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AKTION/297: 'Stunde der Gartenvögel' - Weniger Singvögel in Gärten und Parks (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 15. Mai 2017

Hoffnungsschimmer für Mauersegler und Schwalben

NABU: Zwischenergebnis der 'Stunde der Gartenvögel' zeigt, viele Singvogelarten in Gärten und Parks wurden deutlich weniger beobachtet


Düsseldorf - Die Zwischenbilanz zur "Stunde der Gartenvögel" fällt auch für Nordrhein-Westfalen eher wenig erfreulich aus. Insgesamt verzeichnet der NABU nach ersten Auswertungen der großen Vogelzählung deutlich mehr Abnahmen als Zuwächse in der Gartenvogelwelt. Noch bis 22. Mai können Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Zählergebnisse vom vergangenen Wochenende unter www.stundedergartenvoegel.de melden, dann werde abschließend Bilanz gezogen. "Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Ursachenforschung eine Herausforderung wird", sagte Heinz Kowalski, stellvertretender Landesvorsitzender und Experte für Ornithologie und Vogelschutz beim NABU Nordrhein-Westfalen.

In NRW führt wie im Vorjahr der Haussperling vor Amsel, Kohlmeise und Blaumeise. Trotz der guten Platzierung sind die Werte für die Kohlmeise zurzeit um 18 Prozent bei der Blaumeise um 17 Prozent zurückgegangen. "Damit haben die Bestände von Kohl- und Blaumeise gegenüber den massiven Einbrüchen im Winter zwar aufgeholt, den Vorjahresstand aber noch längst nicht erreicht", so Kowalski weiter. Beunruhigt ist er auch mit Blick auf die Finkenvögel: "Zum langjährigen Sorgenkind Grünfink gesellt sich der Buchfink hinzu. Die Sichtungen des Grünfinken sind um 29, die des Buchfinken um 24 Prozent zurückgegangen."

Während die meisten Vögel deutlich weniger beobachtet wurden, scheint der langjährige Sinkflug von Mauersegler und Rauchschwalbe vorerst gestoppt. Hier verzeichnet der NABU Zunahmen von 11 bzw. 24% in Nordrhein-Westfalen. Die Mehlschwalbenbeobachtungen stagnieren auf niedrigem Niveau. Nach wie vor leiden die Gebäudebrüter unter dem Verlust geeigneter Nistmöglichkeiten. NABU-Ornithologe Kowalski freut sich über diesen Hoffnungsschimmer, betont aber, es bleibe abzuwarten, ob sich damit eine Trendwende ankündige. Was die Zahlen auf jeden Fall deutlich machten: "Es braucht nicht nur Nisthilfen, um das Nistplatzangebot in unseren Siedlungen wieder zu verbessern. Wir müssen uns vor allem dafür einsetzen, dass weniger Insektizide in der Landwirtschaft und in Gärten versprüht werden, damit die Natur nicht komplett aus dem Gleichgewicht gerät und die Nahrung für unsere heimischen Vögel nicht noch knapper wird."

Denn ginge es den Vögeln der Dörfer und Städte noch vergleichsweise gut, gäbe es bei den Vögeln der Wiesen und Felder fast nur noch Verlierer. In den vergangenen 25 Jahren seien die Bestände typischer Vogelarten der Agrarlandschaft, wie Feldlerche, Kiebitz, Rebhuhn oder Goldammer regelrecht zusammengebrochen. "Nach allen Rückmeldungen auch aus den verschiedenen Landesteilen Nordrhein-Westfalens bahnt sich hier eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes an. Der stumme Frühling ist auf vielen Äckern keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern bittere Realitiät", so Kowalski.

Bis Montagnachmittag übermittelten bundesweit bereits 34.000 Vogelfreunde aus 23.000 Gärten ihre Zählergebnisse. Allein in Nordrhein-Westfalen meldeten bisher 6800 Vogelfreunde aus 4800 Gärten rund 151 000 Vögel. Trotz reger Teilnahme wurden nach aktuellem Zwischenstand in diesem Jahr 5-6 Prozent weniger Vögel gezählt als im vergangenen Mai, allerdings nur knapp 1 Prozent weniger als im langjährigen Mittel von 35 Vogelindividuen pro Garten.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 31/2017, 15.05.2017
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2017

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