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MELDUNG/1835: Gemischte Gefühle beim russischen Publikum (SB)



Denis Lebedew dominiert Lateef Kayode

In Kasan an der Wolga hat Denis Lebedew den Titel des Verbands WBA im Cruisergewicht erfolgreich verteidigt. Der Russe setzte sich in der achten Runde gegen den bis dahin ungeschlagenen Ranglistendritten Lateef Kayode durch und baute seine Bilanz auf 28 gewonnene sowie zwei verlorene Auftritte aus, während für den Herausforderer nun 21 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen.

Zum Auftakt des Kampfs passierte nicht allzu viel, wobei der 36jährige Lebedew eine geringfügig bessere Figur machte als sein vier Jahre jüngerer Kontrahent. Von der dritten Runde an bestimmte der Russe mit seiner gefährlichen Linken und kurzen Haken zunehmend das Geschehen im Ring. Kayode wirkte bereits in dieser frühen Phase frustriert, daß er derart viele Treffer einstecken mußte, ohne viel dagegen unternehmen zu können. Sobald der Herausforderer angriff, konterte ihn der Champion mit rechten Haken zum Kopf und linken zum Körper ab.

Im siebten Durchgang mußte der Herausforderer nach einer Kombination erstmals zu Boden gehen, was er nicht als regulären Niederschlag gewertet wissen wollte. Wie sich im weiteren Verlauf jedoch zeigte, war Kayode tatsächlich angeschlagen und bekam bis zur Pause weitere schwere Treffer ab. Zu Beginn der achten Runde war der Herausforderer nach wie vor in schlechter Verfassung, was dem Russen Gelegenheit gab, ihn mit einer Linken zum Kopf erneut auf die Bretter zu schicken. Kayode wurde angezählt und kam gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine, doch schwankte er sichtlich, als ihn der Referee fragte, ob er weitermachen könne.

Kaum war der Kampf wieder freigegeben, als Lebedew mit zwei Linken einen dritten Niederschlag erzielte. Ringrichter Steve Smoger wäre gut beraten gewesen, an dieser Stelle einen Schlußstrich zu ziehen. Er ließ Kayode jedoch noch einmal aufstehen, worauf der Herausforderer an den Seilen eine ganze Serie von Treffern einstecken mußte, die er ohne Gegenwehr über sich ergehen ließ, bis Smoger schließlich auf Abbruch entschied. [1]

So endete der zunehmend einseitige Kampf, in dem der Unparteiische dem sichtlich überforderten Lateef Kayode mehr als genug Chancen eingeräumt hatte, mit einem vorzeitigen Sieg Denis Lebedews. Der Russe hatte sich in guter Form präsentiert und von dem unablässig auf ihn einredenden Herausforderer nicht zu unbedachten Aktionen verleiten lassen, sondern konsequent und präzise seine Taktik durchgesetzt. [2]

*

Ola Afolabi behält gegen Rachim Tschachkijew die Oberhand

Ola Afolabi hat seine Karriere mit einem Sieg über Rachim Tschachkijew wiederbelebt. Der 35jährige Brite setzte sich in Kasan überraschend in der fünften Runde gegen den drei Jahre jüngeren Russen durch und gewann damit den Titel des kleinen Verbands IBO im Cruisergewicht. Afolabi, der bislang an Nummer 10 der IBF-Rangliste geführt wurde, baute seine Bilanz auf 22 Siege, vier Niederlagen sowie vier Unentschieden aus. Für Tschachkijew, der bei den Verbänden WBC (3) und IBF (4) deutlich besser plaziert war, hat nun 24 Auftritte gewonnen und zwei verloren.

Rachim Tschachkijew dominierte die ersten drei Runden, wobei Afolabi im dritten Durchgang bei einem Zusammenstoß mit den Köpfen eine Rißwunde über dem linken Auge davontrug. Der Russe setzte daraufhin noch energischer nach und deckte seinen Gegner mit schweren Treffern ein, der jedoch alles wegsteckte, was da auf ihn einprasselte. Von der vierten Runde an mußte der Favorit seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen und ließ deutliche Konditionsschwächen erkennen, woraus der Brite seinen Vorteil zog.

Afolabi gewann mit seinem Jab und wuchtigen Einzeltreffern aus der Distanz die Oberhand, während seinem Gegner sichtlich die Luft ausging. Im fünften Durchgang kam der gebürtige Nigerianer mit einer schweren Rechten zum Kopf durch, der er einen kurz angesetzten linken Haken folgen ließ, worauf Tschachkijew mit dem Gesicht voran zu Boden stürzte und reglos liegenblieb. Der Ringrichter überzeugte sich davon, daß der Russe nicht aufstehen konnte, und erklärte den Kampf nach 1:44 Minuten der Runde für beendet. [3]

Rückblickend gesehen war der Olympiasieger des Jahres 2008 seiner eigenen Taktik zum Opfer gefallen. Zum einen hatte er schon in der Vergangenheit mit Konditionsproblemen zu kämpfen, zum anderen gilt Afolabi als Boxer mit einem Kinn aus Stahl. Gegen den bekanntermaßen robusten Briten von Anfang an auf einen Niederschlag zu drängen und sich dabei zu verausgaben, war eine denkbar ungünstige Herangehensweise. Sollte ihm sein Trainer dazu geraten haben, scheint sich der Russe nicht in den besten Händen zu befinden. Nachdem er 2013 an dem damaligen WBC-Weltmeister Krzysztof Wlodarczyk aus Polen in der achten Runde gescheitert war, ist dies die zweite vorzeitige Niederlage des Russen binnen zwei Jahren, der damit den Anschluß an die Weltspitze im Cruisergewicht zu verlieren droht. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/11/lebedev-stops-kayode-in-8th-round-tko/#more-201420

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/11/durodola-stops-kudryashov-live-results/#more-201408

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/11/durodola-stops-kudryashov-live-results/#more-201408

[4] http://www.boxingnews24.com/2015/11/afolabi-stops-chakhkiev/#more-201414

7. November 2015


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