Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ARTENSCHUTZ


AKTION/208: NABU Niedersachsen wirbt um Gastfreundschaft für Schwalben (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 16. April 2015

NABU Niedersachsen wirbt um Gastfreundschaft für Schwalben

Frühlingsboten erreichen Niedersachsen - NABU-Broschüre informiert über Schutzmöglichkeiten


Hannover - Schwalben gehören zu den ersten Langstreckenziehern, die aus ihren über 5.000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zurückkehren. Bis in den September hinein verbringen sie ihre Brut- und Aufzuchtzeit nun bei uns in Niedersachsen, berichtet der NABU.

"Zur Zeit trudeln die ersten Frühlingsboten in Niedersachsen ein", berichtet NABU-Biologin Jutta Over. Etliche Meldungen gingen bereits auf der Website des NABU Niedersachsen unter www.NABU-niedersachsen.de/schwalben ein. Die erste Rauchschwalbenmeldung kam am 31. März aus Walsrode, die erste Mehlschwalbe wurde am 10. April aus Dohren in der Nordheide gemeldet. Aus dem Landkreis Verden berichtete eine Hofbesitzerin, ein Rauchschwalbenpaar sei am 3. April aufgeregt vor einer noch geschlossenen Stalltür auf und ab geflogen, bis sie ihnen die Tür öffnete. "Es ist immer wieder faszinierend, wie zielsicher die Schwalben ihr altes Nistquartier wieder anfliegen", staunt Jutta Over. Hier fühlen sie sich zu Hause und können sich nach der langen Reise erholen. Dabei seien sie auf die Gastfreundschaft des Menschen angewiesen.

Mehlschwalben sind Gebäudebrüter, finden aber kaum noch Nistplätze. Gerade an modernen oder sanierten Gebäuden ist Wohnraum Mangelware. Zudem verhindern moderne Fassadenputze, dass der feuchte Lehm, den die Tiere als Baumaterial verwenden, an der Fassade haften bleibt. In unserer versiegelten Landschaft fehlt es zudem an feuchtem Lehm, ohne den die Vögel keine Nester bauen können. Viele Hausbesitzer befürchten auch die Verschmutzung der Fassade. Allerdings darf das kein Grund sein, die Nester zu entfernen oder die Schwalben am Nestbau zu hindern - da hat der Gesetzgeber vorgesorgt. Schwalben gehören zu den besonders geschützten Arten.

Wie auch immer die Probleme vor Ort sich gestalten - meistens gibt es eine Lösung von der sowohl die Schwalben als auch die Menschen profitieren. Antworten gibt eine 74-seitige Broschüre, die im Rahmen des Projektes "Schwalben willkommen" des NABU Niedersachsen gerade erschienen ist.

In einem allgemeinen Teil gibt es Informationen über Verbreitung und Bestandsentwicklung der Schwalben, über die Merkmale der Arten, den Vogelzug und das Brutgeschäft. Ausführlich behandelt werden juristische Fragen des Schwalbenschutzes bei Bauvorhaben und in der Landwirtschaft. Der praktische Teil, der über die Hälfte des reich bebilderten Heftes ausfüllt, gibt zahlreiche Tipps zum Aufbau einer Schwalbenschutzkampagne, stellt Nisthilfen und weitere Schutzmaßnahmen vor und enthält viele Anregungen für Kindergruppen und Schulklassen. So sind Noten für Schwalbenlieder ebenso aufgenommen wie ein vollständiges Theaterstück "Der Schwalbenschwanz", das eigens nach der Vorlage eines alten Märchenmotivs für das Projekt konzipiert wurde. In Randnotizen kommen immer wieder Schwalbenfreunde zu Wort. "Wegen der Rauchschwalben stellen wir das Auto draußen ab" heißt es da zum Beispiel oder "...mehrere Schwalbenkinder, die sich an Schweifhaaren der Pferde verfangen hatten und am Nest hingen, befreit." In seiner Gesamtheit gibt das Heft einen lebendigen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des NABU und zeigt zahlreiche Möglichkeiten auf, für die Schwalben, unsere traditionellen Glücksbringer, aktiv zu werden.

Der Leitfaden konnte im Rahmen des NABU Niedersachsen Projektes "Schwalben willkommen" mit Unterstützung der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung erstellt werden und ist kostenlos erhältlich beim NABU Niedersachsen, Alleestraße 36, 30167 Hannover.

Weitere Informationen zum NABU-Projekt im Netz unter:
www.NABU-niedersachsen.de/schwalben


HINTERGRUND - Schwalben:

Schwalben haben einen schlanken, stromlinienförmigen Körper und lange, schmale Flügel. Dadurch können sie sehr gut fliegen und Insekten sowie im Luftstrom treibende Spinnen im Flug erbeuten. Drei Schwalbenarten sind in Niedersachsen zu Hause:

• Mehlschwalben: Sie werden etwa zwölf Zentimeter lang, wiegen rund 20 Gramm und werden im Schnitt zwei Jahre alt. Ihren Namen verdanken sie ihrer reinweißen Unterseite. Die Beine und Füße sind weiß befiedert. Der Schwanz ist schwach gegabelt, das Gefieder glänzt metallisch blau-schwarz. Mehlschwalben bauen ihre halbkugeligen Nester aus Lehm in der Regel außen an den Hauswänden unter Dachvorsprünge. Sie brüten ein bis drei Mal im Jahr. Nach zweiwöchiger Brutdauer schlüpfen drei bis fünf Jungvögel, die nach weiteren drei bis vier Wochen flügge werden.

• Rauchschwalben: Ihren Namen verdanken sie ihrer früheren Vorliebe, in Schornsteinen und Rauchfängen zu brüten. Sie werden etwa 18 Zentimeter groß und wiegen wie die Mehlschwalbe etwa 20 Gramm. Ihr Gefieder ist ebenfalls schwarz-blau glänzend. Im Unterschied zur Mehlschwalbe ist allerdings nur ihr Bauch weiß. Ihre Lehmnester bauen sie gern im Inneren von Gebäuden, wie in Ställen, Schuppen oder Garagen. Rauchschwalben brüten ein bis drei Mal pro Jahr. Nach zweiwöchiger Brutzeit schlüpfen drei bis sechs Jungtiere, von denen die ersten bereits nach drei Wochen flügge werden.

• Uferschwalben: Die etwa zwölf Zentimeter große und 13 Gramm schwere Uferschwalbe ist die kleinste Schwalbenart. Die Vögel brüten gern in sandigen Steilufern großer Flüsse, an Küsten oder auch Kiesgruben. Dort graben sie ihre bis zu einen Meter langen Brutröhren. Uferschwalben brüten ein bis zwei Mal im Jahr. Nach zwei Wochen schlüpfen bis zu sechs Junge, die nach 16 bis 23 Tagen flügge werden. Ausbau und Begradigung von Flüssen führen dazu, dass die Vögel nur noch schwer Platz für ihre Brutröhren finden. Denn den Gewässern fehlt es an der natürlichen Dynamik, durch die neue Steilufer freigespült werden, in denen die Uferschwalben ihre Röhren graben können. Die Uferschwalben können nur durch aufwendige Hilfsmaßnahmen unterstützt werden.

*

Quelle:
Pressemitteilung 64/15, 16.04.2015
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang