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MELDUNG/842: Moskauer Pressekonferenz ohne Manuel Charr (SB)




Vitali Klitschko wirbt für seinen nächsten Auftritt

WBC-Weltmeister Vitali Klitschko mußte bei der Pressekonferenz in Moskau auf die Anwesenheit seines nächsten Gegners verzichten. Herausforderer Manuel Charr saß auf dem Londoner Flughafen fest, da offenbar in seinen Papieren ein Stempel fehlte. Er entschuldigte sich für sein Fernbleiben per Mobiltelefon, was den Ärger Bernd Böntes aber nur unwesentlich beschwichtigen konnte. Wie der Manager der Klitschkos anmerkte, halte er das für absolut unprofessionell. Er habe Charr und dessen Team schon vor geraumer Zeit darauf hingewiesen, daß sie sich rechtzeitig um die Visa-Angelegenheiten kümmern müßten.

Der Champion selbst nahm es gelassen und unterhielt die versammelten Medienvertreter mit einer kleinen Geschichte über einen jungen und hungrigen Herausforderer, dem ein Box-Opa die Leviten lesen werde. Wenn Charr sich für einen Löwen halte, der aus dem Käfig befreit ein totes Stück Fleisch zu reißen glaube, werde er sich an Dr. Eisenfaust die Zähne ausbeißen und zahnlos in seinen Käfig zurückschleichen.

Anstelle des verhinderten Kölners gab sein Fitneßtrainer Clive Salz eine Stellungnahme ab. Manuel Charr verfüge natürlich nicht über die Erfahrung Vitali Klitschkos, der gegenwärtig der stärkste Schwergewichtsboxer der Welt sei. Für seine Ankündigung, er wolle gegen Vitali boxen und ihn entthronen, sei Manuel stets ausgelacht worden. Nach dem Kampf in Moskau werde keiner mehr über ihn lachen. Charr hat sich für die Vorbereitung in Köln eine eigene Trainingshalle eingerichtet und wird von Vardan Zakajan betreut, der zuletzt bei der Hamburger Universum Box-Promotion einen Vertrag als Assistenztrainer hatte.

Der US-Fernsehsender HBO hat die Übertragungsrechte am Titelkampf zwischen Vitali Klitschko und Manuel Charr erworben und wird das Duell am 8. September zeitversetzt zeigen. Hauptkampf des Formats "World Championship Boxing" ist die Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht zwischen Andre Ward und Chad Dawson. Klitschkos letzter Auftritt bei HBO war die Titelverteidigung gegen den Polen Tomasz Adamek, der in New Jersey lebt und dort eine große Fangemeinde hat. Charr ist zwar in den USA so gut wie unbekannt, doch ist der Bericht aus Moskau für den Sender eine Ergänzung, mit der er seinen Boxabend aufzuwerten hofft. Ebenfalls übertragen wird der Kampf des WBC-Weltmeisters im Leichtgewicht, Antonio DeMarco, gegen den US-Amerikaner John Molina.

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Saul Alvarez am Unabhängigkeitstag gegen Josesito Lopez

Paul Williams ist mit dem Motorrad schwer verunglückt, James Kirkland laboriert an den Folgen einer Verletzung und Victor Ortiz hat überraschend gegen Josesito Lopez verloren. Da ein möglicher Gegner nach dem andern ausgefallen ist, verteidigt der WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht, Saul "Canelo" Alvarez, seinen Titel am 15. September gegen den Ortiz-Bezwinger. Vorwerfen kann man ihm unter diesen Umständen nicht, er habe sich einen mutmaßlich leichten Gegner ausgesucht, zumal Lopez seit dem jüngsten Paukenschlag mit anderen Augen gesehen wird. Favorit ist der junge Champion aus Mexiko jedoch allemal, der im Alter von 21 Jahren bereits 40 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet hat.

Wie Promoter Oscar de la Hoya es ausdrückte, wisse man um das außergewöhnliche Talent, das man mit dem mexikanischen Superstar "Canelo" habe. Auch habe sich Josesito Lopez diesen Kampf nach seinem beeindruckenden Überraschungssieg am 23. Juni gegen Victor Ortiz mit Sicherheit verdient. Dem fügte Alvarez selbst hinzu, er habe den Kampf zwischen Ortiz und Lopez vor Ort verfolgt und das Talent des Siegers gesehen. Daher freue er sich darauf, am Mexikanischen Unabhängigkeitstag gegen Josesito Lopez zu kämpfen und allen Fans eine phantastische Schlacht zu liefern.

Lopez, der bislang 30 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, ist sich natürlich bewußt, welche Rolle ihm in diesem Duell zugedacht ist. Trotzig erinnert er daran, daß man ihn schon gegen Ortiz in den Ring gestellt habe, damit er verliere, und nun wiederhole man dasselbe gegen Alvarez. Gegen Ortiz sei er klarer Außenseiter gewesen, was um so mehr mit Blick auf "Canelo" gelte. Er sei jedoch auch für diese Herausforderung bereit.

Nicht zuletzt, weil Josesito Lopez in der Vergangenheit zumeist im Halbweltergewicht oder darunter gekämpft hat, rechnet man mit einem relativ leichten Spiel für den favorisierten Weltmeister. Daher wird das Duell ungeachtet der Popularität des Mexikaners bei seinen Landsleuten und der Austragung am Nationalfeiertag nicht als Pay-per-View vermarktet.

18. Juli 2012