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MELDUNG/1825: Feilen am Gesellenstück (SB)



Luis Ortiz verteidigt den Interimstitel gegen Bryant Jennings

Luis Ortiz verteidigt den Interimstitel der WBA im Schwergewicht am 19. Dezember in Verona, New York, gegen Bryant Jennings. Der 36jährige Kubaner ist in 23 Kämpfen ungeschlagen und hat 20 Gegner vorzeitig besiegt. Er war ein gut ausgebildeter Amateurboxer mit einer langjährigen Erfahrung, als er 2010 ins Profilager wechselte, wo er nicht allzu gefährliche Gegner in Serie aus dem Feld schlug. Im September 2014 setzte er sich bereits in der ersten Runde gegen Lateef Kayode durch, doch wurde das Ergebnis nachträglich annulliert, da Ortiz nach dem Kampf positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden war. Seither hat er Byron Polley und am vergangenen Wochenende im Vorprogramm der Titelverteidigung Gennadi Golowkins gegen David Lemieux im Madison Square Garden den zwei Jahre älteren Matias Ariel Vidondo in der dritten Runde besiegt.

Für den 31jährigen Bryant Jennings stehen 19 Siege und eine Niederlage bei seinem letzten Auftritt im April gegen Wladimir Klitschko zu Buche. Wenngleich er dem Ukrainer klar unterlegen war und am Ende einstimmig nach Punkten verlor, gelang es ihm doch immerhin, sich nicht geschlagen auf die Bretter schicken zu lassen und so zumindest einen moralischen Sieg davonzutragen.

Ob Ortiz tatsächlich so gut ist, wie seine makellose Bilanz auf den ersten Blick nahelegt, wird sich in diesem Kampf erweisen, da er auf seinen bislang namhaftesten Gegner trifft. Jennings hat die volle Distanz mit Klitschko überstanden, was nicht viele Herausforderer des Weltmeisters von sich sagen können. Zwar kann man dem Kubaner eine größere Schlagwirkung attestieren, doch bleibt offen, wie es um seine Kondition bestellt ist, wenn ihn ein beweglicher Gegner wie Jennings über eine längere Strecke beschäftigt. Ortiz hat nur dreimal acht Runden lang gekämpft und sieht immer dann am besten aus, wenn er aus der Distanz seine wuchtigen Schläge plazieren kann. Sollte es Jennings gelingen, den Abstand zu überbrücken, ohne allzu häufig getroffen zu werden, stehen seine Chancen nicht schlecht, den Kubaner zu entzaubern. [1]

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Ruslan Prowodnikow reist nach Monte Carlo

Ruslan Prowodnikow trägt seinen nächsten Kampf in Europa aus, da er keine Übereinkunft mit einem US-amerikanischen Fernsehsender zustande gebracht hat. Das ist insofern erstaunlich, als der ehemalige Champion im Halbweltergewicht stets für einen spektakulären Schlagabtausch gut ist, so daß bei seinen Auftritten nie Langeweile aufkommt. Der Russe tritt am 7. November im Rahmen der "Night of Champions", die Promoter Rodney Berman in Monte Carlo veranstaltet, in einem Kampf über zehn Runden gegen Jesus Alvarez Rodriguez an.

Prowodnikow, der sich vor einigen Wochen von Freddie Roach getrennt hat und nun von Joel Diaz trainiert wird, ist eigenen Angaben zufolge zufrieden, daß Ort und Zeitpunkt seines nächsten Kampf feststehen. Sein erster Auftritt in Europa werde ein großartiges Erlebnis sein, zumal er gehört habe, daß Monaco für seine boxbegeisterten Fans bekannt ist.

Rodney Berman suchte dringend einen neuen Hauptkämpfer, nachdem Jürgen Brähmer wegen einer Handverletzung abgesagt hatte. Der Schweriner sollte eigentlich den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht gegen Tommy Oosthuizen verteidigen. Berman versuchte zunächst vergeblich, einen angemessenen Ersatzgegner für den Südafrikaner zu finden. Schließlich wandte er sich an Prowodnikows Promoter Artie Pelullo, mit dem er handelseinig wurde. Laut Brähmers Promoter Kalle Sauerland soll der Kampf gegen Oosthuizen wenn irgend möglich nachgeholt werden, sobald der Schweriner wieder einsatzbereit ist.

Für den 31jährigen Prowodnikow stehen 24 Siege und vier Niederlagen zu Buche, wobei er drei seiner letzten fünf Kämpfe verloren hat. Das hört sich zwar nicht gut an, doch muß man berücksichtigen, daß er sich in zwei dieser Fälle namhaften Gegnern erst nach spektakulären Ringschlachten geschlagen geben mußte. Seine Niederlage gegen den damaligen Weltergewichtschampion Timothy Bradley wurde 2013 zum Kampf des Jahres gekürt, und das knappe Scheitern an dem Argentinier Lucas Matthysse am 18. April hat gute Aussichten, in diesem Jahr das Rennen zu machen.

Warum es ungeachtet der durchweg attraktiven Auftritte Prowodnikows seinem Promoter nicht gelungen ist, eine Übereinkunft mit einem der führenden US-Sender herbeizuführen, mutet zunächst rätselhaft an. HBO hat vier seiner letzten fünf Kämpfe übertragen, und auch Showtime zeigte sich sehr interessiert an dem Russen. Wie dessen Manager Vadim Kornilow verlauten läßt, hätten diverse namhafte Kandidaten, darunter Amir Khan, Shawn Porter, Karim Mayfield, Petr Petrow und Thomas Dulorme, das Angebot ausgeschlagen, im Herbst gegen Prowodnikow anzutreten.

Nun muß er mit dem Mexikaner Rodriguez vorlieb nehmen, der zwar in dreizehn Kämpfen ungeschlagen ist, aber noch nie mit einem hochklassigen Gegner im Ring gestanden hat. Nur ein einziger seiner Kontrahenten hatte zuvor mehr Auftritte gewonnen als verloren. Wie der Mexikaner unumwunden einräumt, hätte er nie gedacht, einen Kampf gegen Prowodnikow zu bekommen, dessen Auftritte er sich immer sehr gern angesehen habe. Nun trainiere er hart, um diese großartige Chance zu nutzen und der Welt zu zeigen, wer er ist. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/10/luis-ortiz-vs-bryant-jennings-on-december-19th-on-hbo/#more-200973

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13937098/ruslan-provodnikov-fight-jesus-alvarez-rodriguez-welterweight-match-nov-7-monte-carlo

24. Oktober 2015


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