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MELDUNG/1035: Felix Sturm wittert Morgenluft (SB)




Dopingvorwurf gegen Australier Sam Soliman

Am 1. Februar hatte der Australier Sam Soliman den Kölner Mittelgewichtler Felix Sturm nach Punkten besiegt und sich damit als Pflichtherausforderer seines Landsmanns Daniel Geale etabliert. Nun deutet sich eine Wendung an, die Sturm eine frühzeitige Revanche gegen Geale bescheren könnte, der ihn im September letzten Jahres als Superchampion des Verbands WBA entthront hatte. Die Nationale Antidopingagentur NADA hat den Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer, Thomas Pütz, davon in Kenntnis gesetzt, daß eine positive A-Probe Solimans vorliege.

Wie Pütz dazu mitgeteilt hat, habe er ein entsprechendes Schreiben der NADA erhalten. Daraus gehe hervor, daß in der Urinprobe, die Soliman nach dem Kampf gegen Felix Sturm entnommen wurde, Spuren einer Designerdroge nachgewiesen worden seien. Dies erkläre möglicherweise, weshalb der Australier mit 39 Jahren über eine derart bemerkenswerte Kondition verfügte. Er sei schockiert und habe die Weltverbände bereits informiert, so der BDB-Präsident. Pütz bezeichnete es als am gerechtesten, Sturm Gelegenheit zur Herausforderung des IBF-Weltmeisters Daniel Geale zu geben. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den Titelkampf zwischen Axel Schulz und Francois Botha, den der Südafrikaner 1995 in Stuttgart für sich entschieden hatte. Das Ergebnis wurde jedoch nachträglich annulliert, da Botha des Dopings überführt worden war.

In einer Twitter-Nachricht reagierte Soliman schockiert auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er wies die Dopinganschuldigungen als "kompletten Blödsinn und eine Beleidigung" zurück. Sein Manager David Stanley bezeichnete die Vorwürfe ebenfalls als haltlos und erklärte, Soliman sei absolut fassungslos, da er Doping strikt ablehne und nach diesem Prinzip lebe. Offenbar kämen die Vorwürfe aus dem Lager Felix Sturms, der sich bereits seinen nächsten Gegner ausgesucht habe. Das sei ein Akt der Verzweiflung, so Stanley. Er habe die australische Anti-Doping-Kommission informiert, damit sie sich mit der deutschen NADA in Verbindung setzt.

Sturm gibt sich hingegen von der Schuld seines Kontrahenten überzeugt. Man habe wohl im Lager Solimans angenommen, daß man das Dopingmittel nicht im Urin, sondern nur im Bluttest nachweisen könne. Das sei sehr schade für das Boxen, twitterte er. Die Australier seien von einem Arzt begleitet worden, der ausschließlich für Dopingproben zuständig war. Jetzt verstehe er den Grund für diesen Aufwand, so Sturm. Soliman solle aufhören, die Leute zu belügen, und sich die Öffnung der B-Probe ersparen. Zudem habe ihm das Lager des Australiers vor dem Kampf Doping unterstellt und ihn mit mehreren Bluttests schikaniert.

Sein Manager Roland Bebak sagte, man erhoffe Gerechtigkeit und eine neue Chance, um den Titel zu kämpfen. Man gehe nicht von einem weiteren Ausscheidungskampf aus, sondern wolle sofort gegen Daniel Geale antreten. Nun liege die Entscheidung bei der IBF. Besonders übel nimmt Bebak dem Umfeld des Australiers, daß man diesen als Saubermann präsentiert und Sturm drei Dopingtests vor dem Kampf abverlangt habe.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Sam Soliman erhärten, womit im Gefolge einer positiven A-Probe für gewöhnlich zu rechnen ist, könnte Felix Sturm im tiefsten Tal seiner Karriere unversehens Morgenluft wittern. Nach nur einem Sieg in seinen letzten vier Kämpfen stand der Kölner mit dem Rücken an der Wand, zumal er sich in Eigenregie vermarktet und bislang das einzige quotenrelevante Zugpferd seines Boxstalls beim Fernsehpartner Sat.1 ist. Die Einschätzung, er habe den Zenit seines Könnens überschritten und selbst mit handverlesenen Gegnern größte Probleme, war in der Vergangenheit des öfteren erhoben, doch stets als Neidkampagne seiner Konkurrenten zurückgewiesen worden. Seit dem Titelverlust zeichnete sich jedoch ein Stimmungsumschwung in der Berichterstattung ab, dem der Kölner mit einem raschen Griff nach dem nächsten Titel den Boden entziehen wollte.

Sam Soliman mit seinen 39 Jahren schien dafür der ideale Gegner zu sein, war er doch bereits Pflichtherausforderer bei der IBF. Der Australier feuerte jedoch in den zwölf geboxten Runden insgesamt 954 Schläge ab, während der fünf Jahre jüngere und als konditionsstark geltende Sturm lediglich auf 349 kam. Nun könnte sich die damals erhobene Kritik, der Kölner habe viel zu passiv gekämpft, in Luft auflösen, da der schnelle Schluß gezogen wird, Soliman habe sein hohes Tempo in diesem Kampf unerlaubten Substanzen zu verdanken. Dieser Kausalnexus ist zwar fragwürdig und bedürfte einer faktengestützten Überprüfung, wozu es jedoch erfahrungsgemäß nicht kommen wird.

3. März 2013