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MELDUNG/1524: Sauerland winkt ein Fernsehvertrag mit Sat.1 (SB)




Gesicherte Fernsehpräsenz mit finanziellen Abstrichen verbunden

Die dunklen Wolken über dem Berliner Sauerland-Boxstall scheinen sich zu lichten. Da die ARD den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag mit dem Berliner Unternehmen nicht verlängern wird, mußte sich Sauerland nach einem anderen Fernsehpartner umsehen. Der scheint nun in Sat.1 gefunden worden zu sein. Konkrete Gespräche zwischen Boxstall und Sender werden offenbar bereits geführt. Promoter Kalle Sauerland zeigte sich zuversichtlich, daß man bereits in den kommenden Tagen einen neuen Vertrag abschließen werde. Ob es sich dabei tatsächlich um Sat.1 als Partner handelt, ließ er allerdings noch offen. [1]

Dem Privatsender käme eine Kooperation mit Sauerland durchaus gelegen, da sich Sat.1 bereits seit längerem im Kampfsportbereich engagiert. So werden die Auftritte von Felix Sturm und der Kickboxerin Julia Irmen im Rahmen von "ran" übertragen. Mit Sauerland Event käme nun der bekannteste deutsche Boxstall hinzu, der dank seiner erfolgreichen Akteure eine gewisse Resonanz beim Publikum garantiert. Daß der Chef von ProSiebenSat.1, Thomas Ebeling, dem Boxsport große Sympathien entgegenbringt und sich selbst mitunter auf diese Weise betätigt, dürfte über wirtschaftliche Erwägungen hinaus zu der anstehenden Übereinkunft beigetragen haben. [2]

Sauerland hat noch weitere Fernsehverträge mit Sky Sports England und diversen dänischen Sendern für die "Nordic Fight Nights", die für sich genommen aber nicht ausgereicht hätten, um die Zukunft des Unternehmens in Deutschland zu garantieren. Die entlastende Kooperation mit Sat.1 enthält freilich einen Wermutstropfen, da die weiterhin gesicherte Fernsehpräsenz mit finanziellen Abstrichen verbunden ist. Dem Vernehmen nach wird Sat.1 nur etwa die Hälfte dessen bezahlen, was die ARD für einen Abend auf den Tisch gelegt hat. Zuletzt belief sich die Summe auf etwa eine Million Euro pro Veranstaltung und insgesamt 13 Millionen Euro pro Jahr. Wahrscheinlich werden künftig zehn Veranstaltungen im Jahr übertragen. Wegen der sinkenden Fernseheinnahmen wurden bei Sauerland bereits Verträge mit Mitarbeitern nicht weitergeführt oder gekündigt.

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird es ab 2015 erheblich weniger Boxübertragungen geben, als dies bislang der Fall ist. Eine generelle Absage an den Boxsport in der ARD ist vorerst abgewendet, nachdem die Aufsichtsräte und Intendanten der einzelnen Rundfunkanstalten diese Option mehrere Monate lang diskutiert, sich letztlich aber dagegen entschieden haben. Der dabei vereinbarte Kompromiß sieht vor, anstelle eines umfassenden Vertrags künftig nur noch die Rechte für ausgewählte Kämpfe zu kaufen.

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Wladimir Klitschko ist wieder im Trainingslager

Wladimir Klitschko ist wieder im Trainingslager, um sich auf seine Titelverteidigung gegen den Bulgaren Kubrat Pulew vorzubereiten, die am 15. November in der Hamburger O2 World über die Bühne geht. Der Ukrainer mußte den ursprünglich vorgesehenen Termin absagen, nachdem er sich im August eine Verletzung am Arm zugezogen hatte. Während für den Champion 62 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, ist der Herausforderer aus dem Team Sauerland in 20 Profikämpfen ungeschlagen. Pulew hatte nach der Absage des ersten Termins den Verdacht zum Ausdruck gebracht, Klitschko täusche die Verletzung nur vor, um dem Kampf aus dem Weg zu gehen. Dieser Spekulation dürfte nun der Boden entzogen sein.

Der 38jährige Weltmeister bekommt es aller Voraussicht nach mit einem gefährlicheren Gegner als die Mehrzahl seiner Herausforderer in den letzten sieben Jahren zu tun. Der fünf Jahre jüngere Bulgare ist mit einer Größe von 1,94 m nicht viel kleiner als Klitschko und überdies von kompakter Statur. Zudem ist Pulew ein technisch und taktisch versierter Schwergewichtler, der körperlich überlegene Kontrahenten wie Alexander Dimitrenko und Alexander Ustinow wie auch den erfahrenen Tony Thompson besiegt hat. Als einziges Manko des Bulgaren wird zumeist seine nicht allzu ausgeprägte Schlagwirkung angeführt, weshalb er diverse Treffer ins Ziel bringen müsse, um schließlich einen Niederschlag herbeizuführen. Das dürfte ihm allerdings gegen Klitschko kaum gelingen, da der Ukrainer schwer zu treffen ist und im Zweifelsfall sofort klammert, wenn ihm der Gegner zu nahe kommt. [3]

Da Pulew über einen guten Jab verfügt, wird er möglicherweise versuchen, darüber zum Zuge zu kommen. Damit würde er Klitschkos rechter Schlaghand aus dem Weg gehen, doch liefe diese Kampfesweise auf ein Gefecht hinaus, in dem der Weltmeister die stärkeren Mittel aufbieten kann. Sein Jab gilt im Schwergewicht als unübertroffen, wobei er den Herausforderer auch an Reichweite übertrifft. Auf dem Papier ist Wladimir Klitschko also auch in der bevorstehenden Titelverteidigung nicht zu schlagen, was Kubrat Pulew und sein Team um so mehr anspornen wird, mit einer überraschenden Kampfesweise aufzuwarten.


Fußnoten:

[1] http://www.digitalfernsehen.de/Nach-ARD-Absage-Sauerland-Boxkaempfe-kuenftig-im-Privat-TV.120223.0.html

[2] http://www.boxen.de/news/sauerland-boxstall-und-sat-1-kurz-vor-vertragsabschluss-32875

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/10/wladimir-klitschko-resumes-training-for-kubrat-pulev-fight/#more-182775

7. Oktober 2014