Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BOXEN


MELDUNG/1675: Der Kronprinz nähert sich dem Thron (SB)



Artur Beterbijew besiegt Gabriel Campillo in der vierten Runde

Der aufstrebende Halbschwergewichtler Artur Beterbijew ist einem Titelkampf einen großen Schritt nähergekommen. Wenngleich er erst acht Profikämpfe bestritten hat, gilt er als der gefährlichste Anwärter auf die Herausforderung eines Weltmeisters. In Quebec City setzte sich der 30jährige Russe gegen den sechs Jahre älteren Spanier Gabriel Campillo bereits in der vierten Runde durch und hat damit weiterhin sämtliche Gegner vorzeitig besiegt. Für Campillo stehen nun 25 Siege, sieben Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Gleich in der ersten Runde mußte der in der Rechtsauslage boxende Spanier einen schweren Kopftreffer einstecken, der ihn taumeln ließ. Beterbijew setzte sofort mit einem Hagel weiterer Schläge nach, die den Spanier zu Boden gehen ließen. Er kam zwar wieder auf die Beine, wirkte aber bis zur Pause angeschlagen. In den folgenden beiden Durchgängen nahm der Russe immer wieder Maß und versetzte Campillo weitere gefährliche Treffer zum Kopf und Körper. Letztere raubten dem Spanier sichtlich die Luft und trugen maßgeblich dazu bei, daß er verhalten agierte und zu wenig unternahm, um den Gegner am Schlagen zu hindern.

Statt sich umherzubewegen und kein leichtes Ziel zu bieten, blieb er zumeist vor dem Gegner stehen und steckte dafür Treffer um Treffer ein. Beterbijew überstürzte nichts, sondern bereitete mit dem Jab in aller Ruhe wuchtige Schläge vor, bis der Spanier schließlich in der vierten Runde nach einer schweren Rechten stehend k.o. war und von seinem Gegner fast schon vorsichtig mit einem linken Haken in die Seile geschickt wurde, wo er zu Boden rutschte. Daraufhin brach Ringrichter Marlon Wright ohne Campillo anzuzählen nach 2:22 Minuten der vierten Runde den ungleichen Kampf ab. [1]

Gabriel Campillo, der vor geraumer Zeit sogar schon Weltmeister gewesen war, ist in die Jahre gekommen und längst nicht mehr so gut wie auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Wenngleich Beterbijew daher eine ausgezeichnete Vorstellung gab, darf man diesen Erfolg nicht überbewerten und daraus den Schluß ziehen, der Russe sei ohne jede Einschränkung für einen Titelkampf bereit.

Wie er anschließend mit Hilfe eines Dolmetschers erklärte, habe er in der Vorbereitung frühere Kämpfe Campillos ausgiebig studiert und dabei festgestellt, daß sich der Spanier recht viel im Ring umherbewegt. Daher sei man auf die Vorgehensweise verfallen, nicht den Angreifer abzugeben und dem Gegner hinterherzulaufen, sondern ihn dazu zu veranlassen, sich zum Schlagabtausch zu stellen. Dabei strebe er keineswegs möglichst schnelle Siege an. Wie an diesem Abend vier Runden lang zu boxen, sei eine willkommene Gelegenheit, seine Technik auszuprobieren und zu überprüfen. Dabei muß man wissen, daß Beterbijew erst zum zweiten Mal mehr als drei und noch nie länger als vier Runden kämpfen mußte, um den Ring als Sieger zu verlassen. [2]

Der in Montreal lebende Artur Beterbijew war schon zuvor in den Ranglisten aller vier maßgeblichen Verbände unter den Top 15 geführt worden. Dank dieses Erfolgs ist er beim WBC auf Nummer zwei vorgerückt und könnte daher in absehbarer Zeit Adonis Stevenson oder Sergej Kowaljow herausfordern. Er äußerte sich dazu nicht, gab aber bekannt, daß er bereits im Mai seinen nächsten Kampf bestreiten will, wobei der Gegner noch nicht feststeht. Da er von Campillo nur selten getroffen wurde, steht diesem Vorhaben in gesundheitlicher Hinsicht nichts im Wege. [3]

Da seinem Promoter Yvon Michel relativ wenig Zeit bleibt, den nächsten Auftritt auf die Bahn zu bringen, ist recht unwahrscheinlich, daß es sich um einen namhaften Kontrahenten handeln wird. Attraktiv wären insbesondere Isaac Chilemba und Eleider Alvarez, die jedoch angesichts der kurzen Vorbereitungszeit kaum bereit sein dürften, Kopf und Kragen gegen den Russen zu riskieren. Für Beterbijew geht es derzeit vor allem darum, Erfahrung im Profilager zu sammeln und eine solide Fangemeinde aufzubauen. Der amtierende WBC-Weltmeister Adonis Stevenson hat bislang weder gegen Sergej Kowaljew noch Bernard Hopkins oder Jean Pascal gekämpft, womit auch schon die am stärksten einzuschätzenden Akteure dieser Gewichtsklasse genannt sind.

Jürgen Brähmer ist regulärer Weltmeister der WBA und rangiert damit eine Stufe unter dem als Superchampion dieses Verbands geführten Sergej Kowaljow. Wie andere namhafte deutsche Boxer navigiert er in einem Nebenarm des Boxgeschäfts, der vor allem das einheimische Publikum bedient und mit den anderen Weltmeistern der jeweiligen Gewichtsklasse kaum noch in Berührung kommt.

Artur Beterbijew hat Sergej Kowaljow zu Amateurzeiten zweimal besiegt, was ihn in der Auffassung bestärkt, er könne seinen Landsmann auch im Profilager bezwingen. Dieser hat jedoch vorerst andere Pläne, da er Adonis Stevenson endlich vor die Fäuste bekommen will, um ihm den Gürtel des WBC abzunehmen und damit alle vier maßgeblichen Titel im Halbschwergewicht zusammenzuführen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/04/beterbiev-defeats-campillo-in-impressive-performance/#more-190263

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12618932/light-heavyweight-adonis-stevenson-dominates-sakio-bika-retain-world-title

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/04/artur-beterbiev-to-return-to-the-ring-in-may/#more-190315

7. April 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang