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MELDUNG/1594: Das Brot wird knapp, die Spiele gehen weiter (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen



17. Januar: Bermane Stiverne gegen Deontay Wilder

Der Kanadier Bermane Stiverne verteidigt den WBC-Titel im Schwergewicht im MGM Grand in Las Vegas gegen Deontay Wilder, auf dem die langgehegten Hoffnungen seiner Landsleute ruhen, endlich wieder einen Gürtel der Königsklasse in die USA zu holen. Während für Stiverne 24 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat Wilder seine 32 Siege ausnahmslos innerhalb der ersten vier Runden erzielt.

Stiverne, der bei Promoter Don King unter Vertrag steht, unterstrich mit seinen beiden vorzeitigen Siegen über Chris Arreola im April 2013 und Mai 2014, daß er mit Fug und Recht zu den führenden Repräsentanten der Schwergewichtsszene gehört. Wilder hat seine beeindruckende Serie frühzeitiger Erfolge gegen Kontrahenten erzielt, die nicht der allerersten Garnitur zuzurechnen sind. Daher steht die Bestätigung noch aus, daß er seine enorme Schlagwirkung auch im Kampf mit den stärksten Gegnern zu seinen Gunsten in die Waagschale werfen kann.

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24. Januar: Brandon Rios gegen Mike Alvarado

Brandon Rios und Mike Alvarado treffen in Broomfield, Colorado, zu einem dritten Kampf im Weltergewicht aufeinander. In ihrem ersten Duell hatte sich Rios im Herbst 2012 in der siebten Runde durchgesetzt, wofür sich Alvarado fünf Monate später mit einem Punktsieg revanchierte. Nach diesem Erfolg ging es für letzteren steil bergab, da er gegen Ruslan Prowodnikow und Juan Manuel Marquez verlor. Auch für Rios sah es kaum besser aus, der sich im November 2013 dem überlegenen Manny Pacquiao nach Punkten geschlagen geben mußte. Bei seinem bislang letzten Auftritt lag er bereits im Rückstand, als der Ringrichter seinen Gegner Diego Chaves in der neunten Runde disqualifizierte. Beide Akteure hatten sich grobe Regelwidrigkeiten geleistet, doch bestraft wurde nur der Argentinier.

Während für Brandon Rios 32 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat Mike Alvarado 34 Auftritte gewonnen und drei verloren. Beide stecken nach diversen Rückschlägen im Niemandsland fest. Dennoch hofft man beim Sender HBO, das dritte und entscheidende Duell erfolgreich vermarkten zu können. Einen gewissen Zündstoff birgt dieser Kampf insofern, als nur der Sieger seine Karriere wieder voranbringt und von Top Rank mit einem namhaften Gegner zusammengeführt werden könnte. Der Verlierer dürfte hingegen endgültig vor einem Scherbenhaufen stehen und kaum noch einen bedeutenden Auftritt bekommen. Da also für beide sehr viel auf dem Spiel steht, ist ein verbissener Kampf zu erwarten, der durchaus vorzeitig enden könnte.

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24. Januar: Tony Thompson gegen Odlanier Solis

Die Schwergewichtler Tony Thompson und Odlanier Solis treffen in Düsseldorf zu einer Revanche aufeinander. Während für den US-Amerikaner 39 Siege und fünf Niederlagen zu Buche stehen, hat der Kubaner 20 Auftritte gewonnen und zwei verloren. Im ersten Duell mit Thompson hatte die einstige Schwergewichtshoffnung im März 2014 auf ganzer Linie enttäuscht und knapp nach Punkten den kürzeren gezogen.

Für Solis ist dieser Rückkampf wohl die allerletzte Chance, noch einmal Tritt zu fassen und seiner Karriere neues Leben einzuhauchen. Wie Promoter Ahmet Öner unterstreicht, müsse sich Solis deutlich steigern und den US-Amerikaner klar in die Schranken weisen. Sollte ihm das nicht gelingen, sei es das wohl für ihn gewesen. Er habe viel Zeit und Geld in den Kubaner investiert, weshalb er einfach von ihm erwarte, daß er dieses Vertrauen zurückzahle. In diesem Kampf gehe es tatsächlich um alles oder nichts.

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31. Januar: Anthony Joshua gegen Kevin Johnson

Die neue britische Schwergewichtshoffnung Anthony Joshua trifft auf den erfahrenen US-Amerikaner Kevin Johnson. Der Sieger im Superschwergewicht bei den Olympischen Spielen 2012 in London hat bislang zehn Profikämpfe binnen weniger Runden gewonnen. Sein Promoter Eddie Hearn möchte dem 25jährigen Ringpraxis über längere Distanzen verschaffen, ohne ihn dabei in der aktuellen Phase seines Aufbaus zu überfordern.

Der 39 Jahre alte Johnson dürfte eine geeignete Wahl sein, da er vor allem über eine erstklassige Defensive verfügt, inzwischen aber nicht mehr in der körperlichen Verfassung ist, an der Spitze mitzuhalten. Der US-Amerikaner ist mit Vitali Klitschko wie auch den Briten Tyson Fury und Dereck Chisora über volle zwölf Runden gegangen. Wenngleich seine Auftritte oftmals langweilig anzusehen sind, da er zu wenig für den Angriff tut, ist er ein ausgesprochener Überlebenskünstler im Ring.

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21. Februar: Gennadi Golowkin gegen Martin Murray

Der in 31 Profikämpfen ungeschlagene Gennadi Golowkin verteidigt seine Titel in Monte Carlo gegen Martin Murray. Golowkin ist Superchampion der WBA, Weltmeister der IBO und Interimsweltmeister des WBC im Mittelgewicht. Bei seinem letzten Auftritt bezwang er im kalifornischen Carson den Mexikaner Marco Antonio Rubio bereits in der zweiten Runde und feierte damit seinen 18. vorzeitigen Sieg in Folge. Der Kasache ist in Monaco wohlbekannt, wo er 2013 Nobuhiro Ishida und im Februar 2014 Osumanu Adama das Nachsehen gegeben hat. Mit seinem erneuten Gastspiel in Monte Carlo überbrückt er die Zeit bis zu einem möglichen Vereinigungskampf gegen den WBC-Weltmeister.

Für Murray, der die WBC-Rangliste anführt und den Silbergürtel dieses Verbands innehat, werden 29 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden notiert. Der Brite hat seit seiner knappen Niederlage gegen den damaligen WBC-Weltmeister Sergio Martinez im Jahr 2013 vier Kämpfe gewonnen, wobei die letzten beiden in Monte Carlo ausgetragen wurden. Ende Oktober setzte er sich durch eine technische Entscheidung in der siebten Runde gegen den Italiener Domenico Spada durch.

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21. Februar: Arthur Abraham gegen Paul Smith

Arthur Abraham verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht in der Berliner O2 World erneut gegen den Briten Paul Smith. Während für den 34jährigen Weltmeister 41 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat sein drei Jahre jüngerer Gegner 35 Auftritte gewonnen und vier verloren. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte sich Abraham Ende September in Kiel einstimmig nach Punkten durchgesetzt. Wenngleich nahezu alle Experten der Meinung waren, daß an dieser Wertung nicht zu rütteln sei, gab es im Lager des Herausforderers Unverständnis über das Ergebnis. Dieses Manöver, eine sofortige Revanche herbeizureden, war von Erfolg gekrönt. Abraham hatte keine Einwände, seinen Gürtel zum zweiten Mal gegen Smith zu verteidigen, der ihn kaum vor größere Probleme als in ihrem ersten Duell stellen dürfte.

Wie der Brite auf der offiziellen Pressekonferenz argumentierte, hätten Abraham und dessen Trainer Ulli Wegner schon beim letzten Mal einen vorzeitigen Sieg angekündigt. Am Ende habe der Weltmeister jedoch nur durch eine kontroverse Entscheidung seinen Titel behalten. Darauf erwiderte der WBO-Champion, einen dritten Kampf werde es nicht geben. Er werde dem Herausforderer dieses Mal noch deutlicher seine Grenzen aufzeigen und ihn vorzeitig besiegen. Der Kampf zwischen Arthur Abraham und Paul Smith ist die Premiere der Kooperation zwischen Sauerland Event und dessen neuem Fernsehpartner Sat.1.

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28. Februar: Tyson Fury gegen Christian Hammer

Der britische Schwergewichtler Tyson Fury hat sich für seinen Aufbaukampf in der Londoner O2 Arena einen leichten Gegner ausgesucht. Fury ist seit dem Sieg über seinen Landsmann Dereck Chisora Ende November Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos beim Verband WBO und will diese Position natürlich nicht durch eine zwischenzeitliche Niederlage preisgeben. Der in 23 Profikämpfen ungeschlagene Brite tritt gegen den 27 Jahre alten Christian Hammer an, der 17 Auftritte gewonnen und drei verloren hat. Der gebürtige Rumäne wird dennoch von der WBO an Nummer 6 der Rangliste geführt und steht beim Hamburger Promoter Erol Ceylan unter Vertrag.

Hammer hat seinen ersten Profikampf gegen Robert Gregor und später auch gegen Taras Bidenko und Mariusz Wach verloren. Seine größten Erfolge erzielte er gegen Danny Williams und im August 2013 mit seinem letzten vorzeitigen Sieg gegen Leif Larsen. Im Dezember 2013 setzte er sich umstritten nach Punkten gegen Kevin Johnson durch und im letzten Jahr behielt er gegen Konstantin Airich und Irineu Beato Costa die Oberhand. Insbesondere die nicht sonderlich ausgeprägte Schlagwirkung Hammers dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, warum die Wahl Furys auf ihn fiel.

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14. März: Sergej Kowaljow gegen Jean Pascal

Sergej Kowaljow verteidigt die Titel der WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht in Montreal gegen den Kanadier Jean Pascal. Während der ungeschlagene Russe mit 26 Erfolgen und einem Unentschieden aufwarten kann, werden für seinen Gegner 29 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden notiert. Kowaljow hat bei seinem letzten Auftritt ein unübersehbares Zeichen gesetzt und in einem Duell zweier Weltmeister Bernard Hopkins über zwölf Runden klar dominiert. Pascal wollte sich zuletzt gegen Roberto Bolonti wieder ins Gespräch bringen, doch schlug er den Gegner nach einem Trennkommando nieder und konnte von Glück reden, daß er dafür nicht disqualifiziert wurde. So endete der Kampf frühzeitig ohne Wertung.

Eigentlich hätte sich Sergej Kowaljow dem Pflichtherausforderer der IBF, Nadjib Mohammedi, stellen müssen, doch läßt sich dieser Kampf nicht gut vermarkten. Hingegen verspricht ein Duell mit Pascal einträgliche Zuschauerzahlen, weshalb der Verband seine Zustimmung gab, die Titelverteidigung gegen den Franzosen zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Promoterin Kathy Duva bedankte sich dafür bei der IBF und wußte zu berichten, daß Sergej dem Kampf gegen Pascal mit großer Vorfreude entgegensehe.

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21. März: Jürgen Brähmer gegen Robin Krasniqi?

Jürgen Brähmer verteidigt in Rostock den regulären Titel der WBA im Halbschwergewicht möglicherweise gegen Robin Krasniqi. Der Champion aus Schwerin aus dem Sauerland-Team wird von Karsten Röwer trainiert und hat seit seinem Titelgewinn im Dezember 2013 Enzo Maccarinelli, Roberto Feliciano Bolonti und zuletzt Pawel Glazewski besiegt. Für den Weltmeister stehen 45 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche.

Robin Krasniqi hat sich seit der Niederlage gegen den früheren WBO-Weltmeister Nathan Cleverly im April 2013 gegen Tomas Adamek, Emmanuel Danso, Olexander Tscherviak und zuletzt den Polen Dariusz Sek durchgesetzt. Damit konnte der 27jährige Münchner, der beim Magdeburger Boxstall SES unter Vertrag steht, seine Bilanz auf 43 Siege und drei Niederlagen ausbauen.

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25. April: Wladimir Klitschko gegen Bryant Jennings

Wladimir Klitschko verteidigt seine Titel im Schwergewicht in New York gegen Bryant Jennings. Der Kampf im Barclays Center in Brooklyn wird vom Sender HBO übertragen. Für den Ukrainer stehen 63 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche, wobei er bereits 17 Herausforderern das Nachsehen gegeben hat. Der in 19 Profikämpfen ungeschlagene US-Amerikaner ist in den Ranglisten der Verbände WBA (2), WBC (3), WBO (5) und IBF (6) gut plaziert.

Bryant Jennings setzte sich zuletzt am 26. Juli im Madison Square Garden in einem Ausscheidungskampf des WBC gegen den Kubaner Mike Perez über zwölf Runden durch, wobei er maßgeblich davon profitierte, daß seinem anfangs klar überlegenen Gegner später die Luft ausging. Der 1,91 m große Jennings ist nicht nur kleiner als Klitschko, sondern auch mit kaum mehr als 100 kg wesentlich leichter. Anders als gegen Alexander Powetkin oder Kubrat Pulew dürfte dem Weltmeister auch keine ernsthafte Gefahr durch die Angriffe des Herausforderers drohen.

Der US-Amerikaner hat bis auf Perez keine hochklassigen Gegner besiegt und schien im Kampf gegen den Kubaner die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht zu haben. Um gegen Klitschko zu bestehen, müßte er sich gewaltig steigern, wobei ihm insbesondere die erforderliche Schlagwirkung fehlt. Daher steht ein recht einseitiger Verlauf zu erwarten, bei dem der Titelverteidiger klar dominiert.

1. Januar 2015


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