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AMPHIBIEN/052: Amphibienseuche Chytridpilz weiter auf dem Vormarsch (ARA Magazin)


ARA Magazin 3-4/08 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Amphibienseuche Chytridpilz weiter auf dem Vormarsch


Der Chytridpilz zählt zu den Hauptbedrohungsursachen für Amphibien. Bei den in den letzten 25 Jahren ausgestorbenen 120 Arten gilt der, nur für Amphibien gefährliche Hautpilz zu einen Drittel als Ursache. Batrachochytrium dendrobatidis, so sein wissenschaftlicher Name, infiziert die Haut und stört dort die überlebenswichtige Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Einige empfindliche Arten sterben nach kurzer Zeit, andere überleben länger und wirken als Überträger der Krankheit.

Besonders in Mittelamerika hat der Pilz zugeschlagen. Ganze Gebiete sind praktisch amphibienfrei. Jedes Jahr bewegt sich die Krankheitswelle um 30 bis 40 Kilometer voran.

Bislang hatten Wissenschaftler die Hoffnung, dass der Seuchenzug des Chytridpilzes am Panamakanal stoppen könnte. Doch der in Nord-Südostrichtung verlaufende Kanal erwies sich nicht als die erhoffte Barriere. Mittlerweile wurden auch östlich des Kanals drei infizierte Amphibienarten entdeckt. Wann und wie es zu den Überquerungen kam, ist bislang unbekannt.


Chytrid in Europa

Der Chytridpilz scheint sich auch in Europa zum Problem zu entwickeln. Nach Informationen über ein Massensterben in einem spanischen Nationalpark gibt es jüngst auch Berichte von Krankheitsmerkmalen am bedrohten Sardischen Gebirgsmolch (Euproctus platycephalus). Es wurden Exemplare gefunden, die abgefallene Finger und Flecken aufwiesen. Als Ursache wurde der Pilz diagnostiziert.


Krötenart in Gefahr - die Mallorca Geburtshelferkröte

Auch bei der ebenfalls bedrohten Mallorca Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) wurde der Schadpilz festgestellt. Hier scheint der Übertragungsweg eine besonders traurige Ursache zu haben. Als man 1991 in einem Erhaltungszuchtprogramm Tiere unter Laborbedingungen vermehrte, saßen in einem Nachbarterrarium offenbar infizierte Krallenfrösche der bedrohten Art Xenopus gilli.

Vor dem Aussetzen der Geburtshelferkröten in der Natur wurden sie zwar auf Krankheiten untersucht, doch der Chytridpilz war damals noch nicht bekannt. So kommt es, dass in den vier auf Mallorca bekannten Lebensräumen drei mit der Hautkrankheit befallene Populationen leben.

Ausgerechnet die Maßnahmen, die dem Schutz dienen sollten, werden zur Gefahr.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Die Männchen der Mallorca Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) übernehmen von den Weibchen die Eier und tragen sie bis zum Schlupf der Kaulquappen mit sich herum.


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Quelle:
ARA Magazin 3-4/08, S. 11
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2009