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MELDUNG/1347: Zwei britische Mittelgewichtler machen aus der Not eine Tugend (SB)




Andy Lee fordert Matthew Macklin zum Kampf

Der britische Mittelgewichtler Andy Lee sollte am 26. April im New Yorker Madison Square Garden als Herausforderer in den Ring steigen, um Weltmeister Gennadi Golowkin die Titel der WBA und IBO streitig zu machen. Dieser Kampf wurde jedoch abgesagt. Matthew Macklin machte sich Hoffnungen auf ein Duell mit IBF-Champion Felix Sturm, der jedoch nicht daran interessiert ist, ein zweites Mal gegen den Briten anzutreten. Auf der Suche nach einem neuen Gegner verfiel Lee auf die Idee, seinen Landsmann Macklin, der ebenfalls bei Promoter Lou DiBella unter Vertrag steht, über Twitter zum Kampf zu fordern.

Da keiner von beiden einen Titelkampf bekommen habe, halte er die Zeit für gekommen, gegeneinander anzutreten, schrieb Lee. Macklins Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Er akzeptiere diesen Vorschlag voll und ganz. Man könne doch im Vorprogramm des Duells zwischen WBC-Weltmeister Sergio Martinez und dem Puertoricaner Miguel Cotto am 7. Juni in New York gegeneinander kämpfen.

Promoter Lou DiBella hat offenbar grundsätzlich keine Einwände gegen einen Kampf seiner beiden Mittelgewichtler, erteilt aber der Option einer Austragung am 7. Juni eine Absage. Das Budget des Vorprogramms reiche nicht aus, um dieses Duell angemessen über die Bühne zu bringen. Statt dessen sei zu prüfen, ob der Sender HBO womöglich den reservierten Termin am 26. April dafür zur Verfügung stellen könne.

Da Andy Lee mit seiner Bilanz von 32 Siegen und zwei Niederlagen stärker als Matthew Macklin einzuschätzen ist, der 30 Auftritte gewonnen und fünf verloren hat, dürfte die Favoritenrolle in diesem Kampf vergeben sein. Auch Sergio Martinez traut man trotz langer Verletzungspause zu, an seine früheren Leistungen anzuknüpfen und Miguel Cotto in die Schranken zu weisen. Denkbar wäre dann ein Kampf zwischen dem Argentinier und Andy Lee, in dem der Brite doch noch zu seiner Titelchance käme.

Daß Promoter Lou DiBella tatsächlich mitspielt, ist insofern anzunehmen, als er durchaus eine Vorliebe für interne Duelle seiner Boxer hat. So verschaffte er Macklin 2012 einen Titelkampf gegen Sergio Martinez, in dem sich der Brite nach einem beherzten Auftritt durch technischen K.o. geschlagen geben mußte. Nach zwei Niederschlägen in der elften Runde kam er nach der Pause nicht mehr aus seiner Ecke.

Eigentlich ist ein Duell zwischen Sergio Martinez und Gennadi Golowkin fällig, in dem die Frage geklärt werden soll, wer von beiden gegenwärtig als weltbester Mittelgewichtler firmiert. Als Zeitfenster für diesen Kampf ist bereits der Herbst dieses Jahres im Gespräch, doch ob es wirklich dazu kommt, gilt keineswegs als sicher. Da der bei K2 unter Vertrag stehende Golowkin den Kampf gegen Andy Lee abgesagt hat, dürfte Lou DiBella ernsthaft überlegen, ob er sein Zugpferd Martinez tatsächlich mit dem Kasachen in den Ring schicken soll. Der in 29 Kämpfen ungeschlagene Gennadi Golowkin ist in der Form seines Lebens und hat zuletzt 16 Gegner in Folge vorzeitig besiegt.

Martinez kann ihm natürlich nicht dauerhaft aus dem Weg gehen, ohne seine Führungsrolle einzubüßen, doch gilt es für den 39jährigen Argentinier zuallererst zu prüfen, ob seine in 55 Ringauftritten malträtierte Physis tatsächlich noch höchsten Anforderungen standhält. Das Duell mit Miguel Cotto, der unter seinem neuen Trainer Freddy Roach einen zweiten Frühling erlebt, dürfte Martinez und Lou DiBella näheren Aufschluß darüber geben, wie man es sinnvollerweise mit Gennadi Golowkin halten sollte. [1]

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Christina Hammer läßt Jessica Balogun keine Chance

Im Rahmen der Veranstaltung des SES-Boxstalls in Magdeburg, deren Höhepunkt der Titelkampf im Supermittelgewicht zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham war, unterstrich Christina Hammer ihre Führungsrolle im Mittelgewicht. Die 23jährige Weltmeisterin der Verbände WBO und WBF mußte zwar mit der zwei Jahre älteren Aachenerin Jessica Balogun über zwölf Runden gehen, doch gab ihr deren kämpferische Einstellung reichlich Gelegenheit, verschiedene Aspekte ihres Könnens auszuspielen.

Wie viele andere Kandidatinnen vor ihr kam auch Jessica Balogun mit der Größe der Titelverteidigerin nicht zurecht und tat sich schwer, die Dortmunderin mit ihren Schlägen zu erreichen. Christina Hammer setzte jedoch nicht nur ihre körperliche Überlegenheit ein, sondern boxte auch beweglich und variabel. Immer wieder fand sie Lücken in der Deckung ihrer Gegnerin, die etliche Volltreffer verkraften mußte.

Wenngleich sich die Aachenerin regelrecht aufrieb und unermüdlich gegen die Weltmeisterin anrannte, gewann Christina Hammer nach zehn Runden einstimmig nach Punkten (100:90, 100:90, 100:90) und blieb damit auch in ihrem 17. Profikampf ungeschlagen. Für Jessica Balogun stehen nun 22 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Promoter Ulf Steinforth sprach zu Recht von einer gelungenen Werbung für das Frauenboxen, und die erfolgreiche Weltmeisterin attestierte ihrer Gegnerin großen Kampfeswillen. Diese habe es ihr nicht leicht gemacht, so daß es unverzichtbar gewesen sei, alle Stärken ins Feld zu führen. Jessica Balogun zollte der Siegerin Respekt für einen gelungenen Auftritt. Sie selbst habe hingegen einen schlechten Tag erwischt und unter ihren Möglichkeiten geboxt. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5551-britische-schlacht-im-mittelgewicht-auf-der-martinez-cotto-untercardandy-lee-fordert-matthew-ma.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5547-weltmeisterschaft-im-mittelgewichtchristina-hammer-dominiert-jessica-balogun.html

4. März 2014