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MELDUNG/110: Ehrenamtliches Engagement im Sport auf dem Rückzug? (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 31-34 / 2. August 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Ehrenamtliches Engagement im Sport auf dem Rückzug?

Auswertung von Datensätzen des Freiwilligensurveys gibt Antworten


(DOSB-PRESSE) Ist das ehrenamtliche Engagement im Sport auf dem Rückzug? Die Auswertung von Datensätzen aus dem sogenannten Freiwilligensurvey von 1999 bis 2009 gibt eine eindeutige Antwort: "Erstmals seit Gründung des Deutschen Sportbundes (DSB) bzw. des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) kann ein Rückgang des freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements in dem quantitativ mit Abstand bedeutendsten Handlungsbereich gemeinschaftlicher Aktivitäten in Deutschland auf der Basis repräsentativer Bevölkerungsbefragungen im Zehnjahresvergleich nachgezeichnet werden." Das ist das Fazit von Prof. Sebastian Braun vom Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin, der die Freiwilligensurveys für das Handlungsfeld "Sport und Bewegung" reanalysiert hat. Seine Studie wurde vom DOSB und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) gefördert. Die Studie, deren wichtigste Ergebnisse jetzt auch als Band 2011/03 in der Schriftenreihe des BISp (Köln 2011, 76 Seiten; 12,80 Euro) erschienen sind, beschreibt die allgemeine Problemstellung, skizziert die methodischen Grundlagen und bietet dann thesenartig insgesamt 14 empirische Befunde, die jeweils näher erläutert werden:

1. Wachstumstendenzen: Der Sport ist der größte Bereich gemeinschaftlicher Aktivitäten mit steigender Tendenz.

2. Dominanz: Der Sportbereich weist die höchsten Engagementquoten auf.

3. Engagement-Nukleus: Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement im Sportbereich ist zu 90 Prozent vereinsgebunden.

4. Erosionstendenzen: Rückläufige Engagementquoten im Sportbereich bedeuten einen Verlust von 650.000 Engagierten zwischen 2004 und 2009.

5. Krisentendenzen: Vorstands- und Leitungsfunktionen werden immer seltener übernommen.

6. Expansionstendenzen: Engagementfrequenz und Aufgabenfelder dehnen sich im Zeitverlauf aus.

7. Bereitschaftstendenzen: Das Engagementpotenzial unter den nicht freiwillig Engagierten im Sportbereich steigt dynamisch.

8. Personalisierung: Persönliche Ansprache und Eigeninitiative sind die maßgeblichen Zugangswege zum Engagement.

9. Motivationen: Gemeinschaftliche Zugehörigkeit und Mitgestaltung im Kleinen sind zentrale Triebfedern zum Engagement.

10. Akademisierung: Das Bildungsniveau der Aktiven und der Engagierten steigt kontinuierlich.

11. Demografisierung: Engagierte speziell in Leitungs- und Vorstandsfunktionen werden älter.

12. Weibliches Ehrenamt: Engagementquoten in Leitungs- und Vorstandsfunktionen sind rückläufig.

13. Ambivalenzen: Die Aktivitätsquote von Personen mit Migrationshintergrund steigt, während die Engagementquote sinkt.

14. Bedarfe: Materielle und rechtliche Infrastruktur werden als verbesserungswürdig erachtet. Alle 14 Befunde bieten genügend Anlass, über neue Akzente in der Sport- und Engagementpolitik nachzudenken. Allgemeine Handlungsempfehlungen müssen dabei jedoch immer mit den Geschehnissen, den Rahmenbedingungen und den vorhandenen Möglichkeiten "vor Ort" in Beziehung gesetzt werden.

DOSB-Präsident Thomas Bach appelliert dazu bereits in seinem Vorwort zum Band und gibt konkrete Vorschläge: "Zugleich rufen wir dazu auf, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer immer wieder durch Anerkennung zu motivieren, Angebote für ehrenamtliche Mitarbeit zu prüfen, zu verbessern und neue Formen zeitlich flexibler Projektarbeit zu unterbreiten."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 31-34 / 2. August 2011, S. 19
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2011