Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ARTENSCHUTZ


AMPHIBIEN/142: Ein Grasfrosch! Oder doch nicht? (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 205 - August / September 2018
Die Berliner Umweltzeitung

Ein Grasfrosch! Oder doch nicht?
Der Lurch des Jahres 2018 ist leicht zu verwechseln

von Leonhard Lenz


Er gehört zu den am weitesten verbreiteten Amphibien in Mitteleuropa und ist von den Pyrenäen bis zum Nordkap und über den Ural hinaus anzutreffen. Dabei klettert er auch auf über 2.600 Meter in den Alpen empor. Doch ob man wirklich den von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde als "Lurch des Jahres 2018" ausgezeichneten Grasfrosch (Rana temporaria) vor sich hat, ist gar nicht so leicht zu erkennen. Die Arten der Gruppe der Braunfrösche, von denen der Moor- und der Springfrosch am verbreitetsten sind, sind nur schwer auseinanderzuhalten. So wurde der Moorfrosch bereits im 18. Jahrhundert beschrieben, die anderen Braunfrösche jedoch erst im 19. Jahrhundert. Der Pyrenäenfrosch wurde sogar erst 1993 beschrieben, bis dahin hielt man die Tiere für Grasfrösche, obwohl sie deutlich kleiner sind und anders als die Grasfrösche ausschließlich an Fließgewässern leben.

Aufgrund der Ähnlichkeit der Braunfrösche untereinander werden sie teilweise als eigene Gattung angesehen und von den Wasserfröschen, mit denen sie eigentlich eine Gattung bilden, getrennt.

Kurze Hinterbeine, stumpfe Schnauze

Die Männchen der Grasfrösche sind zwischen sechseinhalb und achteinhalb Zentimetern lang. Die Weibchen sind ein paar Millimeter größer. Die anderen Braunfroscharten sind selten deutlich über sechs Zentimeter groß, während es Grasfrösche auf bis zu zwölf Zentimeter bringen können. Grasfrösche sind jedoch nicht nur besonders lang, sondern auch besonders dick. Gleichzeitig haben sie sehr kurze Hinterbeine, deren Ferse nur bis auf Augenhöhe reicht, was ein wichtiges Bestimmungsmerkmal darstellt.

Die Pupille steht, wie bei allen echten Fröschen, waagerecht. Der Abstand des Trommelfells zum Auge und die Größe des Trommelfells stellt eines der besten Bestimmungsmerkmale für Braunfrösche dar. Beim Grasfrosch hat das Trommelfell drei Viertel der Größe des Auges und ist etwas über zwei Millimeter von diesem entfernt. Beim Moorfrosch ist es genauso groß wie das Auge und befindet sich direkt daneben, beim Springfrosch ist es deutlich kleiner und weit vom Auge entfernt. Der Kopf ist beim Grasfrosch - ebenso wie der ganze Körper - sehr breit und die Schnauze eher stumpf.

Brautwerbung und Winterruhe

An der Färbung lassen sich die Braunfrösche hingegen nicht auseinanderhalten. Sie sind alle irgendwie braun, wobei die Braunfärbung und eventuelle Muster und Flecken bei den Individuen der Arten sehr verschieden sind.

Sobald es im Frühjahr warm wird, wachen die Grasfrösche aus ihrer Winterstarre auf. Dann begeben sie sich direkt zu ihren Laichgewässern, einige überwintern auch direkt dort. Hier geben die Männchen knurrende Rufe von sich. Aufgrund der kleinen, nur innen gelegenen Schallblase sind die Rufe jedoch eher leise und unauffällig. In flachen Ufergewässern, geschützten Bereichen an Bächen, Sümpfen oder sogar Pfützen, umklammern die Männchen die Weibchen zur Paarung. Die Umklammerung kann mehrere Tage dauern und endet mit der Ablage und Befruchtung des Laiches.

Die erwachsenen Tiere verlassen dann die Laichgebiete und verbringen die wärmere Zeit des Jahres auf Wiesen und in Wäldern. Hier leben sie ruhig und versteckt und verlassen das Versteck nur zur Nahrungssuche, wenn es feucht und dämmrig ist. Sobald es im Oktober oder November wieder kälter wird, suchen sie sich Winterquartiere. Dabei kann es sich um das frostsichere Laichgewässer, aber auch ebenfalls frostsichere Bäche handeln. Teilweise überwintern Grasfrösche auch in Erdhöhlen an Land - bis sie im Frühjahr wieder zu ihren Laichgewässern ziehen.

Weitere Informationen:
www.dght.de/grasfrosch

*

Quelle:
DER RABE RALF
28. Jahrgang, Nr. 205, Seite 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang