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TIERVERSUCH/443: Massensterben im Versuchslabor - neuen Negativrekord verurteil (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 26. Oktober 2009

Massensterben im Versuchslabor: Tierschützer verurteilen neuen Negativrekord.

"Verbrauch" an Versuchstieren auf 2,7 Millionen gestiegen


Der Deutsche Tierschutzbund hat den erneuten Anstieg der Versuchstierzahlen in Deutschland scharf verurteilt und die neue Bundesregierung in die Pflicht genommen. "Den parteiübergreifenden Versprechungen, den Verbrauch an Tieren zu reduzieren, müssen endlich Taten folgen, um den seit Jahren fortlaufenden Trend zu immer mehr Tierleid in deutschen Labors aufzuhalten", sagte die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, Dr. Brigitte Rusche, heute in Berlin. Rusche kritisierte zum Auftakt eines Symposiums im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass die Zahl von 2,7 Millionen Wirbeltieren, von Mäusen über Vögel bis hin zu Hunden, Katzen und Affen nicht hinnehmbar sei: "Der neuerliche Anstieg um 3,2 Prozent kommt einem Offenbarungseid gleich. Jetzt muss die neue Bundesregierung dringend sofort handeln."

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte am Freitag im Vorfeld der heute beginnenden Tagung zum 20-jährigen Bestehen der Zentralstelle zur Erfassung, und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) im BfR[1] die jüngsten Versuchstierzahlen veröffentlicht[2]. Danach sind die Versuchstierzahlen erneut um 3,2 Prozent in die Höhe geschnellt - insbesondere im Bereich der Erforschung von Erkrankungen, der Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen oder bei der Gewinnung von Stoffen in Tieren.

Rusche verwies darauf, dass die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag versprochen habe, den Ersatz von Tierversuchen weiter zu fördern. "Zum heutigen Start des Symposiums zum 20jährigen Bestehen von ZEBET, erwarte ich daher ein deutliches Signal der Bundesregierung, sich für eine Stärkung dieser wichtigen Institution einzusetzen." ZEBET müsse für alle Regierungseinrichtungen, die mit biomedizinischer Forschung oder Produktsicherheit betraut sind, als Koordinationsstelle fungieren, sagte Rusche und forderte, dass die Zentralstelle auch eine stärkere Rolle bei der Genehmigung von Tierversuchen spielen müsse, "um die Behörden bei der Bewertung, ob ein Tierversuch ethisch vertretbar ist, zu unterstützen."

"Ein Drittel der Tiere wurden in der Grundlagenforschung 'verbraucht'. Das ist ein Bereich, in dem ein direkter Nutzen für den Menschen nicht vorgesehen ist", kommentiert Rusche die Versuchstierzahlen und kündigt weiteren Widerstand an: "Wir werden nicht nur unseren Kampf gegen die mehr als zweifelhaften Affenversuche in Bremen fortsetzen, sondern die Grenzen der Forschungsfreiheit bundesweit thematisieren." Ihren Angaben zufolge, stoße diese Form der zweckfreien Forschung in der Bevölkerung nach jüngsten Umfragen auf wenig Gegenliebe: "Über 80 Prozent finden Tierversuche - wenn es nicht um ernsthafte lebensbedrohliche Krankheiten geht - inakzeptabel[3]." Da selbst die Vielzahl neu entwickelter Alternativmethoden, welche auch im Mittelpunkt des BfR-Symposiums stehen, nicht zu einer Verringerung der Versuchstierzahlen führten, müssten Tierversuche behördlicherseits auch strenger geregelt werden. Hierfür müsse die Bundesregierung auch auf EU-Ebene kämpfen, wo in diesen Tagen die Verhandlungen über eine neue Versuchstierrichtlinie in die letzte Phase gehen[4].

[1] http://www.bfr.bund.de/cd/31796

[2] http://www.bmelv.de/cln_135/sid_B7C99729B918CCD3E90FC7AAA8100F72/SharedDocs/
Pressemitteilungen/2009/252-LI-Tierversuchszahlen2008.html
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

[3] Alle genannten Zahlen sind von YouGov Plc. 1.007 Erwachsene in Deutschland wurden vom 26. Februar bis zum 4. März 2009 online befragt. Die Zahlen sind repräsentativ für die Bevölkerungszahlen der betreffenden Länder.

[4] http://ec.europa.eu/environment/chemicals/lab_animals/revision_en.htm


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 26. Oktober 2009
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2009