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MELDUNG/1030: Audley Harrison gewinnt Prizefighter-Turnier in London (SB)




Rehabilitation nach den Niederlagen gegen Haye und Price

Beim Prizefighter-Turnier, das sich in Britannien großer Beliebtheit erfreut, nahmen am vergangenen Wochenende in London acht Schwergewichtsboxer aus mehreren Ländern teil. Gekämpft wird bei diesem Modus über maximal drei Runden, der Verlierer scheidet aus. Alle Kämpfe werden an einem Abend ausgetragen, was natürlich attraktiv für die Zuschauer ist. Diesmal hat Audley Harrison, der das Turnier im Jahr 2009 schon einmal für sich entscheiden konnte, den Finalsieg davongetragen und den Löwenanteil der Prämie eingesteckt. Nach den desaströsen Niederlagen gegen seine Landsleute David Haye und David Price bescherte dieser Erfolg dem 41jährigen Briten eine gewisse Rehabilitation.

Zum Auftakt hatte Audley Harrison wenig Mühe mit dem Dänen Claus Bertino, der sich nach einem linken Haken bereits in der ersten Runde geschlagenen geben mußte. Mehr zu tun hatte der Nordire Martin Rogan, bis er sich schließlich in der dritten Runde durch technischen K.o. gegen den Polen Albert Sosnowski durchsetzen konnte. Schlecht lief es für Timo Hoffmann, der gegen den wenig bekannten Briten Ian Lewison ausschied. Enttäuschend verlief der Auftritt des Turnierfavoriten Travis Walker gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Derric Rossy, der ihn überraschend nach Punkten besiegte.

Im ersten Semifinale revanchierte sich Harrison für eine Niederlage aus dem Jahr 2008 und schaltete Martin Rogan aus. Der Nordire kämpfte beherzt, aber zu einfallslos, so daß ihn der Olympiasieger von 2000 fast nach Belieben ausboxen konnte. Im zweiten Halbfinale behielt Rossy knapp nach Punkten die Oberhand gegen Lewison.

Damit traf Audley Harrison im Finale auf Derric Rossy, der von seinen beiden vorangegangenen Kämpfen bereits deutlich gezeichnet war. Harrison wirkte hingegen noch frisch und traf immer wieder mit seiner Schlaghand. In der ersten Runde konnte sich der US-Amerikaner nach einem Niederschlag noch in die Pause retten, in der zweiten ließ er sich nach einem weiteren Treffer anzählen, worauf der Kampf trotz seines Protests abgebrochen wurde.

Im anschließenden Interview mit dem Sender und Veranstalter Sky Sports war der euphorische Harrison nicht zu bremsen und mischte die nur zu verständliche Freude über den Turniersieg wie so oft mit überzogenen Perspektiven. Er fühle sich ausgezeichnet und sei in der Form seines Lebens. Nun zahlten sich seine 20 Jahre Erfahrung aus, habe er doch seine Liebe fürs Boxen wiedergefunden. Jeder habe gesehen, wie gut er immer noch sei, weshalb er sehr optimistisch in die Zukunft blicke, so Harrison. Nun wolle er beweisen, daß er Weltmeister werden könne.

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Keine Wiederkehr für Andrzej Golota

Andrzej Golota und Przemyslaw Saleta haben vieles gemeinsam. Die beiden Polen boxen im Schwergewicht, wo sie jeweils 51 Kämpfe bestritten und internationale Erfolge errungen haben. Der 44jährige Saleta war Europameister, sein ein Jahr älterer Landsmann hat sogar um die Weltmeisterschaft gekämpft. Golota stand zuletzt vor dreieinhalb Jahren im Ring, als er klar gegen Tomasz Adamek verlor - einen weiteren Polen, der in New Jersey lebt und nach wie vor recht erfolgreich ist. Saleta hatte sogar seit 2006 nicht mehr geboxt.

Man mag es Nostalgie nennen, Geld war natürlich auch im Spiel, und welcher ehemals erfolgreiche Boxer träumte nicht davon, es den Jüngeren noch einmal zu zeigen. Jedenfalls trafen Andrzej Golota und Przemyslaw Saleta in Danzig im Ring aufeinander, was vor allem ersterem nicht gut bekam. Zunächst mußte allerdings der ehemalige Europameister einiges einstecken, doch im dritten Durchgang drehte er den Spieß um und setzte seinem Gegner gehörig zu. In den folgenden beiden Runden lieferten die Kontrahenten einander zur Freude des Publikums immer wieder einen spektakulären Schlagabtausch, worauf Saleta in der sechsten Runde endgültig die Oberhand gewann. Von zahlreichen Schlägen getroffen, ging Golota schließlich zu Boden und wurde ausgezählt.

Damit dürfte die Karriere Andrzej Golotas endgültig beendet sein, der 41 Kämpfe gewonnen, neun verloren und einen unentschieden beendet hat. Zu einer Revanche gegen Tomasz Adamek, von der gerüchteweise die Rede war, wird es sicherlich nicht mehr kommen. Ob Przemyslaw Saleta, für den nun 44 Siege und sieben Niederlagen zu Buche stehen, wieder soviel Gefallen an seinem alten Metier gefunden hat, daß ihm der Sinn nach weiteren Auftritten steht, wird sich zeigen.

26. Februar 2013