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MELDUNG/2063: Ausmisten per Verbandspolitik (SB)



WBA sortiert ihre Titelvergabe im Schwergewicht

Nach Wochen der Ungewißheit hat sich der Verband WBA endlich dazu durchgerungen, die Neuvergabe seiner beiden vakanten Titel im Schwergewicht zu enthüllen. Der höherwertige Gürtel des Superchampions steht im Kampf zwischen IBF-Weltmeister Anthony Joshua und Wladimir Klitschko auf dem Spiel, die im Frühjahr 2017 aufeinandertreffen sollen. Der Brite muß allerdings zuvor am 10. Dezember seine Titelverteidigung gegen Eric Molina unbeschadet überstehen. Ursprünglich hatten Joshua und Klitschko ihr Duell bereits für Dezember ins Auge gefaßt, doch scheiterte diese Option insbesondere am Zögern der WBA. Als die Vorbereitungszeit immer mehr zusammenschmolz und sich der Ukrainer eine Wadenverletzung zuzog, verschob er seinen Auftritt ins kommende Jahr.

Der 40jährige frühere Weltmeister stand zuletzt im November 2015 im Ring, als er seine Titel an Tyson Fury verlor. Wie sein Manager Bernd Bönte nun unterstrich, freue man sich über die Entscheidung der WBA. Wladimir lege größten Wert darauf, um den Titel des Superchampions zu kämpfen, den er sich zurückholen wolle. Er sehe keine Probleme, sich mit Joshuas Promoter Eddie Hearn einig zu werden, da beide Seiten diesen Kampf favorisierten. Man drücke Anthony Joshua die Daumen für seine Titelverteidigung gegen Molina und rechne mit einem Megaevent im März oder April: Zwei Olympiasieger im Superschwergewicht, der junge Löwe stelle den alten auf die Probe. Das sei der Kampf, den die Fans in aller Welt sehen wollten. [1]

Klitschko, für den 64 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat genau viermal so viele Profikämpfe wie der 26 Jahre alte Joshua bestritten, der in 17 Auftritten ungeschlagen ist. Auch Eddie Hearn signalisierte Zustimmung zu diesem Duell im Frühjahr, erinnerte aber daran, daß sich Joshua zunächst voll und ganz auf Molina konzentrieren müsse.

Der Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Schwergewicht wird überraschend in einem Kampf zwischen Lucas Browne und Shannon Briggs vergeben, der noch vor Ende des Jahres ausgetragen werden soll. Während der 37jährige Australier in 24 Auftritten ungeschlagen ist, stehen für den sieben Jahre älteren Veteranen Briggs aus Brooklyn 60 Siege, sechs Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche. Der Sieger dieses Kampfs muß dann seinen Titel binnen 120 Tagen gegen Fres Oquendo verteidigen. Dieser hatte nach seiner Niederlage gegen Ruslan Tschagajew im Juli 2014 per Gerichtsurteil den Anspruch auf einen Titelkampf erwirkt. Der damalige Vertrag enthielt eine Rückkampfklausel, doch wollte Tschagejews Team einen anderen Gegner vorziehen. Überdies machte Oquendo geltend, ihm sei die Börse vorenthalten worden, worauf die Gegenseite mit dem Vorwurf konterte, er sei positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Da Tschagajew seine Karriere inzwischen beendet und Oquendo seither nicht mehr im Ring gestanden hat, mutete diese alte Geschichte wie Schnee von gestern an, bestünde nicht nach wie vor der gerichtlich verbürgte Anspruch.

Im Zuge der vom Verband angestrebten Reduzierung seiner zahlreichen Titel in jeder Gewichtsklasse hat die WBA zudem Luis Ortiz den Gürtel des Interimschampions aberkannt. Diese Maßnahme wurde damit begründet, daß der Kubaner nicht gegen seinen Pflichtherausforderer Alexander Ustinow angetreten ist, obgleich dessen Team die Veranstaltungsrechte ersteigert hatte.


Fußnote:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/17948733/wba-clears-path-anthony-joshua-wladimir-klitschko-heavyweight-showdow

3. November 2016


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