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MELDUNG/1882: Zwei aufsteigende Sterne sollen die Lücke schließen (SB)



Terence Crawford verteidigt seinen Titel gegen Hank Lundy

Terence Crawford verteidigt den Titel der WBO im Halbweltergewicht am 27. Februar im Theater des Madison Square Garden gegen Hank Lundy. Nach Angaben seines Promoters Top Rank hat der Sender HBO grünes Licht für die Veranstaltung in New York gegeben. Der in 27 Kämpfen ungeschlagene Champion hatte sich für seine zweite Titelverteidigung einen namhafteren Gegner erhofft, doch scheint Lundy der beste verfügbare Kontrahent gewesen zu sein, der bereit war, sich mit ihm zu messen. [1] Als Wunschgegner war Mauricio Herrera im Gespräch, der jedoch abwinkte. Promoter Bob Arum hat mit Victor Postol auch den amtierenden WBC-Champion im Halbweltergewicht unter Vertrag, plant aber derzeit kein Duell der beiden Weltmeister zur Vereinigung ihrer Titel. Für eingefleischte Boxfans wäre dies zweifellos ein Hochgenuß, doch ist Postol einem breiteren Publikum in den USA so wenig geläufig, daß sich dieser Kampf vorerst kaum einträglich vermarkten ließe. [2]

Hank Lundy, für den 26 Siege, fünf Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen, tritt als krasser Außenseiter an, zumal er zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren hat. Überdies hat er auch gegen Thomas Dulorme und Raymundo Beltran den kürzeren gezogen, mit denen Crawford in Titelkämpfen problemlos fertig geworden ist. Lundy boxt nicht in derselben Liga wie Postol, Herrera, Lucas Matthysse oder Lamont Peterson, war aber kurzfristig zu haben.

Terence Crawford war einer von drei Kandidaten, die Bob Arum dem Philippiner Manny Pacquiao für dessen mutmaßlichen Abschiedskampf am 9. April zur Auswahl vorgeschlagen hatte. Da sich Pacquiao inzwischen für ein drittes Duell mit Timothy Bradley entschieden hat, muß Crawford anstelle des erhofften spektakulären Auftritts in Las Vegas und einer millionenschweren Börse vorerst kleinere Brötchen backen. Crawford wartete sehr lange ab, bis Pacquiao endlich seine Entscheidung getroffen hatte. Daraufhin blieb wenig Zeit, einen passablen Herausforderer ausfindig zu machen.

Künftig wird Crawford wieder auf namhaftere Kontrahenten treffen, doch ist er vorerst noch weit davon entfernt, im Status eines Floyd Mayweather oder Manny Pacquiao praktisch jeden gewünschten Gegner unverzüglich zu bekommen. Wie lange er noch in seiner Gewichtsklasse bleibt, ist ungewiß, da ihm im Weltergewicht die attraktiveren Optionen wie etwa ein Kampf gegen den britischen IBF-Weltmeister Kell Brook offenstehen. Sein einzig hochklassiger Gegner war bislang der Kubaner Yuriorkis Gamboa, so daß Crawford nach 27 absolvierten Auftritten langsam aber sicher auf der Hut sein muß, seine Zeit nicht zu verschwenden, will er tatsächlich eines Tages jener Star des Bezahlfernsehens werden, als den ihn sein Promoter in Aussicht stellt.

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Felix Verdejo trifft im Leichtgewicht auf William Silva

Im Rahmen derselben Veranstaltung im Madison Square Garden bietet Bob Arum auch seinen zweiten Trumpf auf, der nach dem Rücktritt Manny Pacquiaos die Fans faszinieren und die Kasse füllen soll. Der in 19 Kämpfen ungeschlagene Felix Verdejo trifft im Leichtgewicht auf William Silva, der aus 20 Auftritten als Sieger hervorgegangen ist. Während der 22jährige Puertoricaner in der WBO-Rangliste an Nummer sechs geführt wird und den Latino-Titel dieses Verbands verteidigt, ist sein Gegner derzeit an fünfzehnter Stelle plaziert.

Der 28 Jahre alte William Silva kann mit einer beachtlichen Bilanz aufwarten, die er freilich vor allem mit weithin unbekannten Gegnern in Brasilien erwirtschaftet hat. Bei seinen letzten vier Auftritten setzte er sich gegen Adam Mate, Pabli Martin Barboza, Hector Carlos Santana und Rodrigo Monteiro durch. Im Kampf mit Verdejo erwartet ihn eine Aufgabe, der er schwerlich gewachsen sein dürfte.

Wenngleich Verdejo, dem eine glanzvolle Zukunft vorhergesagt wird, damit immerhin einen unbesiegten Herausforderer vor die Fäuste bekommt, hätten sich viele Fans statt dessen einen namhafteren Kontrahenten wie WBO-Weltmeister Terry Flanagan, WBC-Champion Jorge Linares oder den WBA-Titelträger Anthony Crolla gewünscht. Offensichtlich geht Bob Arum mit seinem Ausnahmetalent noch recht vorsichtig zu Werke, was sich jedoch schnell ändern könnte, sollte Pacquiao seine Karriere im April unwiderruflich beenden. Dann wäre eine gewaltige Lücke zu füllen, wozu Top Rank den jungen Puertoricaner dringend bräuchte.

Da die Klasse des Leichtgewichts beim US-Publikum wenig Beachtung findet, wird Verdejo wohl recht zügig ins Halbweltergewicht und später ins Weltergewicht aufsteigen, das seit Mayweather und Pacquiao im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Dabei hat der Puertoricaner gute Aussichten, Terence Crawford den Rang abzulaufen, da er im Unterschied zu diesem eine enorme Schlagwirkung aufbieten und einen Gegner mit einem einzigen Volltreffer zu Boden schicken kann. [3]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/14934/notes-crawford-likely-to-face-lundy-in-feb-27-defense

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/01/terence-crawford-vs-hank-lundy-play-227/#more-203788

[3] http://www.boxingnews24.com/2016/01/felix-verdejo-vs-william-silva-february-27th-msg/#more-203809

8. Januar 2016


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