Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ABFALL

ABWASSER/205: Abwasserwiederverwertung im Trend (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 903 vom 30. Oktober 2008 28. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Abwasserrecycling wird mainstreamig


Auf der Stockholmer Weltwasserwoche war im August 2008 angesichts des eskalierenden Wassermangels in semiariden Regionen der Erde die Aufbereitung von Abwässern zu Brauch-, Bewässerungs- und Trinkwasser eines der Megathemen. Nachstehend ein Beispiel aus Namibia, wo in der dortigen Hauptstadt das Abwasser direkt zu Trinkwasser aufbereitet wird.

Einen Übersichtsbericht (17 S.) mit zahlreichen Links und Lit.-Hinweisen zum derzeitigen Stand des Abwasser-Recyclings können RUNDBR.-AbonnentInnen kostenlos als pdf-Datei via nik@akwasser.de bei uns abrufen.


Knapp, Knapper, am Knappsten

Namibia: Abwasser zu Trinkwasser

Normalerweise erwartet man als moderne Industrienation aus Afrika keine weltbewegenden technischen Innovationen, keine Weltneuheiten. Wie gesagt - normalerweise. Bei einem Blick auf die Hauptstadt Namibias muss man diesen Eindruck jedoch erst mal gründlich revidieren. Im trockensten Land Afrikas südlich der Sahara fallen im Durchschnitt 360 mm Niederschlag pro Jahr, die Evaporationsrate beträgt 3400 mm! Die einzigen ständig wasserführenden Flüsse des Landes, das zu 80% aus Wüsten oder Halbwüsten besteht, befinden sich 750 und 900 km entfernt von der Hauptstadt. Unregelmäßige Niederschläge und lange Dürreperioden haben dazu geführt, dass man früh über alternative Trinkwasserquellen nachdachte. Seit 1968 wird in Windhoek Abwasser recycelt. Im September 2002 nahm eine neue, moderne Abwasseraufbereitungsanlage, die New Goreangab Water Reclamation Plant, ihre Arbeit auf. Die Anlage bereitet städtisches Abwasser direkt zu Trinkwasserqualität auf und ist damit die einzige dieser Art auf der Welt. Mit einer Leistung von 21.000 m3/Tag versorgt die Anlage Windhoek mit ca. 50% des benötigten Wassers. Nachdem die Abwässer der Stadt zunächst in einer der alten Kläranlagen grob gereinigt und Phosphor, sowie Stickstoff eliminiert wurden, wird das Wasser in Schönungsteiche geleitet in denen es zwei bis vier Tage steht. Anschließend gelangt es in die neue Anlage. Hier handelt es sich um ein dreistufiges Klärsystem, welches sowohl mechanische, als auch biologische Reinigungsstufen, sowie eine Behandlung durch Ozon und Membranen beinhaltet. Bei der Planung der neuen Kläranlage wurden Erfahrungen aus den alten Klärwerken, Informationen aus Pilot-Projekten und neuste Technologien beachtet, um eine möglichst hohe Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Die neue Wasseraufbereitungsanlage in Windhoek entspricht dem heutigen Stand der Technik. Wichtige gesundheitliche Richtlinien, wie die der Weltgesundheitsorganisation (WHO), werden befolgt und Grenzwerte eingehalten. Zusammen fassend lässt sich sagen, dass es sich um ein gut durchdachtes Aufbereitungssystem handelt. Die Akzeptanz in der Bevölkerung wurde durch breit angelegte Aufklärungsprogramme in Schulen, im Radio und Fernsehen, sowie in der Presse gewonnen. Windhoek hat aus der Not eine Tugend gemacht und auch wenn die Stadt immer noch stark auf Niederschläge angewiesen ist, hat sich die Situation doch erheblich entspannt.


Weitere Informationen:

CITY OF WINDHOEK: Water Reclamation. Online unter:
http://www.windhoekcc.org.na/default.aspx?p age=117

LAHNSTEINER, J. und G. LEMPERT: Water management in Windhoek, Namibia.
Online unter: www.iwaponline.com/wst/05501/0441/0550104 41.pdf

MENGE, J.: Treatment of Wastewater for Re-use in the Drinking Water System of Windhoek. Online unter:
www.wwreclamation.com/includes/Treatment_of_wastewater_for_Drinking_Water_in_Wind hoek_J_Menge.pdf

-er-


Olympiade 2008 mit Abwasserrecycling

Grün sollten sie sein diese Spiele im Sommer 2008, China wollte endlich mal zeigen was es drauf hat. Schon seit 2001 unternahm man in Peking riesige Anstrengungen, um für die grünen Spiele vorbereitet zu sein. Über die Luftsituation in der Metropole wurde zur Genüge berichtet, es gab autofreie Tage und Zonen, in denen gar keine Abgase in die Luft gepustet werden durften. Wie sah es aber in anderen Bereichen aus? Geringe Niederschläge (660 mm/a) und ein rasches Anwachsen der Stadt haben dazu geführt, dass seit knapp 30 Jahren der Grundwasserspiegel um ein bis zwei Meter pro Jahr gesunken ist. Wie bekommt man aber nun den riesigen Olympischen Park zum grünen Vorzeigeobjekt? Wo nimmt man das Wasser zur Bewässerung in einer 15 Millionen Stadt her, die schon seit Jahren ein Wasserproblem hat? Die Lösung: Kommunales Abwasser! Innerhalb von 6 Jahren wurden in Peking 17 neue Kläranlagen gebaut, heute werden 50% des behandelten Abwassers in verschiedenen Bereichen der Metropole wieder genutzt. Es wurden neue chinesische Standards definiert, welche sich an die Grenzwertgesetzgebung der US Environmental Protection Agency (EPA) anlehnen, je nach Einsatzbereich variieren die Qualitätsansprüche an das recycelte Nass. Ein chinesisch-deutsches Forschungsprojekt wurde ins Leben gerufen, das ein geeignetes Recyclingsystem für den Olympischen Park entwickeln sollte. In Anlehnung daran kamen bei den Olympischen Spielen verschiedene Verfahren wie UF-Membranen, Aktivkohlefilter, ein MBR-System und eine Umkehrosmose zum Einsatz. Das Wasser wurde zur Bewässerung, zum Auffüllen der Seenlandschaft, als Wasch-, Toiletten sowie Springbrunnenwasser genutzt. Die technische Ausführung soll als Beispiel für andere wasserarme Regionen der Erden dienen.

Für Europa gibt es solche einheitlichen Standards und Richtlinien zu Wiederverwendung von Abwasser noch nicht. Man kann nur hoffen, dass die europäische Union, und hier insbesondere die Mittelmeerunion, auch mal einen Blick auf diesen Bereich wirft und sich von den Chinesen ein paar Kniffe abguckt.

Quelle: Energie/wasserpraxis 7/8 2008, weitere Infos unter http://olympic-water.com/ -er-


Unser umfangreicher Pressespiegel über Pflanzenkläranlagen (Fachterminus: "Bewachsene Bodenfilter") erfüllt zwar keine wissenschaftlichen Ansprüche - hat aber den Vorteil der Allgemeinverständlichkeit. Wer sich über Pflanzenkläranlagen informieren will, bekommt den Pressespiegel gegen Voreinsendg. von 10 Euro (V-Scheck; bar).


*


Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 903/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
Rennerstr. 10, D-79106 Freiburg
Tel.: 0761/275693; 45687153
E-Mail: nik@akwasser.de
Internet: http://www.akwasser.de

Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.

Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU
wieder! Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF
ist bei Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009