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MELDUNG/1366: Alte Haudegen und übermütige Aufsteiger (SB)




Vakanter Schwergewichtstitel bringt Leben in die Bude

Der Kampf um den vakanten WBC-Titel im Schwergewicht zwischen dem Kanadier Bermane Stiverne und dem US-Amerikaner Chris Arreola geht am 10. Mai in Los Angeles über die Bühne. Damit hat Arreola beim Auftritt im Galen Center den Heimvorteil auf seiner Seite. Als die Kontrahenten im April 2013 zum ersten Mal aufeinandertrafen, setzte sich Stiverne deutlich nach Punkten durch. Der US-Amerikaner zog sich damals einen Nasenbeinbruch zu, der ihn sichtlich einschränkte und den Kampfverlauf erheblich beeinflußte. Daher rechnet man bei der Revanche mit einem Duell auf gleicher Augenhöhe, aus dem der Lokalmatador durchaus als Sieger hervorgehen könnte.

Während der Kanadier seither nicht mehr im Ring gestanden hat, machte Chris Arreola im September kurzen Prozeß mit Seth Mitchell, den er durch K.o. in der ersten Runde besiegte. Stiverne, der 23 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden mitbringt, sollte also gewarnt sein. Sein Gegner aus Los Angeles, dessen Bilanz bei 36 gewonnenen und drei verlorenen Kämpfen steht, dürfte diesmal in besserer Verfassung als vor Jahresfrist sein.

Wie der Kalifornier geltend macht, habe er im ersten Duell mit Stiverne trotz seiner Verletzung bis zum Ende durchgehalten. Diesmal bringe er sich besser als je zuvor in Form und werde dem Kanadier einen harten Kampf liefern. Der Gürtel des Weltmeisters sei sein Lebensziel, von dem ihn niemand mehr abbringen könne. Er werde den Titel gewinnen und sei für noch größere Aufgaben wie Wladimir Klitschko bereit. Deontay Wilder könne er sich ja später immer noch vorknöpfen. [1]

Deontay Wilder hat sich in einem Ausscheidungskampf des WBC gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Malik Scott durchgesetzt und ist damit Pflichtherausforderer des neuen Weltmeisters. Wilders beeindruckende Serie von 31 Siegen, die er ausnahmslos innerhalb der ersten vier Runden erzielen konnte, führte man bislang nicht zuletzt auf mehr oder minder handverlesene Gegner zurück. Daß auch der erfahrene und technisch versierte Scott sang- und klanglos unter die Räder kam, schränkt indessen den Kreis jener Schwergewichtler weiter ein, denen man zutraut, den Siegeszug Wilders beenden zu können.

Unterdessen hat der Verband WBC bereits den nächsten Ausscheidungskampf anberaumt, bei dem Bryant Jennings und Mike Perez aufeinandertreffen sollen. Der Abgang Vitali Klitschkos, mit dessen Rückkampf wohl niemand mehr ernsthaft rechnet, hat erhebliche Bewegung in die Schwergewichtsszene gebracht. Nachdem der Ukrainer den WBC-Titel so lange blockiert hatte, schöpfen nun diverse alte Haudegen wie auch ungeschlagene Aufsteiger neuen Mut, sich den begehrten Gürtel zu sichern.

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Tony Thompson genießt den Lohn seines Fleißes

Die Statistik illustriert, warum zwei der drei Punktrichter des Kampfs zwischen Tony Thompson und Odlanier Solis dem 42jährigen US-Amerikaner den Zuschlag gaben. Dieser feuerte 1092 Schläge ab, während sein kubanischer Gegner lediglich 460mal die Fäuste fliegen ließ. Wenngleich Solis mit einer wesentlich besseren Trefferquote aufwarten konnte, ruhte er sich doch auch diesmal allzu sehr auf seiner technischen Überlegenheit aus. Während der Kubaner nach der knappen Niederlage vor dem Scherbenhaufen seiner einst so verheißungsvollen Profilaufbahn steht, kehrt der Veteran Thompson mit der Genugtuung aus der Türkei zurück, seiner Karriere erneut einen mächtigen Schub verliehen zu haben.

Er wolle einfach den Augenblick genießen, sich etwas ausruhen und auf die nächsten Angebote warten, sagte er zufrieden nach seinem erfolgreichen Auftritt. Er freue sich über das faire Urteil und werde sehen, was als nächstes passiert. Wer immer gegen ihn antreten wolle, wisse ja, wie er zu erreichen sei. Als neuer internationaler Meister des WBC dürfte Thompson einen großen Sprung in der Rangliste machen. Wenngleich ein Titelkampf noch nicht ganz in seiner Reichweite zu liegen scheint, könnte beispielsweise der Pflichtherausforderer Deontay Wilder auf die Idee kommen, sich vor einem Kampf gegen den neuen Weltmeister mit dem erfahrenen Thompson zu messen. Dieser wäre sicher dafür zu haben, hat er doch mit seinen beiden vorzeitigen Siegen über den Briten David Price wie auch seiner respektablen Leistung gegen den Bulgaren Kubrat Pulev bewiesen, daß er sich weder vor ungeschlagenen Riesen, noch den gefährlichsten Titelanwärtern zu verstecken braucht. [2]

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Alex Leapai ringt um zündende Ideen

Alex Leapai ist krasser Außenseiter im Kampf gegen Wladimir Klitschko, der am 26. April in Oberhausen ausgetragen wird. Eine derartige Gelegenheit, den Ukrainer herauszufordern, wird sich dem Australier wohl kein zweites Mal bieten. Wenngleich eine Sensation natürlich nie ganz auszuschließen ist, wäre es für Leapai schon ein Riesenerfolg, könnte er seine Haut teuer zu Markte tragen. Er wäre nicht der erste gescheiterte Herausforderer, der vom Glanz eines achtbar geschlagenen Titelkampfs mit den Klitschkos profitieren könnte.

Der Australier hat sich zur Unterstützung Sakio Bika ins Boot geholt, der zwar im Supermittelgewicht boxt, dort aber WBC-Champion ist. Wenngleich man Bika körperlich nicht mit Klitschko vergleichen kann, macht er doch Leapai zufolge enormen Druck und marschiert unablässig nach vorn. Genau das werde er gegen Klitschko auch tun. Damit verrät der Australier natürlich kein Geheimnis, da schließlich jeder Gegner des Weltmeisters vor dem sattsam bekannten Problem steht, überhaupt an ihn heranzukommen.

Auf der Suche nach weiteren Argumenten, mit denen sich Chancen gegen den Champion begründen ließen, führt der Australier auch die Mutmaßung ins Feld, Klitschkos Management habe nicht mit einem Kampf gegen ihn gerechnet. Vermutlich sei man überzeugt gewesen, daß er Denis Boitsow unterliegen werde, und habe wahrscheinlich sogar schon Verhandlungen mit dem bis dahin ungeschlagenen Russen geführt. Wladimir Klitschko werde nicht wissen, wie ihm geschieht, so der Herausforderer. Er sehe nicht, wie der Ukrainer gegen ihn gewinnen wolle, da er noch nie mit der Urgewalt Alex Leapais zu tun gehabt habe. Damit werde er die Strategie des Weltmeisters zunichte machen, Geschichte für Australien schreiben und der Welt einen Schock versetzen. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5688-heimvorteil-fuer-arreolarueckkampf-gegen-stiverne-findet-in-los-angeles-statt.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5683-thompsons-marktwert-deutlich-gestiegenich-warte-auf-angebote.html

[3] http://www.boxen.de/news/alex-leapai-ich-sehe-nicht-wie-klitschko-mich-schlagen-soll-31844

26. März 2014