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MELDUNG/1259: Andre Ward nach langer Pause souverän wie eh und je (SB)




Edwin Rodriguez unterliegt dem Superchampion klar nach Punkten

Andre Ward hat sich nach einer ausgiebigen Pause von vierzehn Monaten überzeugend im Ring zurückgemeldet. Wie zuletzt bei seinem Sieg im Prestigeduell gegen Chad Dawson dominierte der Superchampion der WBA im Supermittelgewicht auch den bislang ungeschlagenen Edwin Rodriguez und setzte sich über zwölf Runden klar nach Punkten durch (118:106, 117:107, 115:108). Der Kalifornier hätte seinen Titel auch im Falle einer Niederlage behalten, da der aus der Dominikanischen Republik stammende Herausforderer beim offiziellen Wiegen zwei Pfund über dem Limit gelegen hatte. Während Ward damit auch seinen 27. Profikampf gewonnen hat, stehen für Rodriguez nun 24 Siege und eine Niederlage zu Buche.

Der Kampf begann unerfreulich, da die Kontrahenten häufig klammerten, worin sich vor allem der Herausforderer hervortat. Ward gestaltete den Infight überlegen, löste sich mitunter geschickt vom Gegner und konnte gegen Ende der ersten Runde mehrere klare Treffer ins Ziel bringen. Auch die folgenden Durchgänge boten ein ähnliches Bild, bis Ringrichter Jack Reiss in der vierten Runde einschritt und beiden Boxern zwei Punkte abzog, da sie nach einem Trennkommando weitergeschlagen hatten. Dank der Initiative des Referees bekamen die Zuschauer im kalifornischen Ontario nun einen attraktiveren Kampf zu sehen, in dem der Superchampion mit der Führhand und gefährlichen linken Haken seinen Gegner zunehmend zeichnete, dessen rechte Augenpartie zuschwoll.

Als der 28 Jahre alte Rodriguez in den mittleren Runden erste konditionelle Probleme erkennen ließ und seinen Druck nicht mehr aufrechterhalten konnte, baute Ward mit deutlichen Treffern seinen Vorsprung auf den Punktzetteln weiter aus. Rodriguez, der in einigen Runden nicht mehr als 15 Schläge abgefeuert hatte, konnte im zehnten Durchgang zunächst mehrere klare Treffer landen. Als er jedoch den offenen Schlagabtausch suchte, um eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen, traf ihn ein schwerer linker Haken, den er nur dank seiner ausgezeichneten Nehmerqualitäten und wohl auch seines Gewichtsvorteils verdaute.

Nachdem Rodriguez in der elften Runde mit einigen Körpertreffern eine recht gute Figur gemacht hatte, zog er sich im letzten Durchgang durch einen Kopfstoß Wards eine Rißwunde an der linken Augenbraue zu. Da nur noch eineinhalb Minuten bis zum Schlußgong zu boxen waren, ließ Jack Reiss den Kampf weiterlaufen, den der Herausforderer aber nicht mehr wenden konnte. Andre Ward hatte wiederum seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, auch in unsauberen Kämpfen mit zahlreichen unübersichtlichen Situationen die Oberhand zu behalten und einen Gegner, dem man eine enorme Schlagwirkung attestiert, dank seiner technischen Überlegenheit nicht zum Zuge kommen zu lassen.[1]

Edwin Rodriguez hatte zuletzt mit seinem Sieg beim "Monte Carlo Super Four" auf sich aufmerksam gemacht und im Vorfeld des Kampfs Andre Ward als sein früheres Vorbild bezeichnet. Für derartige Gefühle habe er heute keinen Platz mehr, da es ihm längst darum gehe, selbst ein Großer zu werden. Ward stehe ihm dabei im Weg und werde unsanft auf den Brettern landen, wenn er die Schlagwirkung des Herausforderers zu spüren bekomme. Nach dieser vollmundigen Ankündigung mußte Rodriguez bereits auf der Waage den ersten schweren Dämpfer hinnehmen, als er das vorgeschriebene Gewicht nicht erreichte, deswegen Wards Titel nicht mehr zur Disposition stand, und von der 200.000 Dollar betragenden Börse des Herausforderers eine Strafe von zehn Prozent abgezogen wurde. Vor allem aber fand Rodriguez im Ring seinen Meister, da er dem Superchampion nicht das Wasser reichen konnte.

Andre Ward zog im anschließenden Interview mit dem Sender HBO zufrieden Bilanz, er habe nach vierzehn Monaten Pause einen gefährlichen Gegner in die Schranken gewiesen. Rodriguez habe weniger mitgeboxt, als vielmehr auf einen Glückstreffer gesetzt und etliche regelwidrige Schläge angebracht. Man müsse lernen, klug gegen solche Leute zu kämpfen, die mit einem einzigen Schlag die Lotterie zu gewinnen hoffen. Da auch der Ringrichter einen guten Job gemacht habe, sei insgesamt gesehen vielleicht kein schöner Kampf, aber doch ein unanfechtbarer Sieg dabei herausgesprungen. Nun sei er zuversichtlich, sich bei seinem nächsten Auftritt noch stärker präsentieren zu können, und gespannt, wen er dann als Herausforderer vor die Fäuste bekommt.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/ward-meldet-sich-nach-14-monaten-mit-klarem-punktsieg-gegen-rodriguez-zurueck-30088

18. November 2013