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MELDUNG/946: Johnaton Banks kontert Seth Mitchell aus (SB)




Bislang größter Erfolg des langjährigen Steward-Schülers

Am 25. Oktober verstarb der weltbekannte Trainer Emanuel Steward im Alter von 68 Jahren in seiner Heimatstadt Chicago. Schon zuvor hatte der 30jährige Johnathon Banks an seiner Stelle das Training Wladimir Klitschkos übernommen, der am 10. November seine Titel verteidigte. Die beiden kennen einander seit 2004, da Banks eineinhalb Jahrzehnte lang die Arbeit Stewards in dessen legendärem Gym "Kronk" begleitet hat und wiederholt Sparringspartner des Weltmeisters war. Nachdem sich der Ukrainer in Hamburg über zwölf Runden einstimmig nach Punkten gegen den polnischen Herausforderer Mariusz Wach durchgesetzt hatte, sprach er seinem gesamten Team Dank für die gelungene Vorbereitung ohne Steward aus. Vor allem sein Trainer Johnathon Banks habe eine großartige Leistung geboten, als er ohne entsprechende Erfahrung sofort einen wichtigen Titelkampf zu betreuen hatte. Johnathon habe die Aufgabe perfekt gelöst, weshalb er sehr zufrieden mit ihm sei.

Nur dreieinhalb Wochen nach dem Tod seines Trainers und Mentors stieg Johnathon Banks nun seinerseits in den Ring. Der Schwergewichtskampf gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Seth Mitchell wurde vom Verband WBC als eine Qualifikation angesetzt, deren Sieger nur noch einen Schritt von der Herausforderung des Weltmeisters Vitali Klitschko entfernt sein soll. Parallel dazu wurde ein Duell zwischen Chris Arreola und Bermane Stiverne angesetzt. Sollte der Ukrainer seine Karriere noch einige Zeit fortsetzen, würden die Sieger der beiden Kämpfe untereinander ausmachen, wer der nächste Pflichtherausforderer Klitschkos wird. Hängt dieser jedoch angesichts seiner politischen Ambitionen die Boxhandschuhe an den Nagel, könnte aus dem Ausscheidungskampf sogar die Kür des neuen Weltmeisters werden.

Mit dem ungeschlagenen Seth Mitchell bekam Johnathon Banks einen Gegner vor die Fäuste, den der führende US-amerikanische Boxsender HBO seit geraumer Zeit zum Hoffnungsträger aufgebaut hatte. Als ehemaliger Footballspieler gibt Mitchell den Idealtypus des Athleten ab, wie ihn das amerikanische Publikum mit sportlicher Leistungsfähigkeit gleichsetzt und als soziales Rollenmodell verehrt. Banks mußte also damit rechnen, daß Sender und Zuschauer seinen Widersacher siegen sehen wollten. Davon abgesehen hatte Mitchell kompakte zehn Kilo mehr auf die Waage gebracht, und daß er seine muskelbepackte Statur rammbockartig einzusetzen versteht, hatten bereits 25 Gegner mit einer Niederlage bezahlt.

Wie erwartet machte Seth Mitchell von Beginn an Druck und versuchte im ständigen Vorwärtsgang Wirkungstreffer zu erzielen. Wenngleich seine technischen Fertigkeiten beschränkt sind, pflegt er doch den Kontrahenten solange zu bedrängen, bis einer seiner wuchtigen Schläge ins Schwarze trifft. Banks war also gewarnt und hielt sich vorerst zurück, wobei er sich aufs Klammern verlegte, sobald ihm Mitchell zu dicht auf den Leib rückte. So endete die erste Runde unter dem Jubel des Publikums, das seinen Favoriten bereits auf der Siegerstraße sah und für seinen energischen Auftritt feierte.

In der zweiten Runde bot sich zunächst das gleiche Bild, da Mitchell weiter angriff. Die Szene änderte sich schlagartig, als Jonathon Banks seinen anrennenden Gegner plötzlich perfekt abkonterte und mit einer Links-Rechts-Kombination zu Boden schickte. Zwar kam der 30jährige noch einmal auf die Beine, doch war er von den beiden Treffern so beeinträchtigt, daß er nach einer weiteren Kombination erneut auf den Brettern landete und angezählt wurde. Wieder raffte er sich auf, doch als die rettende Pause nur noch 20 Sekunden entfernt war, schlug ihn Banks zum dritten Mal in dieser Runde nieder, woraufhin Ringrichter Eddie Cotton einschritt und den Kampf abbrach.

Wenngleich es übertrieben wäre, von einer Sensation zu sprechen, konnte Johnathon Banks doch den bislang größten Sieg seiner Karriere feiern. Seth Mitchell hingegen mußte die Erfahrung machen, daß zum Boxen zumindest in den höheren Rängen doch Qualitäten gehören, über die er nicht verfügt und angesichts seiner fehlenden Ausbildung in diesem Metier wohl auch nie gebieten wird. Während Banks nun 29 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden vorzuweisen hat, stehen für Mitchell 25 gewonnene Auftritte sowie je ein verlorener und unentschieden beendeter Kampf zu Buche.

Sichtlich enttäuscht zog Seth Mitchell im nachfolgenden HBO-Interview die Bilanz, die erste Runde sei klar an ihn gegangen, worauf ihn Banks jedoch in der zweiten mit einem Konter erwischt habe. Daraufhin habe er ihn an den Hüften geklammert, nicht aber um seine Arme, so daß er weiterschlagen konnte. Man solle sich nach dieser Niederlage nur ja keine Sorgen um ihn machen, sondern besser um seinen nächsten Gegner.

Jonathon Banks widmete seinen erfolgreichen Kampf dem verstorbenen Emanuel Steward. Er werde ihn vermissen und sei ihm dankbar, da er ohne ihn niemals so weit gekommen wäre. Daß Mitchell stark und zielstrebig ist und unbedingt gewinnen wollte, sei ihm natürlich klar gewesen. Nach diesem Sieg sei seine Motivation beträchtlich gewachsen, den Weg an die Spitze entschlossen fortzusetzen.

19. November 2012