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MELDUNG/1384: Tomasz Adamek will eine Denkpause einlegen (SB)




Entscheidung über den Rücktritt vom Boxsport vertagt

Als sich der 37jährige Schwergewichtler Tomasz Adamek am 15. März in einem Ausscheidungskampf um den zweiten Platz der IBF-Rangliste dem acht Jahre jüngeren Ukrainer Viatscheslaw Glatskow einstimmig nach Punkten geschlagen geben mußte, stand der in New Jersey lebende Pole an einem Scheideweg seiner Karriere. Trotz einer ansehnlichen Bilanz von 49 Siegen und drei Niederlagen mußte sich der ehemalige Weltmeister im Halbschwer- und Cruisergewicht fragen, ob nach diesem Rückschlag eine Fortsetzung seiner Laufbahn noch ratsam und wünschenswert sei.

Seitdem die Niederlage gegen Vitali Klitschko im September 2011 seinen Aufstieg im Schwergewicht beendet und zu einer Korrektur in der Einschätzung seiner Qualitäten geführt hatte, strebte Adamek auf recht verschlungenen Pfaden einen erneuten Titelkampf an. Nach einer längeren Pause setzte er sich im März 2012 gegen Nagy Aguilera aus der Dominikanischen Republik durch, im Juni gewann er das Prestigeduell gegen den US-Amerikaner Eddie Chambers und im September zog Travis Walker den kürzeren. Im Dezember 2012 entschied der Pole eine Revanche gegen Steve Cunningham für sich. Damit rückte er an Nummer zwei der IBF-Rangliste vor und sollte einen Ausscheidungskampf gegen den vor ihm plazierten Kubrat Pulew bestreiten, dessen Sieger nächster Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos bei diesem Verband würde. Adamek ging dem Bulgaren jedoch aus dem Weg und boxte statt dessen im August 2013 gegen den wesentlich schwächer eingeschätzten US-Amerikaner Dominick Guinn, den er einstimmig nach Punkten besiegte.

Der Kampf gegen seinen ehemaligen Sparringspartner Viatscheslaw Glatskow sollte bereits im November 2013 stattfinden, mußte aber wegen einer Verletzung Adameks verschoben werden. Mit ihrer bildlichen Redewendung, daß die Fackel weitergereicht worden sei, sprach Promoterin Kathy Duva nach der Niederlage gegen den Ukrainer in Bethlehem, Pennsylvania, etwas an, das auch Adamek Sorgen bereiten mußte. Sein etliche Jahre jüngerer Gegner hatte über weite Strecken ihres Duells einen Druck entfaltet, den er nicht wie bei früheren Kämpfen mit seiner größeren Erfahrung kompensieren konnte. Adamek, der seit Jahren zu den zehn besten Schwergewichtlern gehört hatte, als attraktiver Gegner geschätzt und potentieller Titelkandidat gehandelt worden war, wurde durch diese Niederlage nach hinten durchgereicht.

Daher spielte er zwangsläufig mit dem Gedanken, einen Schlußstrich zu ziehen und die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Sang- und klanglos abzutreten war jedoch eine Aussicht, die Adamek verständlicherweise überhaupt nicht gefiel. So beschloß er denn, zunächst eine Pause vom Boxen einzulegen und erst danach eine Entscheidung zu treffen. Lasse man seinen Amerikanischen Traum seit 2005 Revue passieren, könne man sehen, wie viele Schlachten er geschlagen habe. Er könne sein Alter nicht in Abrede stellen, wolle aber vielleicht noch zwei weitere Kämpfe bestreiten. Zuerst müsse er aber Abstand nehmen, bis sein Hunger zurückkehre.

Mit Krzysztof Zimnoch, Przemyslaw Saleta, Artur Szpilka und Mariusz Wach lassen sich diverse polnische Landsleute anführen, die bestimmt gerne gegen Adamek antreten würden. Er steht solchen Duellen jedoch skeptisch gegenüber und unterstellt diesen Kollegen, sie wollten lediglich ein Stück vom Kuchen, wenn sie von seinem Namen profitierten. Nach dem Kampf gegen Andrzej Golota habe er sich geschworen, gegen keinen polnischen Boxer mehr zu kämpfen. Manche Fans seien immer noch schlecht auf ihn zu sprechen, weil er gegen Golota gekämpft habe, obwohl es dessen Idee gewesen sei.

Von seinem langjährigen Trainer Roger Bloodworth will sich Adamek ungeachtet der Niederlage keinesfalls trennen. Er habe sehr viel von ihm gelernt und sich dank seiner Unterstützung im Schwergewicht behauptet. Auf die Frage, wer sein bester Trainer und Lehrer gewesen sei, habe Golota den Namen Bloodworth genannt. Das gelte auch für ihn selbst, da Roger nach wie vor einer der besten Trainer und die Zusammenarbeit mit ihm unersetzlich sei, hält Tomasz Adamek seinem Mentor die Treue. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5808-adamek-will-karriere-fortsetzenich-muss-meinen-hunger-zurueckbekommen.html

17. April 2014