte Ergebnisse des landesweiten Schutzprojektes
231 Plaketten 'Fledermausfreundliches Haus' verliehen


Ganz Niedersachsen sei im Fledermausfieber, freute sich Projektleiterin Melanie Beinhorn vom NABU Niedersachsen zum Abschluss des NABU-Projektes `Fledermausschutz am Gebäude'. Mit insgesamt über 11.000 interessierten niedersächsischen Bürgern hat das Projekt alle Rekorde gebrochen und eine große Resonanz hervorgerufen. Im Rahmen des NABU-Projektes wurden 231 niedersächsische Bürger mit der Plakette `Fledermausfreundliches Haus' für die Erhaltung und Schaffung von Fledermausquartieren ausgezeichnet. Die 231. Plakette wurde dem Ehepaar Möller im Landkreis Rotenburg/Wümme, für ihr Engagement zum Schutz einer zwergenreichen Kinderstube unter dem Dach verliehen. Bei dem Fledermausquartier handelt es sich um eine Wochenstube von ca. 200 Zwergfledermäusen, also um Fledermausmütter mit ihren Jungtieren, das in dieser hohen Tieranzahl ein sehr großes Quartier darstellt.

Wir müssen etwas für die Gebäude bewohnenden Fledermausarten tun, so lautete das gemeinsame Bestreben des NABU Niedersachsen und des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Insgesamt sind dreizehn der achtzehn in Niedersachsen vorkommenden und stark bedrohten Fledermausarten in Hinsicht auf die Sommer- und Winterquartiere mehr oder weniger stark an Gebäude gebunden.

Speziell zum Thema `Fledermausschutz am Gebäude' fanden in der dreijährigen Projektlaufzeit 130 Informationsveranstaltungen mit über 4.000 Besuchern statt. Auf den zahlreichen Exkursionen mit dem Ultraschalldetektor, der die Rufe der Tiere für den Menschen hörbar macht, ließen sich rund 2.000 Besucher in den Bann dieser faszinierenden Tiere ziehen.

Die Fledermaus-Hotline des NABU Niedersachsen stand nie still, ca. 1.500 Anfragen haben die Fledermausexperten in den drei Jahren Projektlaufzeit beantwortet.

Mit seinen zahlreichen ehrenamtlichen Fledermausschützern in Niedersachsen hat der NABU Kirchen kartiert und auf Fledermausvorkommen untersucht. In 59 Prozent aller kartierten Kirchen (128) wurden Fledermäuse nachgewiesen. Durch die Information und Beratung durch ehrenamtliche Naturschützer werden diese wertvollen Quartiere weiter fachgerecht betreut. "Insgesamt haben wir viel für Fledermäuse erreicht, freuen uns über die gute Resonanz und werden unser Engagement für die bedrohten Säugetiere in Niedersachsen auch weiter fortsetzen", resümierte NABU-Projektleiterin Melanie Beinhorn abschließend.

Ein Schwerpunkt des Projektes war der Nistkastenbau mit 3.400 Kindern und Jugendlichen. Die Behindertenwerkstatt Minerva (Heidewerkstätten aus Soltau, Landkreis Soltau-Fallingbostel) lieferte die Bausätze, die überall im Lande eifrig zusammen geschraubt wurden. Der siebenjährige Justin von der GS Westerstede fasste die Aktion zusammen: "Wir müssen etwas für Fledermäuse tun, weil sie sehr gefährdet sind." So entstanden 3.400 neue Fledermausquartiere für die bedrohten Nachtsäuger und 3.400 junge interessierte Fledermausexperten wurden geschult.

Das NABU-Projekt `Fledermausschutz am Gebäude' wurde gefördert von der Niedersächsischen Umweltstiftung und aus Mitteln des Landes Niedersachsen.


Hintergrund zur 231. Plakette des NABU Niedersachsen 'Fledermausfreundliches Haus'

"Bei den Fledermäusen handelt es sich um eine Wochenstube der Zwergfledermäuse, also um Fledermausmütter mit ihren Jungtieren", erklärte Sarina Pils, Vorstandsmitglied NABU Rotenburg. Mit ca. 200 Tieren sei es darüber hinaus ein sehr großes Quartier. Im Durchschnitt würden sich nur ca. 10 bis 15 Fledermäuse in einem Quartier befinden. Grund für den NABU das Engagement der Möllers zu belohnen und ihnen eine Plakette für ihr 'Fledermausfreundliches Haus' zu überreichen.

Damit konnte die 231. Plakette der niedersachsenweiten NABU Aktion "Unter einem Dach - Fledermäuse und Menschen" an die engagierte "Fledermaus-Familie" verliehen werden.

"Fledermäuse zählen zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und fast alle einheimischen Arten sind auf der Roten Liste Deutschlands vertreten", sagte Sarina Pils vom Rotenburger NABU-Vorstand. Am Beispiel einiger bekannter Fledermausquartiere seien in den siebziger Jahren dramatische Populationsrückgänge von bis zu 98 Prozent beobachtet worden. Manche Arten verschwanden sogar ganz und gelten bis heute in Deutschland als ausgestorben. An diesem Rückgang der Fledermausbestände seien die Menschen nicht ganz unschuldig, so die Naturschützerin. Faktoren des Bestandsrückgangs sind unter anderem neben Veränderungen in der Landschaft die zu Verlusten von Jagdhabitaten führten auch die Beseitigung alter Baumbestände, alter Gebäude sowie Versiegelung und Umbau von Dachböden. Dadurch gingen viele Fledermausquartiere verloren. Heute haben einige Arten, Dank intensiver Schutzbemühungen, in den letzen 20 Jahren erfreulicherweise wieder zugenommen. Trotzdem sind weiterhin Schutzmaßnahmen notwendig um die Bestände weiter zu entwickeln und zu erhalten.

Hier setzt der NABU an: Mit der Vergabe der Plakette für ein "Fledermausfreundliches Haus" möchte der NABU Menschen dazu ermutigen, den Flugkünstlern in ihrem Wohnumfeld zu helfen und Fledermäusen ein Quartier zu bieten. Das kann unter anderem dadurch geschehen, dass bei möglichen Umbauarbeiten am Haus bestehende Quartiere erhalten bleiben oder mit zum Teil einfachen Mitteln neue Fledermausquartiere geschaffen werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Ehepaar Möller. Vor gut zwei Jahren bemerkte Herr Möller bei Reparaturarbeiten an seinem Dach zum ersten Mal Fledermäuse. Für Herrn Möller stand es außer Frage: Er wollte das Fledermausquartier auf keinen Fall zerstören. Er achtete bei der Reparatur darauf, sein Dach fledermausfreundlich zu reparieren, um die kleinen Flugkünstler nicht zu beeinträchtigen. "Das hat sich gelohnt", freute sich der Fledermausfreund Möller. "Inzwischen sind es fast 200 Tiere und wir haben dafür einen mückenfreien Garten", lacht Möller. Auf die Frage, ob Fledermäuse zu Schäden an Gebäuden führen, kann Sarina Pils Entwarnung geben: "Fledermäuse nagen weder am Holz, zerbeißen oder zerstören keine Kabel oder Isolierungen und stellen somit keine Gefahr für die Bausubstanz des Gebäudes dar.


*


Quelle:
Pressemitteilung 70/09, 23. Juni 2009
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2009