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MELDUNG/1312: Mundfaul dürfen Großverdiener nicht sein (SB)




Im Kampf der Worte legt das Team Bermane Stivernes nach

Vitali Klitschko ist bekanntlich vom World Boxing Council (WBC) der Status des sogenannten Champion Emeritus zuerkannt worden, der ihm das Vorrecht einräumt, im Falle einer Rückkehr in den Ring sofort den amtierenden Weltmeister herauszufordern. Das hat in der Vergangenheit schon einmal funktioniert, wird jedoch aller Voraussicht nach kein zweites Mal geschehen. Klitschko ist aus westlicher Perspektive das Gesicht der Opposition in der Ukraine und verkörpert die Hoffnung auf einen Regimewechsel, der das Land in die Hände der Europäischen Union und womöglich auch der NATO treibt.

Um die Nachfolge Vitali Klitschkos kämpft der Kanadier Bermane Stiverne gegen den US-Amerikaner Chris Arreola, wobei sich die Wege der Kontrahenten schon einmal gekreuzt haben. Der Verband hat den beiden Teams ein Zeitfenster bis zum 24. Januar eingeräumt, innerhalb dessen sie sich freiwillig auf die Konditionen ihres Duells einigen können. Inzwischen rechnet man jedoch damit, daß die Frist ungenutzt verstreicht und es damit zu einer Versteigerung der Veranstaltungsrechte kommt, bei der neben den beiden Lagern auch andere Interessenten ihr Gebot abgeben können.

Wie der Trainer Bermane Stivernes erklärt, sei er fest davon überzeugt, daß sich sein Boxer auch bei der Revanche durchsetzen und damit zum neuen WBC-Weltmeister im Schwergewicht krönen wird. Don House zufolge hat sich Stiverne seit seinem Profidebüt im Jahr 2005 unter seiner Anleitung enorm entwickelt. Wenngleich Bermane damals noch jung und unreif gewesen sei, habe er in ihm den künftigen Champion gesehen. In den letzten Jahren sei auch in seinem Schützling die Überzeugung gereift, daß er es tatsächlich zum Weltmeister bringen werde. Spätestens seit dem Sieg über Arreola könne nichts und niemand Bermane Stiverne aufhalten.

Im ersten Kampf gegen Chris Arreola konnte sich der Kanadier als Außenseiter überzeugend nach Punkten durchsetzen. Sein Trainer hebt jedoch hervor, daß das damalige Resultat keinen Einfluß auf die Vorbereitung habe. Man gehe im Training zu Werke, als hätten die beiden noch nie zusammen im Ring gestanden. Arreola werde zwar versuchen, sich in die Form seines Lebens zu bringen, doch grundlegend anders boxen als damals könne er nicht. Dem Amerikaner fehlten einfach die Fähigkeiten, der Schnelligkeit und Schlagwirkung Bermanes standzuhalten. Dieser werde seinen Gegner nicht lange suchen müssen, da ihm Arreola nicht entgehen könne.

Bermane Stiverne selbst verbucht als zusätzliches Plus für sich, daß er den ersten Kampf gegen Arreola trotz einer Schulterverletzung nicht nur bis zum Ende durchgestanden, sondern klar nach Punkten gewonnen hat. Wie der auf Haiti geborene Schwergewichtler berichtet, habe er seine rechte Schlaghand wegen einer Muskelzerrung im Rücken nur sparsam und unter großen Schmerzen einsetzen können. Zuvor habe er Arreola mit einer einzigen Rechten auf die Bretter geschickt, doch sei es ihm aufgrund der Verletzung in der folgenden Runde nicht gelungen, seinem Gegner den Rest zu geben. Also habe er Plan B befolgt und sei mit Erfolg über volle zwölf Runden gegangen, worauf man sofort ein Krankenhaus aufgesucht habe. Er habe eben gelernt, ungeachtet aller Probleme wie ein Krieger zu kämpfen. [1]

Daß sich Chris Arreola von diesen markigen Worten ins Bockshorn jagen läßt, ist nicht anzunehmen. Werbung für den kommenden Kampf bleibt indessen erste Boxerpflicht, zumal es dabei nicht zuletzt um die eigene Börse geht. Zudem steht ja ein neuer Schwergewichtsweltmeister auf dem Spiel, der definitiv nicht Klitschko heißen wird. Gründe genug, nicht mundfaul zu sein, sondern sich bereits weit im Vorfeld verbal ins Zeug zu legen.

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David Haye träumt noch immer von Wladimir Klitschko

Da David Haye selbst am allerwenigsten zu wissen scheint, ob er seine Karriere beenden will, beenden sollte oder am Ende doch schon zum wiederholten Mal beendet hat, kann folgende Phantasie wohl nicht ausbleiben. Zweieinhalb Jahre nach seiner Niederlage gegen Wladimir Klitschko in Hamburg träumt der britische Ex-Weltmeister offenbar immer noch von einer Revanche. Wann genau diese stattfinden soll, läßt Haye wohlweislich offen, da dies unangenehme Fragen nach sich ziehen könnte. Er wolle sich im Augenblick auf nichts anderes konzentrieren, als das Training wieder aufzunehmen und rundum in Form zu kommen. Ein möglicher Kampf gegen Klitschko sei ohnehin nicht der Grund, doch wieder in den Ring zurückzukehren. "Im Boxen passieren manchmal aber komische Dinge. Du denkst, du hast keine Chance, etwas zu bekommen, und plötzlich fällt dir eine Gelegenheit in den Schoß", so der 33jährige. [2]

Dabei unterschlägt David Haye, wie komisch es Tyson Fury finden muß, daß ihr lange geplanter und zwischenzeitlich verschobener Kampf wegen der Schulteroperation des Londoners endgültig abgesagt wurde, weil eine Fortsetzung der Karriere unter diesen Umständen nicht mehr möglich sei.

Was Wladimir Klitschko betrifft, so verteidigt dieser seinen Titel im nächsten Schritt gegen den als krassen Außenseiter einzustufenden australischen Pflichtherausforderer Alex Leapai. David Haye merkt zwar süffisant an, daß er noch nie von dem Australier gehört habe, wünscht aber Klitschko dennoch viel Glück, Gesundheit und viele erfolgreiche Jahre im Ring. Schließlich müsse er zuerst seinen Arm auskurieren und sich wieder in Schwung bringen, ehe es zu einem Rückkampf gegen den Ukrainer kommt. Da der Brite in seiner turbulenten Boxerlaufbahn schon soviel weg- oder herbeigeredet hat, nimmt es nicht wunder, daß er das immer und immer wieder versucht. Glaubwürdigkeit steht dabei natürlich auf einem andern Blatt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/stiverne-vs-arreola-ii-purse-bid-rueckt-naeher-31154

[2] http://www.boxen.de/news/haye-nach-wie-vor-an-klitschko-rematch-interessiert-31155

22. Januar 2014