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MELDUNG/937: Rola el-Halabi trainiert für ein Comeback im Januar (SB)




Attentat vom April 2011 soll nicht das letzte Wort gewesen sein

Am 1. April 2011 war der Stiefvater und ehemalige Manager der Ulmer Boxerin Rola el-Halabi unmittelbar vor einem geplanten Titelkampf gegen die Bosnierin Irma Balijagic wutentbrannt in ihre Kabine gestürmt und hatte vier Schüsse auf sie abgefeuert. In Fuß, Knie und Schlaghand getroffen war die Boxerin wochenlang an einen Rollstuhl gefesselt. Das Berliner Landgericht verurteilte Hicham El-Halabi im November 2011 zu sechs Jahren Haft. Hintergrund der Tat war nach Auffassung des Gerichts, daß sich die damals 26jährige im Januar von ihrem Adoptivvater als Manager getrennt hatte. Die sportliche Laufbahn der unbesiegten Weltmeisterin der Verbände WIBF und WIBA im Leichtgewicht schien nach dem Attentat unwiderruflich beendet zu sein.

Rückhalt fand die gebürtige Libanesin eigenen Angaben zufolge bei ihrem Verlobten und ihrer Familie. Wenn es ihr schlecht gegangen sei, hätten sie ihr zugehört. Darüber hinausgehende psychologische Hilfe brauche sie nicht, zumal sie kein Mensch sei, der auf Knopfdruck über seine Gefühle reden könne. Ihren heute 45jährigen Stiefvater hat sie seit der Gerichtsverhandlung, in der sie als Nebenklägerin aufgetreten war, nicht mehr gesehen. Sie hat auch nicht vor, wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Boxen sei ihr Traum, den sie weiterleben wollte, sagt Rola el-Halabi heute. Sie will am 12. Januar 2013 in Neu-Ulm gegen die gebürtige Italienerin Lucia Morelli in den Ring zurückkehren. Die endgültige Entscheidung, wieder anzutreten, sei "wie eine zweite Geburt" gewesen, "wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern auf einmal". Sie habe ihr gesamtes Leben gelernt zu kämpfen und bereite sich vor wie vor zwei Jahren auch: "Ich muß gewinnen, das ist meine Aufgabe." [1]

Sie sei Weltmeisterin gewesen und von einem Augenblick auf den andern aus dem Leben gerissen worden. "Das ist das Schlimmste, was mir passiert ist." Ihr schwerster Kampf erwarte sie in der Kabine vor dem Gang in die Halle, doch sie versuche einfach, das in den Hintergrund zu stellen. [2] Wenngleich kaum jemand an ihr Comeback geglaubt habe, sei sie stets fest entschlossen gewesen, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufzuhören. Und der 1. April 2011 sei ganz sicher nicht der Höhepunkt gewesen. Das habe sie vorangetrieben und weiterkämpfen lassen. Bereits vor knapp einem Jahr hatte sie das Boxtraining wieder aufgenommen, doch durfte sie wegen einer Metallplatte in der Hand noch nicht wieder kämpfen.

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Marco Huck zur Revanche gegen Firat Arslan bereit

Nachdem sich Marco Huck bei seinem umstrittenen Sieg am 3. November in Halle gegen Firat Arslan harscher Kritik von Fans und Medien ausgesetzt sah, ist er nun mit der Erklärung an die Öffentlichkeit getreten, daß er dazu bereit sei, noch einmal gegen Arslan um den Titel zu kämpfen. Der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht hatte über weite Strecken des Kampfs keine allzu gute Figur gemacht und dem Herausforderer, der in der Halbdistanz überlegen war und immer wieder den Infight suchte, das Feld überlassen. Dies führte dazu, daß Arslan der aktivere Boxer war und nach Meinung der meisten Beobachter den Sieg verdient gehabt hätte.

Huck möchte den Eindruck, ihm sei der Erfolg geschenkt worden, wieder geraderücken und zu diesem Zweck ein zweites Mal gegen den ehemaligen WBA-Champion antreten. Er sei inzwischen nach Hause zurückgekehrt und werde eine kurze Pause einlegen, da der Kampf sehr strapaziös gewesen sei. Daß das Ergebnis eine derart heftige Debatte ausgelöst habe und nur wenige seine Freude über den Sieg teilten, bedauere er sehr. Er erinnere alle Kritiker daran, daß ein Boxkampf nun einmal nach bestimmten Kriterien gewertet werde. Obgleich der Abstand gering gewesen sei, gehe er nach wie vor davon aus, gewonnen zu haben. Um alle Zweifel aus der Welt zu schaffen, erkläre er sich bereit, Firat Arslan eine zweite Chance zu geben.

Dieser Absichtserklärung ungeachtet steht als nächster Kampf jedoch aller Voraussicht nach ein drittes Duell mit Ola Afolabi an. Gegen den Briten hatte Huck zunächst nach Punkten gewonnen und bei ihrer zweiten Begegnung dank eines umstrittenen Unentschiedens seinen Gürtel behalten.


Fußnoten:

[1] http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/sport/mehr_sport/499373_Rueckkehr-nach-Drama.html

[2] http://www.stern.de/sport/sportwelt/angeschossene-el-halabi-verteidigt-wm-titel-im-januar-1921112.html

8. November 2012