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TIERHALTUNG/549: Brandschutzgutachten entlarvt Schweine-Fabriken als Todesfallen (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 3. Mai 2012

Brandschutzgutachten entlarvt Schweine-Fabriken als Todesfallen



Ein Brandschutzgutachten, das vom Deutschen Tierschutzbund und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Auftrag gegeben wurde, analysiert, ob Schweine im Brandfall aus Intensivtierhaltungen gerettet werden können. Das Gutachten zeigt, dass die Auswirkungen von Stallbränden völlig unterschätzt werden. Obwohl nach den Landesbauordnungen im Brandfall eine Rettung aller Tiere gewährleistet sein muss, sieht die Realität gegenteilig aus: In den letzten Jahren starben in Deutschland bei rund 50 Stallbränden mehr als 15.000 Tiere. Für eine wirksame Verbesserung des Brandschutzes ist die Politik gefordert, so die Verbände. Eine Tierzahlobergrenze sowie veränderte Haltungssysteme sind Voraussetzungen, um Schweine im Brandfall überhaupt retten zu können.

"Das Gutachten wird hoffentlich dazu beitragen, die Genehmigung neuer überdimensionierter Schweinefabriken zu verhindern", so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Die immer größeren Agrarfabriken genießen Privilegien im Baurecht, obwohl die Investoren im Brandfall den qualvollen Tod Tausender Schweine billigend in Kauf nehmen. Im brandenburgischen Hassleben sollen - wenn es nach dem Investor ginge - bald 35.000 Schweine (bereits reduzierte Tierzahl) ihr Leben fristen, ohne dass ein belastbares Rettungskonzept für den Brandfall vorliegt. "Die Anzahl der Tiere in solchen Betrieben und die intensiven Haltungsbedingungen lassen realistische Rettungsaktionen nicht zu und verstoßen daher gegen Landesbauordnungen. Wird die Anlage dennoch genehmigt, dann sind im Falle eines Feuers Brandverletzungen und Rauchvergiftungen und für die meisten Tiere ein elender langsamer Tod vorprogrammiert", kritisiert Schröder.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Im Brandfall sind Intensivtierhaltungen Todesfallen für die Tiere, weil den eigentlich lauffreudigen Schweinen in den Megaställen das Laufen systematisch abtrainiert wird, während gleichzeitig die Rettungswege ins Freie immer länger werden. Wir brauchen ein Umdenken, weg von der Intensivtierhaltung hin zu einer tierschutzkonformen bäuerlichen Landwirtschaft." Die Bundesregierung müsse als ersten Schritt das Baurecht unverzüglich reformieren, um den Wildwuchs der gefährlichen Megamastanlagen zu stoppen. Subventionen dürften nur noch für besonders tiergerechte und rettungsfreundliche Stallbauten fließen, sagt Weiger.

Das Fachgutachten "Rettung von Schweinen im Fall von Stallbränden" des Fachgebietes Ökologische Tierhaltung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde zeigt, dass eine Rettung der Tiere aus großen Anlagen unrealistisch ist. Grund ist das spezifische Verhalten von Schweinen im Brandfall, insbesondere das Verhalten beim Treiben. Tatsächliche Rettungsmöglichkeiten im Brandfall bestehen nur bei kleinen Tiergruppen, die im Laufen trainiert sind. Für eine Rettung aus brennenden Ställen vorteilhaft sind daher Haltungsformen, welche die Bewegung fördern und Zugang ins Freie durch Ausläufe ermöglichen. Besonders fatal sind heute übliche Haltungsformen, die die Bewegung hemmen. So sind Sauen aus Kastenständen, die nicht größer und breiter als das Tier selbst sind, kaum in der Lage im Brandfall zu laufen.

Das Gutachten wird den Bürgerinitiativen, die sich gegen die Genehmigung solcher gigantischen Schweine-Großanlagen wenden und den Genehmigungsbehörden zur Verfügung gestellt.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 3. Mai 2012
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2012