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FORSCHUNG/141: Konzepte für den Umgang mit Wolf, Luchs und Bär (Freiburger Uni-Magazin)


Freiburger Uni-Magazin - 6/Dezember 2009

Rückkehr der Raubtiere
Der Arbeitsbereich Wildtierökologie der Uni Freiburg erarbeitet Konzepte für den Umgang mit Wolf, Luchs und Bär

Von Ulla Bettge


Noch ist die Präsenz von Wölfen in deutschen Wäldern exotisch und umstritten. Die Raubtiere sind Forschungsgegenstand von Experten am Arbeitsbereich für Wildtierökologie der Universität Freiburg. Dr. Felix Knauer entwickelt Konzepte für den Umgang mit den drei großen "Beutegreifern" Luchs, Wolf und Bär.


Das Projekt im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz erstellt "Grundlagen für Managementkonzepte für die Rückkehr von Großraubtieren" und ist damit speziell für das "Wolfserwartungsland" Südwestdeutschland hochaktuell. "Wir rechnen hier schon bald mit ersten zugewanderten Wölfen etwa aus den französischen Alpen", sagt Knauer. Deutschlandweit leben bereits 60 Wölfe, die meisten davon aus Polen eingewandert, in der Lausitz. Zu DDR-Zeiten waren sie ganzjährig zum Abschuss frei gegeben und wurden dadurch ausgerottet.

Notwendige Veränderungen durch wieder angesiedelte Wölfe im Ökosystem Wald sieht Knauer "vor allem in den Köpfen von Jägern." Während beispielsweise der Lausitz-Tourismus sehr erfolgreich mit den Wölfen werbe, "betrachten Jäger Wölfe als Konkurrenz, unter der ihre Wildbestände und damit ihr teuer erkauftes Jagdvergnügen leiden könnte." Die Landwirtschaft mit gerissenen Schafen und anderen Nutztierverlusten sieht der Raubtier-Experte als Problemzone mit berechtigten Entschädigungsansprüchen. "Raubtiere sollen sich ihren Lebensraum selbst suchen. Es geht aber darum, Konflikte zu minimieren." Das könnte beispielsweise durch Elektrozäune und spezielle Herdenschutzhunde geschehen. Für dennoch entstehende Schäden müssten nach Knauers Konzept Entschädigungen von Staat und Naturschutzverbänden geleistet werden. "Bei großzügiger Handhabung wäre das für Betroffene in Ordnung." Für Jäger ist es trotzdem schwierig: "Wölfe sind nun mal Fleisch- und nicht Grasfresser." Kompromisslösungen schließt der Freiburger Forscher für die Opponenten Naturschützer und Jäger dennoch nicht aus. So hält er für langfristig denkbar, aber noch weit von der Realisierung entfernt, einen gelegentlichen Abschuss bei stark expandierender Wolfspopulation zu erlauben. "Das wäre dann auch für die Jäger interessant."


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Quelle:
Freiburger Uni-Magazin Nr. 6/Dezember 2009, Seite 9
Herausgeber: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
der Rektor, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer
Redaktion: Eva Opitz (verantwortlich)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2010