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TIERVERSUCH/761: Versuchstier des Jahres 2018 - Das Frettchen (tierrechte)


Magazin tierrechte - Ausgabe 1/2018
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Versuchstier des Jahres 2018:
Das Frettchen

von Carolin Spicher


Der Mensch nutzte das Frettchen bei der Kaninchenjagd und später bei der Bekämpfung sogenannter Schädlinge. Heute ist es ein beliebtes Haustier. Es wird jedoch leider auch als Versuchstier immer interessanter.


Frettchen machen zwar nur einen kleinen Teil der Tiere aus, die jährlich in Deutschland für wissenschaftliche Zwecke leiden und sterben müssen, es ist jedoch die Spezies der Wahl zur Untersuchung diverser virologischer Infektionskrankheiten. Zudem erweitert sich das wissenschaftliche Einsatzgebiet des quirligen Tieres kontinuierlich. Um auf diese und andere Entwicklungen aufmerksam zu machen, haben wir das Frettchen zum "Versuchstier des Jahres 2018" ernannt.

Vom Jagdgefährten zum "Tiermodell"

Die Domestizierung des Frettchens begann wahrscheinlich schon vor ungefähr 2000 Jahren. Denn das Frettchen (Mustela putorius furo) war schon lange Zeit willkommenes "Werkzeug" des Menschen. Der Name Frettchen stammt vom lateinischen Wort "fur" und bedeutet so viel wie Dieb. Das zusätzliche Wort putorius in der wissenschaftlichen Bezeichnung Mustela putorius furo stammt vom lateinischen "putor" - Gestank - und verweist auf den charakteristisch strengen Geruch des kleinen Raubtieres. Das Frettchen gehört zur karnivoren Familie der Marder (Mustelidae) und ist höchstwahrscheinlich eine domestizierte Form des Europäischen Iltis (Mustela putorius).

Die wilden Verwandten

Keine andere Fleischfresser-Familie ist so wandelbar und anpassungsfähig, dass man sie in so vielen unterschiedlichen Ökosystemen antreffen kann, wie die der Marder. Die verschiedenen Arten haben über den gesamten Planeten Lebensräume erobert, vom tropischen Regenwald bis hin zur arktischen Tundra. Der Waldiltis ist von Natur aus eher ein Einzelgänger. Er durchstreift bei seinen nächtlichen Wanderungen Gebiete von vielen Hektar und legt auf seinen Beutezügen mehrere Kilometer zurück. Als Lebensraum bevorzugt er strukturierte, deckungsreiche Lebensräume und als Kulturfolger findet man ihn bis in die Nähe von Scheunen und Ställen, in denen er Ratten und Mäuse jagt.

Vom Jäger zum Heimtier

Im Gegensatz zum Iltis ist das Frettchen ein sehr soziales Tier und lebt nicht gern alleine. Es hat zwar dieselbe, langestreckte wendige Form wie der wilde Vorfahre, ist aber ein wenig größer. Das Frettchen ist auch nach wie vor ein reiner Fleischfresser, hat allerdings über die Jahre der Domestizierung seinen ausgefeilten Jagdinstinkt verloren. Deshalb sind Frettchen weitgehend auf Fütterung durch den Menschen angewiesen und hätten ausgesetzt in der Wildnis kaum Überlebenschancen.

Vom Pestbekämpfer zum Versuchstier

Im Kampf gegen die Beulenpest war das Frettchen ein effizienter Jäger. Die Beulenpest wird durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst und hauptsächlich über Bisse von infizierten Flöhen übertragen. Solche Flöhe vermehren sich gerne auf Ratten und deshalb wurden diese zur Eindämmung der Seuche systematisch verjagt und getötet. Ratten und Mäuse nahmen schon vor dem Geruch eines Frettchens ängstlich Reißaus, was die Vertreibung der Nager aus Häusern und Scheunen sehr erfolgreich machte. Außerdem scheinen Frettchen resistent gegen Y. pestis zu sein und laufen deshalb nicht Gefahr, sich anzustecken oder sogar als Überträger zu fungieren.

Aber auch nach der weitgehenden Eindämmung der Pest hat der Mensch Wege gefunden, das Frettchen auszubeuten und so erhielt das bewegungsfreudige Tier ungefähr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Rang in den Reihen der Versuchstiere. Erste Studien untersuchten anhand von Frettchen Infektionen mit Grippeviren.


Broschüre zum Versuchstier des Jahres

Wenn Sie mehr über das Versuchstier des Jahres wissen möchten, können Sie sich unter www.tierrechte.de unsere ausführliche 16-seitige Online-Broschüre als PDF herunterladen. Wer kein Internet hat, kann sich die Broschüre auch in unserer Geschäftsstelle bestellen.

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Quelle:
Magazin tierrechte - Ausgabe 1/2018, S. 10
Menschen für Tierrechte
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Telefon: 0211 / 22 08 56 48, Fax. 0211 / 22 08 56 49
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Internet: www.tierrechte.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2018

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