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MELDUNG/2239: Schwergewicht - jeder Schlag ein Treffer ... (SB)



Dillian Whyte hat leichtes Spiel mit Lucas Browne

Der britische Schwergewichtler Dillian Whyte hat mit einem Sieg über den Australier Lucas Browne die Tür zu einem Kampf um die Weltmeisterschaft weit aufgestoßen. In der Londoner 02 Arena setzte sich der 29jährige Lokalmatador in der sechsten Runde gegen den neun Jahre älteren Kontrahenten durch, der nach einem linken Haken vornüber zu Boden stürzte und zunächst liegenblieb. Ringrichter Ian John Lewis brach sofort ab, so daß sich das ärztliche Team unverzögert um den bewußtlosen Australier kümmern konnte. Während der Brite damit 23 Auftritte gewonnen und einen verloren hat, mußte sich Browne nach 25 Erfolgen erstmals geschlagen geben.

Der einseitige Kampfverlauf ließ sich am Gesicht des Australiers ablesen, das geschwollen und von Rißwunden gezeichnet war. Dabei hatte Whyte eher zurückhaltend begonnen, um nicht in einen wuchtigen Konter des Gegners zu laufen. Nach und nach zeichnete sich jedoch immer deutlicher ab, daß Browne schlichtweg zu langsam war, um den Briten zu treffen, der die Schläge kommen sah und ihnen rechtzeitig auswich. Umgekehrt hatte Whyte leichtes Spiel, seine Fäuste ins Ziel zu bringen, so daß er jeglichen Respekt vor dem Kontrahenten zu verlieren schien, der ihm nicht gefährlich werden konnte.

Der Brite war offensichtlich in wesentlich besserer körperlicher Verfassung als sein Gegner, dem das deutlich höhere Gewicht zum Nachteil gereichte. Wenngleich man Whyte eine gelungene Vorstellung attestieren kann, profitierte er dabei doch in erheblichem Maße von den Mängeln des Australiers. Der Sieger freute sich insbesondere darüber, daß sein linker Haken endlich wieder volle Wirkung zeitige. Dies war seine gefährlichste Waffe gewesen, bis er sich bei der Niederlage gegen seinen britischen Landsmann Anthony Joshua im Jahr 2015 eine Schulterverletzung zuzog, die einer operativen Behandlung bedurfte. Seither ließ Whytes Linke die frühere Wucht vermissen, was seine Qualitäten im Ring erheblich einschränkte. Daß sich das tatsächlich zum Besseren gewendet hat, läßt sich nicht zweifelsfrei bilanzieren. Der Brite hatte den Kontrahenten in der sechsten Runde zunächst mit einer Dreierkombination getroffen, worauf Browne im vergeblichen Versuch zu kontern in den linken Haken lief. [1]

Dank dieses Erfolgs behauptete Dillian Whyte, der auf Jamaika geboren wurde und in London lebt, seine Führungsposition in der WBC-Rangliste, während er bei den Verbänden WBO und IBF jeweils an Nummer vier geführt wird. Während sich der Brite nun einen baldigen Titelkampf gegen WBC-Weltmeister Deontay Wilder aus den USA erhofft, drängt dieser darauf, sich mit dem Sieger des Kampfs zwischen Anthony Joshua (WBA/IBF) und Joseph Parker (WBO) zu messen, die in wenigen Tagen ihre Titel zusammenführen wollen. [2] Da der Verband WBC das Duell zwischen Whyte und Browne nicht als Qualifikation ausgewiesen hatte, bleibt vorerst offen, wann sich Wilder wieder einem Pflichtherausforderer stellen muß.

Maßgeblicher Entscheidungsträger in dieser Konstellation bleibt Anthony Joshuas Promoter Eddie Hearn, der seinen prominentesten Akteur vorerst von Wilder fernhalten will. Einen Sieg über Parker vorausgesetzt, soll Joshua im Sommer gegen den US-Amerikaner Jarrell Miller antreten, der ebenfalls bei Hearn unter Vertrag steht. Parallel dazu wünscht sich Hearn einen Titelkampf zwischen Wilder und Whyte. In der Vergangenheit hatte der WBC-Weltmeister ein Angebot ausgeschlagen, für eine Börse von 4 Millionen Dollar gegen Dillian Whyte anzutreten. Der US-Amerikaner mochte verständlicherweise nicht einsehen, statt des Weltmeisters Anthony Joshua gewissermaßen dessen Vorzimmer vor die Fäuste zu bekommen, als müsse er sich für ein Duell der Champions erst noch qualifizieren. Am 3. März hat Wilder in New York mit dem Kubaner Luis Ortiz einen der gefährlichsten Kandidaten vorzeitig besiegt. Er muß keinen Beweis mehr erbringen, daß er eines Kampfs gegen Joshua würdig ist, wie ihn das Publikum weithin einfordert. [3]

Eddie Hearns Argument, Wilder müsse sich bis Ende des Jahres gedulden, da Anthony Joshua nach dem Kampf gegen Joseph Parker eine angemessene Erholungspause einlegen werde, könnte vorgeschobener kaum sein. Zwischen Deontay Wilders Kampf gegen Luis Ortiz Anfang März und Joshuas Auftritt am 31. März in Cardiff liegt lediglich ein Monat, so daß ein für beide Seiten passender Termin kaum ein Problem sein sollte, wenn das denn tatsächlich gewünscht wäre. [4] Dillian Whyte hat jedenfalls mit seinem unerwartet souveränen Erfolg gegen Lucas Browne ein Zeichen gesetzt - alles weitere liegt nicht in seiner Hand.


Fußnoten:

[1] www.boxingnews24.com/2018/03/dillian-whyte-vs-lucas-browne-results/#more-259697

[2] www.espn.com/boxing/story/_/id/22900389/dillian-whyte-maintains-place-heavyweight-top-table-sixth-round-knockout-win-lucas-browne

[3] www.boxingnews24.com/2018/03/whyte-browne-results/#more-259700

[4] www.boxingnews24.com/2018/03/dillian-whyte-vs-deontay-wilder-in-june/#more-259711

28. März 2018


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