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INITIATIVE/329: Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" (PROVIEH)


PROVIEH Heft 4 - Dezember 2009
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"

Von Stefan Johnigk


Die industrielle Intensiv-Tierhaltung ist nicht nur für Nutztiere eine Qual. Wasser, Boden, Luft und Klima leiden zunehmend unter der industriellen Landwirtschaft. Umweltschützer warnen eindringlich vor nie wieder gut zu machenden Schäden. Der wirtschaftliche Druck, immer mehr tierische Erzeugnisse mit minimalem Einsatz zu Weltmarktpreisen zu produzieren, treibt Jahr für Jahr tausende bäuerliche Familien in den Ruin. Alternative Bauernorganisationen protestieren empört gegen den offiziellen "wachse oder weiche" Kurs der industriellen Agrarlobbyisten. Und im Umkreis neuer Agrarfabriken wachsen die Wut und der Widerstand der betroffenen Menschen gegen Staub, Gestank, Schwerlastverkehr und elende Tierhaltungsbedingungen. Wöchentlich entstehen neue Bürgerinitiativen im ganzen Bundesgebiet. Was bisher fehlte, war die Vernetzung.


Der Widerstand wächst bundesweit zusammen

Regionale Netzwerke wie das "Aktionsbündnis artgerechte Tierhaltung" in Sachsen-Anhalt sind schon länger aktiv. Im April 2009 formierte sich im münsterländischen Billerbek der "Initiativkreis für Mensch, Tier und Umweltgerechtigkeit", ein Länder übergreifendes Bündnis aus 15 Bürgerinitiativen, Naturschutzverbänden und den Nutztierschützern von PROVIEH. Nur wenige Monate später, im September 2009, luden die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Magdeburg zu einer bundesweiten Zusammenkunft von Initiativen und Verbänden ein.

In wenigen Stunden intensiver Beratung wurden zahlreiche Gemeinsamkeiten beim Widerstand gegen Agrarfabriken festgestellt. Ein neues, schlagkräftiges Netzwerk wurde gegründet, um gemeinsamen Forderungen mit vereinten Kräften gegenüber Politik, Industrie und Medien zu vertreten. Fachlich, inhaltlich und organisatorisch koordiniert wird das neue Bündnis von fünf Vertretern des "Initiativkreises für Mensch, Tier und Umweltgerechtigkeit", der Bürgerinitiative Hassleben, der AbL, des BUND und von PROVIEH.

Die gemeinsamen Forderungen in Kurzform lauten:

• Das privilegierte Bauen im Außenbereich muss einer flächengebundenen bäuerlichen Tierhaltung vorbehalten sein.

• Die Standards für den Umwelt- und Tierschutz in der Tierhaltung müssen deutlich verbessert werden.

• Ein Klagerecht für Tierschutzverbände ist bundesweit einzurichten.

• Agrarsubventionen, die zu Überkapazitäten und Konzentrationsprozessen führen, sind zu stoppen.

• Die Förderung von Investitionen im Bereich der Tierhaltung muss an die Verbesserung von Standards im Tierschutz und Umweltschutz gekoppelt werden.

• Die Tierhaltung in Deutschland und in Europa muss wieder aus der Industrie auf die Bauernhöfe verlagert werden.

• Tierhaltung muss nach umweltgerechten und tierartgerechten Verfahren statt finden und Überproduktion vermieden werden.

• Jegliche Exportsubventionen für Lebensmittel sind abzuschaffen.

• Tierische Produkte, bei deren Erzeugung gentechnisch veränderte Futtermittel zum Einsatz kamen, müssen deutlich und verbindlich gekennzeichnet werden.

• Die Bundesregierung und die EU-Kommission werden aufgefordert, eine Strategie zur Sicherung der EU-weiten Selbstversorgung mit eiweißreichen heimischen Futtermitteln zu entwickeln.

Nun gilt es für das neue Bündnis, alle verantwortungsbewussten Mitmenschen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, Handel, Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden, sowie Tierärzte, Verbraucher und alle sonstigen Verantwortlichen dafür zu gewinnen, die oben genannten Forderungen aktiv zu unterstützen.

PROVIEH und viele Tausend Menschen in Deutschland kämpfen ab sofort gemeinsam für eine zukunftsfähige, artgerechte und nachhaltige Nutztierhaltung in bäuerlicher Landwirtschaft - und gegen tierquälerische Agrarfabriken!


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Quelle:
PROVIEH Heft 4, Dezember, 2009, Seite 46-47
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0
Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de

PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2010