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MELDUNG/1714: Lokalmatador setzt in Moskau ein Zeichen (SB)



Alexander Powetkin besiegt Mike Perez in der ersten Runde

Alexander Powetkin hat eindrucksvoll unterstrichen, daß er nach wie vor zum Kreis der weltbesten Schwergewichtler gehört. Der 35jährige Lokalmatador machte in Moskau kurzen Prozeß mit dem sechs Jahre jüngeren Mike Perez, der bereits in der ersten Runde geschlagen am Boden lag. Da es sich um einen Ausscheidungskampf der beiden führenden Kandidaten beim Verband WBC handelte, ist der Russe nun neuer Pflichtherausforderer des amtierenden Weltmeisters Deontay Wilder. Powetkin, der früher regulärer Champion der WBA gewesen war, verbesserte seine Bilanz auf 29 Siege und eine Niederlage, die er ebenfalls in der russischen Hauptstadt gegen Wladimir Klitschko bezogen hat. Für den Kubaner stehen nun 21 gewonnene und zwei verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden zu Buche.

Der Kampf hatte kaum begonnen, als Powetkin seinen Gegner auch schon mit einer Rechten zum Kopf derart erschütterte, daß sich Perez kaum noch auf den Beinen halten konnte. Der Russe setzte sofort nach und traf aus der Halbdistanz mit einer kurz angesetzten Rechten, die den Kontrahenten zu Boden schickte. Perez kam zwar noch einmal hoch, doch war er derart angeschlagen, daß ihn Powetkin mit einem weiteren Treffer am Kopf zum zweiten Mal niederstreckte, worauf der Ringrichter nach 1:31 Minuten der ersten Runde den Kampf für beendet erklärte. [1]

Seit seiner ersten und einzigen Niederlage gegen Wladimir Klitschko am 5. Oktober 2013 in Moskau hat sich Alexander Powetkin gegen Manuel Charr, Carlos Takam und nun auch Mike Perez jeweils vorzeitig durchgesetzt. Auch dies macht deutlich, daß sich der Russe keine leichten Gegner ausgesucht, sondern energisch an die Spitze der Rangliste zurückgekämpft und das Vorrecht, den WBC-Weltmeister herauszufordern, nicht geschenkt bekommen hat.

Deontay Wilder gratulierte Powetkin umgehend per Twitter zu seinem Sieg und verlieh seiner Freude Ausdruck, sich mit diesem Herausforderer messen zu können. Zuvor muß sich der US-Amerikaner aber am 13. Juni in Birmingham, Alabama, bei einer freiwilligen Titelverteidigung gegen seinen Landsmann Eric Molina durchsetzen, was ihm ohne größere Probleme gelingen sollte. Wilder ist in 33 Kämpfen ungeschlagen und mußte lediglich beim Titelgewinn gegen den Kanadier Bermane Stiverne über volle zwölf Runden gehen. Molina, der mit 23 gewonnenen und zwei verlorenen Gefechten aufwarten kann, gilt bei dieser vom Sender Showtime übertragenen Veranstaltung als relativ leichte Beute des schlaggewaltigen Weltmeisters. Indessen traut man dem 33 Jahre alten Herausforderer immerhin zu, den 2,01 m großen Champion zumindest eine Weile zu beschäftigen.

Das hatte man allerdings auch von Mike Perez erwartet, den Powetkin jedoch gleich mit seinem ersten Angriff überraschte. Ob der Kampf ohne diese frühe Entscheidung wesentlich besser für den Kubaner verlaufen wäre, kann man nur mutmaßen. Wie Alexander Powetkins letzte Auftritte belegen, kam auch dieser Sieg durch einen Niederschlag nicht von ungefähr. Deontay Wilder bekommt es erfreulicherweise mit einem gefährlichen und würdigen Pflichtherausforderer zu tun, den er nicht auf der Innenbahn an sich herankommen lassen darf. Der Russe hat mehrfach unter Beweis gestellt, daß er einen Gegner von den Beinen holen kann, so daß Wilder auf der Hut sein muß.

Wladimir Klitschko hatte vor zwei Jahren zunächst beträchtliche Probleme mit Alexander Powetkin, zumal er den Russen nur durch exzessives Klammern halbwegs neutralisieren konnte. Auf die Dauer gaben dann die körperlichen Vorteile des Ukrainers den Ausschlag, der den allmählich ermüdenden und wohl auch ratlosen Herausforderer viermal niederschlug, ehe er sich schließlich klar nach Punkten durchsetzte.

Wilder könnte die Kampfesweise Klitschkos insofern als eine Art Blaupause verwenden, wie man den kleineren und kompakten Powetkin besiegen kann. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß der US-Amerikaner wie üblich mit seinen harten Jabs und schnell geschlagenen Rechten frühzeitig auf ein vorzeitiges Ende drängt. Wilder hatte Bermane Stiverne so oft und hart an dessen Eisenschädel getroffen, daß er sich eine Verletzung an der Schlaghand zuzog. Kaum ein anderer Gegner dürfte derartige Treffer verkraften, ohne auf den Brettern zu landen, so daß Powetkin größten Wert auf eine solide Deckung legen muß. [2]

Auf jeden Fall zählt der in Aussicht stehende Titelkampf zwischen Deontay Wilder und Alexander Powetkin zu den attraktivsten Duellen, die im Schwergewicht derzeit möglich sind, nur übertroffen von einer Begegnung der beiden Weltmeister, bei der sämtliche Titel auf dem Spiel stünden. Klitschko muß sich im Herbst den Briten Tyson Fury vom Hals schaffen, der als Pflichtherausforderer der WBO seinen Weg kreuzt. Sollte ihm das gelingen und Wilder mit Powetkin fertig werden, könnte man vom bestmöglichen Vorspiel des derzeit ultimativen Duells im Schwergewicht sprechen, das dann im Frühjahr 2016 über die Bühne gehen dürfte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/povetkin-vs-perez-early-results/#more-193552

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/05/deontay-wilder-congratulates-povetkin-on-win-over-perez/#more-193595

23. Mai 2015


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