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MELDUNG/1768: Nun ist die Katze aus dem Sack (SB)



Kampf zwischen Floyd Mayweather und Andre Berto bestätigt

Was alle erwartet hatten, aber niemand mit letzter Sicherheit wußte, ist nun auch offiziell von Floyd Mayweather selbst bestätigt worden: Er gewährt Andre Berto die Gunst seines Abschiedskampfs samt einer stattlichen Börse für den krassen Außenseiter. Vier Monate nach seinem historischen Sieg über Manny Pacquiao beim finanziell einträglichsten Kampf aller Zeiten kehrt der beste Boxer der Branche am 12. September ins MGM Grand in Las Vegas zurück, wo er bereits zum zwölften Mal in Folge auftritt. Mayweather verteidigt seine beiden Titel im Weltergewicht und möchte auch im 49. Profikampf ungeschlagen bleiben, so daß er mit dem historischen Rekordhalter Rocky Marciano gleichziehen würde.

Nach all diesen Superlativen bleibt wenig übrig, was sich über den Herausforderer sagen ließe. Dabei war Andre Berto, für den 30 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, selber schon zweimal Champion im Weltergewicht. Da er jedoch von seinen letzten sechs Auftritten drei verloren hat, gilt er weithin als Kanonenfutter für die mutmaßliche Abschiedsvorstellung des weltweit bestverdienenden Sportlers, der damit seinen hochdotierten Vertrag über sechs Kämpfe mit dem Sender Showtime abgegolten hat und seine außergewöhnliche Laufbahn nach 19 Jahren mit einem letzten Triumph beschließen könnte.

Wie der haushohe Favorit bei den Buchmachern mitgeteilt hat, sei er bereit, bei seiner Rückkehr am 12. September aller Welt zu beweisen, daß er der Beste aller Zeiten sei. Er trete stets in erstklassiger Form an, wovon der Kampf gegen Berto keine Ausnahme darstellen werde. Wenngleich der Herausforderer jung, stark und hungrig sei, werde es ihm nicht anders als seinen 48 Vorgängern ergehen.

Natürlich ist auch Berto gehalten, fleißig mit markigen Sprüchen Werbung für ihr Duell zu machen: Die anderen Opfer Mayweathers interessierten ihn nicht, da in diesem Kampf einer am Boden enden werde, und zwar ganz gewiß nicht der Herausforderer. Er werde Floyd in den Hintern treten, so der nicht allzu bedauernswerte Außenseiter, der zumindest in Hinblick auf die Gage das große Los gezogen hat und von zahlreichen Mitbewerbern beneidet wird. Andere haben sich angepriesen wie Sauerbier, doch Mayweather suchte sich Berto aus, der sich mit keiner Silbe ins Gespräch gebracht hatte.

Natürlich wird der Umsatz des Septemberkampfs nicht entfernt an jene sagenhaften 500 Millionen Dollar beim sportlich enttäuschenden Duell zwischen Mayweather und Pacquiao heranreichen. Damals wurde im Bezahlfernsehen trotz eines Preises von rund 100 Dollar für die Übertragung die Rekordzahl von 4,4 Millionen Buchungen erzielt. Mayweather soll bei dem Spektakel um die 220 Millionen Dollar verdient haben. Seinen Erfolg verdankt er jedoch nicht nur einem phänomenalen Geschäftssinn, sondern auch einer bemerkenswerten sportlichen Disziplin, da er nie einen Gegner auf die leichte Schulter nimmt. Berto hat in der Tat nichts zu verlieren und würde einen überheblichen, konditionsschwachen und wenig motivierten Champion zweifellos abstrafen.

Der 38 Jahre alte Mayweather hat bei der Wahl seines Gegners namhafte Kandidaten wie Amir Khan, Keith Thurman oder Shawn Porter übergangen, die früher Weltmeister waren oder wie Thurman aktuell einen Titel halten. Alle drei haben zuletzt gegen stärkere Gegner gewonnen, als sie Berto in den letzten Jahren vor den Fäusten hatte. Der 31jährige aus Winter Haven in Florida konnte sich im September 2014 gegen Steve Upsher Chambers und im März 2015 gegen Josesito Lopez durchsetzen, was ihn nicht gerade für einen Kampf gegen Floyd Mayweather qualifiziert. Solche Erwägungen sind jedoch insofern irrelevant, als der scheidende Superstar ohnehin macht, was er will.

Wahrscheinlich wird die Buchung diesmal für rund 65 Dollar zu haben, aber dennoch nicht einfach zu vermarkten sein. Davon abgesehen, daß sich wachsende Teile der verarmenden Bevölkerung einen derartigen Luxus längst nicht mehr leisten können, dürfte das zahlungskräftige Publikum die Enttäuschung beim einseitigen Kampf gegen den Philippiner nicht vergessen haben. Im Lager Mayweathers wischt man indessen finanzielle Bedenken mit dem Hinweis vom Tisch, Berto garantiere stets einen aufregenden Kampf und Mayweather bestreite unwiderruflich seinen letzten Auftritt. Am 12. September werde Geschichte geschrieben.

Der Kampf gegen Andre Berto wurde erst 40 Tage vor seiner Austragung offiziell angekündigt, was ungewöhnlich kurzfristig war. Wenngleich der Herausforderer längst vorinformiert gewesen sein dürfte, um sein Training entsprechend planen zu können, bleibt doch nicht allzu viel Zeit für die Bewerbung des Spektakels. Wie aus Mayweathers Umfeld verlautete, habe man sich bemüht, das komplette Programm der Veranstaltung festzulegen und geschlossen vorzustellen. Zwischenzeitliche Erwägungen, den Kampf nicht im Bezahlfernsehen, sondern kostenlos bei CBS zu zeigen, dürften vor allem wegen der relativ kurzen Frist bis zum Kampftermin ad acta gelegt worden sein. Um gleichwertige Einkünfte aus der Werbung zu generieren, bedürfte es einer sehr viel längeren Vorlaufzeit. [1]


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13377557/floyd-mayweather-return-ring-sept-12-vs-andre-berto

6. August 2015


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